
Transcription
Kindergartenkinder und ihre MedienInformationen, Anregungen und Erziehungstipps für Eltern
INHALTVorwort .5Medien: Eine Herausforderung für die Erziehung .6Kindergartenkinder und Medien – Was Eltern wissen müssen .Medien und ihre Bedeutung für Kinder .Umgang mit Medien lernen – Worauf kommt es an? .Kinder, Medien und das soziale Umfeld .88911Wie Medienerziehung gelingt – Tipps und Anregungen .Inhalte gezielt auswählen .Kinder begleiten und unterstützen .Überforderung und Angst .Faszination Medienhelden .Werbung und Merchandising .Interaktive Medienangebote .Kleinkinder und Medien .1313172023262932Die passenden Medien für mein Kind: Checkliste für die Auswahl35Informationsangebote für Eltern .36Impressum .383
4
VorwortMedien wecken die Neugier von Kindern,entführen in fiktive Welten und bieten dieGelegenheit, spielerisch Neues zu entdecken. Nicht zuletzt versprechen Medien fürviele Kinder Spiel und Spaß und sind einbeliebter Freizeitvertreib. Dabei ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder bei der Mediennutzung von Anfang an begleiten. Denn vorallem bei den ersten Schritten in der Medienwelt brauchen Kinder Unterstützung undeine Bezugsperson, an die sie sich mit ihrenFragen und Erlebnissen wenden können.gungen und Tipps zur Medienerziehung vonKindern im Kindergartenalter an die Handzu geben.Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre und viel Erfolg bei der Umsetzung derpraktischen Anregungen für eine kompetente Medienerziehung!Siegfried SchneiderVorsitzender des Stiftungsratsder Stiftung Medienpädagogik BayernHinsichtlich der Mediennutzung jüngererKinder sind Eltern häufig verunsichert: Wassind geeignete Medien, welche Inhalte können überfordern und wie gehen Kinder mitWerbebotschaften um? Dies ist nur ein kleiner Teil der Fragen, die sich viele Eltern imErziehungsalltag stellen.Mit der Broschüre „Kindergartenkinder undihre Medien“ greift die Stiftung Medienpädagogik Bayern diese Fragen auf und unterstützt Eltern bei der Medienerziehung vonKindern im Alter von drei bis sechs Jahren.Neben der Vermittlung von Hintergrundwissen zur Medienaneignung von Kindernund der Bedeutung von Medien in derenLebenswelt liegt der Schwerpunkt der Broschüre darauf, Eltern alltagstaugliche Anre-5
Medien: Eine Herausforderung für die ErziehungSchritt für Schritt –Kinder entdecken ihre WeltEntwicklungsverlauf undMedienBis ins Alter von etwa drei Jahren sind Kleinkinder vor allem damit beschäftigt, ihre naheUmgebung zu erkunden. Sie entdeckenständig Neues und wagen erste Schritte indie Welt. Sie machen Erfahrungen mit allenSinnen und begreifen das, was sie sehenund anfassen können. Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren sind schonweiter. Sie gehen in den Kindergarten, machen Erfahrungen mit Gleichaltrigen. Siebeginnen, sich eigene Gedanken zu machen, eigene Ideen zu entwickeln und dieseauch eigenständig auszuprobieren. Selbstständig zu sein oder sich gegenüber Größeren zu behaupten sind wichtige Themenin dieser Phase. Auch Medien spielen beidieser Entdeckungsreise eine Rolle: Medien sind für Kinder von Anfang an Teil ihresLebens, die sie ähnlich wie ihr soziales undräumliches Umfeld Stück für Stück für sichentdecken.Das Interesse an Medien nimmt bei Kindernmit steigendem Alter zu. Sie betrachten Medieninhalte aus einem ichbezogenen Blickwinkel: Entdecken sie etwas, das sie ausihrem eigenen Alltag kennen oder schonerlebt haben, nehmen sie es aufmerksamauf. Oft begeben sie sich selbst mit ihrenVorstellungen in die Personen und Geschichten hinein. Medieninhalte und eigeneErfahrungen vermischen sich, Fiktion undRealität können noch nicht sicher unterschieden werden. Komplexere Handlungsverläufe und Erzählmuster sind Kindern indiesem Alter noch nicht zugänglich. Nochkonzentrieren sie sich vor allem auf dieHauptfiguren in einer Serie oder in einemBuch. Medienerlebnisse hinterlassen beiKindern vielfältige Eindrücke – eine Herausforderung für Erziehende liegt darin, zuerkennen, welche Medieninhalte für Kindergeeignet sind, und die richtige Auswahl zutreffen. Es ist daher wichtig, die Sichtweisedes erfahrenen Mediennutzers zu verlassen und sich auf die Perspektive des Kindes einzulassen.6
Unterstützung und Begleitungsind wichtigKinder im Kindergartenalter erobern die Medienwelt mit viel Entdeckerfreude. Eltern,Großeltern und andere Vertraute dürfen Kinder beim Umgang mit Medien nicht alleinelassen. Wird es mal zu spannend oder gibtes Fragen, brauchen Kinder die Gewissheit,dass ihre Bezugspersonen mit Rat und Tatzur Seite stehen. Gut ist es, Filme, Spieleoder Hörgeschichten gemeinsam auszusuchen und zu nutzen: Das macht nicht nurSpaß, sondern schafft gemeinsame Erlebnisse und bietet Gesprächsstoff zu The-men, die Kindergartenkinder beschäftigen.Dies und noch einiges mehr gilt es, bei derMedienerziehung zu berücksichtigen, denndas familiäre Umfeld bildet den Rahmen, indem Kinder Medien kennen und nutzen lernen.Diese Broschüre liefert Informationen rundum den Medienumgang von Kindern im Kindergartenalter und erklärt, wie Kinder Medieninhalte wahrnehmen, welche Inhalteihnen Angst machen und sie überfordernkönnen, und bietet Hilfestellung für die Medienerziehung an.7
Kindergartenkinder und Medien – Was Eltern wissenmüssenMedien und ihre Bedeutungfür KinderMedien sind fester Bestandteil des kindlichen Alltags und immer wieder Thema inder Familie und im Freundeskreis. Für Kinder stellen Medien wichtige Begleiter aufihrem Weg des Erwachsenwerdens dar, dasie u.a. helfen, Entwicklungsaufgaben zubewältigen. Dabei übernehmen Medien jenach Altersstufe verschiedene Funktionen.Für Kindergartenkinder sind Medien:Gegenstände: Kinder zwischen drei undsechs Jahren sind noch damit beschäftigt,ihre reale Umwelt zu erfassen und zu begreifen. Sie erkunden neugierig ihre Weltund nehmen natürlich auch Medien als Gegenstände wahr, die sie für sich entdeckenwollen.Geschichtenerzähler: Bei der Mediennutzung stehen vor allem die erzähltenGeschichten im Vordergrund. In den Geschichten werden Erfahrungen, Wissen undEmotionen vermittelt. Neben Vorlesebüchern und Hörspielen sind auch schon audiovisuelle Inhalte wie Filme und Fernsehserien für Kindergartenkinder faszinierend.8Wissensquellen: Medien spielen bei derSuche nach Informationen eine wichtigeRolle. Neben Kinderbüchern sind auch Hörspiele oder Filme eine wichtige Wissensquelle. Auch im Fernsehen finden sich altersgerecht aufbereitete Informationen inspeziellen Fernsehsendungen für Kinder.Teilweise gibt es zu diesen Sendungen aucheine passende Internetseite, die auf die Bedürfnisse von Kindergartenkindern abgestimmt ist. Gemeinsam mit den Eltern kannhier spielerisch Neues entdeckt werden.Orientierungsquellen: In den Medien finden Kinder vielfältige, zum Teil auch zweifelhafte Vorbilder. Auch die Ausformung vonWerten ist durch Medien geprägt. Von kleinauf spielen Kinder Medieninhalte nach underproben dort gesehene Verhaltensweisen.Um das Gesehene bzw. Erlebte zu verarbeiten und richtig einordnen zu können,brauchen sie die Unterstützung von Erwachsenen.Spielkameraden: Kinder nutzen verschiedene Medien zum Spielen, z.B. altersgerechte Spiel- und Malprogramme auf demComputer, Smartphone bzw. Tablet-PC. Bereits für Kinder ab vier Jahren gibt es geeignete Angebote, die sie gemeinsam mit den
Eltern nutzen können. Aber auch die Medienfiguren einer Geschichte können in derFantasie der Kinder zum Spielkameradenwerden.Unterhaltung, Information und Orientierung– Medien können für Kinder viele Funktionen erfüllen. Sie dürfen Kindern auch einfach mal Spaß bereiten. Die Auswahl desMedienangebots sollte die Bedürfnisse desKindes im Blick haben. Gleichzeitig ist eswichtig, Kindern alternative Angebote zumachen, mit denen dieselben Funktionenauch ohne Medien erfüllt werden können:z.B. durch Erzählen einer Geschichte, gemeinsames Spielen, Beantworten von Fragen. Medien wird so im kindlichen Alltagkein übermäßiger Stellenwert eingeräumt,sie übernehmen die Rolle eines ergänzenden Angebots.Umgang mit Medien lernen –Worauf kommt es an?Medien spielen beim Aufwachsen von Kindern von Beginn an eine große Rolle. Sowohl in der Familie als auch beim Einkaufenund in vielen Freizeitbereichen begegnensie Medien und medialen Inhalten. Geradebekannte Medienfiguren sind heute schonauf vielen Säuglingsartikeln präsent und begleiten Kinder von klein auf.Wie Kinder Medien wahrnehmen und wiesie mit ihnen umgehen können, hängt sowohl von ihrem individuellen Entwicklungsstand als auch von ihrem sozialen Umfeldab. Der Entwicklungsstand von Kindernkann zwar mit bestimmten Altersphasenin Verbindung gebracht werden, ist allerdings von Kind zu Kind verschieden. Manche Kinder können zum Beispiel schon imAlter von drei Jahren mit Geschichten umgehen, in denen Gespenster oder Räubervorkommen. Anderen Kindern bereiten solche Geschichten noch im GrundschulalterProbleme.Um Medien und ihre Botschaften zu verstehen, müssen Kinder im Kindergartenaltervor allem folgende Fähigkeiten entwickeln:Verständnis für eine andere Perspektive: Um Geschichten zu verstehen, müssen sich Kinder in andere Menschen (oderTiere) hineinversetzen können. Anhand derGesichtsausdrücke und Körpersprache vonFiguren können Kinder nachvollziehen, obein Ereignis lustig oder traurig, beängstigend oder fröhlich ist. Diese Fähigkeit ent-9
wickelt sich schon im Laufe des zweitenLebensjahres. Die anspruchsvollere Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive eines anderen zu sehen, bildet sich schrittweise abMitte des vierten Lebensjahres heraus.Verständnis für Symbole und Stilmittel:Kinder müssen lernen, Darstellungsmusterzu erkennen und zu verstehen. Das fängtbei Symbolen – wie dem Zeichen auf derPlay-Taste – an, umfasst aber auch verschiedene Stilmittel, wie die filmische Darstellung von Traumsequenzen durch verschwommene Aufnahmen. Was nicht direktin Wort und Bild ausgedrückt wird, bleibtKindergartenkindern meist noch verborgen. Auch das Verstehen der Absicht desMedienangebots gelingt Kindern zum Beispiel bei Fernsehwerbung erst ab ca. achtJahren, bei Fernsehgenres für Erwachseneerst deutlich später.Verständnis für komplexe Erzählstrukturen: Kinder müssen nach und nach lernen, Erzählstrukturen zu durchschauen.Geschichten für Medienanfänger solltensich deshalb auf sehr kurze Einheiten konzentrieren und einfache Erzählstruktureneinsetzen, d.h. die Medieninhalte sollteneinfache Worte verwenden und lang-10sam erzählt sein – ohne schnelle Schnitte, ohne Nebenhandlungen oder Zeit- undOrtsprünge. Bereits mit Beginn des zweitenLebensjahres können Kinder ansatzweise Geschichten – z.B. beim gemeinsamenBilderbuch lesen – nacherzählen. Erst mitzunehmendem Alter verstehen Kinder Geschichten mit mehreren Figuren und zeitlich aufeinanderfolgenden Handlungen. MitBeginn des Kindergartens können Kinderkomplexere Ereignisfolgen erkennen undbenennen.Im Entwicklungsverlauf erwerben Kinderimmer mehr Kenntnisse über Medien undderen Macharten. Die Familie muss dieseEntwicklung sensibel begleiten und besonders auf altersgerechte Angebote achten.Durch die gemeinsame Nutzung können Eltern leichter Verständnisprobleme erkennenund bei Bedarf Botschaft, Inhalt oder Darstellungsweisen erklären. Mit steigendemAlter und wachsender Erfahrung werdenKinder dann selbstständiger. Sie suchenMedienangebote zunehmend eigenständigaus und brauchen Erwachsene vor allem,um über das Erlebte sprechen zu können:sei es, um bei ängstigenden SituationenTrost oder Rat zu finden oder um Freudeüber Lustiges zu teilen.
Kinder, Medien und dassoziale UmfeldDie Medienvorlieben von Kindern sind vonverschiedenen Faktoren abhängig, wobeidas Kind selbst im Zentrum steht. Zusätzlich spielt das soziale Umfeld und natürlichdas Medienangebot, das den Kindern zurVerfügung steht, eine große Rolle. Die einzelnen Faktoren können dabei nicht isoliertbetrachtet werden, sie greifen ineinander:Kind – Entwicklungsstand, Interessenund Vorlieben: Jedes Kind ist anders –das Alter, aber auch aktuelle Erfahrungenund Interessen prägen das Medienerleben. Vor dem Hintergrund der eigenen Erlebnisse und Interessen wählen Kinder Medienangebote aus und ordnen sie in ihrenErfahrungsschatz ein. Dabei sind bereitsgeschlechtstypische Vorlieben zu erkennen. Kinder suchen in den Medien auchAntworten auf Fragen, die sie bewegen:11
beispielsweise beim Thema Freundschaftoder Haustiere. Besonders beliebt sind Geschichten, die Kinder zum Lachen bringen.Soziales Umfeld – Familie, Freunde, Kindergarten: Eltern, Großeltern, Geschwister und zunehmend auch (Kindergarten-)Freundinnen und Freunde sind wichtigeVorbilder und Gesprächspartner für Kinderin Bezug auf Medieninhalte. In der Familiewerden nicht nur erste Medienerfahrungengemacht, hier spielen die Medien auch einewichtige Rolle im gemeinsamen Alltag. Soerleben Kinder zum Beispiel, dass Medienden Alltag strukturieren: die Zeitung zumFrühstück, das Radio beim Kochen, dasFernsehen nach dem Abendessen. Je stärker sich die Bewegungsräume der Kindererweitern, desto größer wird aber auch derEinfluss von Freundinnen und Freunden.Durch sie stoßen sie mitunter auf neue Angebote, es werden Wünsche geweckt.Medienangebote in der Familie und Angebote des Medienmarkts: Kinder könneneinerseits die Geräte entdecken, die in derFamilie zur Verfügung stehen, andererseitsaus den Inhalten auswählen, die der Medienmarkt anbietet. Durch die angebotenenInhalte und Darstellungsformen wird das12Medienerleben der Kinder geprägt. Entscheidend dabei ist, ob Kinder altersangemessene Anregungen erhalten oder ob sievon medialen Eindrücken überfordert werden. In der Medienerziehung ist es somitentscheidend, welche Medieninhalte in derFamilie eine Rolle spielen und den Kindernangeboten werden.Die Art und Weise wie Medien im Familienalltag thematisiert werden und die Qualität der Medienerziehung tragen wesentlich dazu bei, wie kompetent ein Kind mitMedien umgehen kann. Der Familie kommtbei der Vermittlung von Medienkompetenzeine zentrale Rolle zu: Kindern können erste Zugänge zu altersgerechten Medienangeboten eröffnet und Möglichkeiten gegeben werden, ihre Medienerfahrungen zuthematisieren und damit zu verarbeiten. Dieideale Voraussetzung dafür schaffen Eltern,indem sie ihren eigenen Medienumgang reflektieren und sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind. Eine Familie, in der alle bewusstmit Medien umgehen, schafft die ideale Voraussetzung für eine gelingende Medienerziehung.
Wie Medienerziehung gelingt –Tipps und AnregungenInhalte gezielt auswählenDie vierjährige Emma ist ganz aufgeregt: Auf dem Kindergeburtstag ihrer Freundin durftendie Kinder alle zusammen „Lauras Stern“ anschauen. Bisher war TV tabu, doch Emma willunbedingt nochmal „den Stern“ sehen. Nach einigen Diskussionen haben sich Mutter undVater darauf geeinigt, dass Emma groß genug ist, um gezielt kindgerechte Inhalte anschauen zu dürfen. Natürlich nach zeitlichen Vorgaben und vor allem nur pädagogisch vertretbares Programm. Für Mutter Susi ein Problem: „Was heißt da eigentlich altersgerecht? Worauf sollen wir achten? Was versteht Emma überhaupt schon?“13
Eltern stellen sich häufig die Frage, welche Medieninhalte für ihre Kinder geeignetsind. Das große Angebot des Medienmarktsmacht die Auswahl für sie nicht leichter. Esgibt jedoch einige Aspekte, die bei der Auswahl geeigneter Angebote Orientierung bieten:Keine Verunsicherung: Medienangebotefür kleine Kinder sollten nichts enthalten,was die Mädchen und Jungen erschrecken,aufwühlen oder ängstigen könnte: Laute und bedrohliche Musik, unheimliche Figuren oder Gewalt gegen Menschen oderTiere sind tabu.Einfaches Erzählmuster: Kleine Kinderbrauchen Medienangebote, die einfach,verständlich und anschaulich sind. Themen, Symbole und Dinge, die sie schonaus ihrer eigenen Umwelt kennen, werdenwiedererkannt. Wichtig sind kurze Einheitenund Geschichten, die eine klare und nachvollziehbare Struktur und Sprache haben.Bei Spielen, Clips oder Hörgeschichtensollte der Spannungsbogen überschaubarsein. Wichtig ist, dass Geschichten immergut ausgehen.„Ich kann nicht verstehen, was er andiesem gelben Schwammkopf so tollfindet. Aber wenn ich sehe, wie sehrer sich dabei amüsiert.“ (Vater einesKindgerechte Figuren: Kindergartenkindermögen kindliche Figuren, die neugierig ihreUmwelt entdecken. Tierfiguren sind besonders beliebt, aber auch kleine Fantasiewesen, die etwas Besonderes können oder einauffälliges Äußeres haben. Wichtig ist dassoziale Miteinander: Sich gegenseitig zuhelfen und sich Mut zu machen, ist geradefür kleine Kinder ein zentrales Element.145-Jährigen)Anregende Inhalte: Medienangebote fürdie Kleinen sollten die Fantasie anregenund zum Selbermachen animieren. Am besten ist es, wenn Spiele, Bilderbücher oderHörgeschichten neugierig machen, die eigene Umwelt zu entdecken und selbst aktivzu werden. Besonderes Vergnügen bereitetes den Mädchen und Jungen, wenn sie Bekanntes wiedersehen oder -hören. Merksätze, Melodien oder Reime haben für sie einen hohen Wiedererkennungswert.Altersfreigaben beachten: Unter der Altersfreigabe versteht man die vom Gesetzgeber geregelte Freigabe von Filmen,Computerspielen und Musik für Kinder und
Jugendliche. Die Altersfreigabe von Kinofilmen und Filmen auf Video, DVD oder BluRay erfolgt in Deutschland durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft(FSK). Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist die verantwortliche Stellein Deutschland für die Alterskennzeichnungvon Computer- und Videospielen (Trägermedien). Die FSK und die USK vergebendie Einstufungen „ab 0 freigegeben“, „ab 6freigegeben“, „ab 12 freigegeben“, „ab 16freigegeben“ und „ab 18“. Für Kinder untersechs Jahren sollten nur Angebote ausgewählt werden, die eine Freigabe „ab 0 freigegeben“ haben. Gleichzeitig ist es wichtigzu wissen, dass diese Freigaben keine Altersempfehlungen sind. Altersfreigaben bilden somit einen Rahmen, die Auswahl derAngebote muss dann aber mit Blick auf denEntwicklungsstand des jeweiligen Kindeserfolgen.„Meine Mutter möchte immer, dassich so was Langweiliges schaue.Aber ich bin doch kein Baby mehr.“(Simon, 6 Jahre)Sollten Eltern auf Medienangebote oderauch Werbung stoßen, die ihnen zu einerbestimmten Zeit oder in einem bestimmtenKontext als nicht geeignet erscheinen, können sie sich an verschiedene Einrichtungen– z.B. die Bayerische Landeszentrale fürneue Medien (BLM) unter [email protected] –mit einer Beschwerde wenden. Dies giltauch für Angebote im Internet.Informieren und im Vorfeld überprüfen:Bei der Auswahl der Medieninhalte ist darauf zu achten, dass diese inhaltlich und inihrer Ausgestaltung für das Alter des Kindesgeeignet sind. Hilfestellung bieten nebenden Altersfreigaben spezielle Beratungsangebote für Eltern, z.B. die Programmberatung für Eltern FLIMMO im Hinblick auf dasFernsehprogramm. Diese Informationentreffen häufig Aussagen über den pädagogischen Wert eines Produkts. Grundsätzlichgilt: Wenn Eltern einen Medieninhalt nichtkennen, sollte dieser vorab auf problematische Inhalte und Darstellungsformen – wiez.B. besonders spannungsreiche Stellenoder drastische Bilder, die das Kind überfordern könnten – überprüft werden.Altersfreigaben und Empfehlungenvon Profis sind eine Hilfestellung fürEltern bei der Auswahl der richtigen Medieninhalte. Aber gerade bei kleinen Kindernmüssen Eltern zuallererst ihr Kind mit sei-15
nen speziellen Bedürfnissen in den Blicknehmen. Eltern sollten sich wenn möglichalle neuen Medienangebote selbst ansehenund ihre Kinder begleiten, gerade wenn sieInhalten zum ersten Mal begegnen. Bereitsim Kindergartenalter können Kinder dazuangeleitet werden, aus dem altersgemäßenMedienangebot eine Auswahl zu treffen undihre Vorlieben zu begründen. Wenn Kindererleben, dass Erwachsene ihnen erklären,warum sie ein Angebot gut oder schlechtfinden, lernen sie auch, ihre eigene Auswahl bewusster zu treffen und ihre eigenenVorlieben zu begründen.16
Kinder begleiten und unterstützenMontag, 14 Uhr: Leon, 4 Jahre, wird vom Kindergarten abgeholt. Die erste Frage an seineMutter ist: „Kann ich jetzt die Zoosendung schauen?“ Die Dokumentation über deutscheTiergärten ist sein absoluter Fernsehfavorit. Seine Mutter ist der Meinung, dass die Sendungzu lang und nicht unbedingt ein Angebot für kleine Kinder ist. Nach vielen Kämpfen mit demSohn hat sie sich jedoch auf die „Zoosendung“ eingestellt. Sie ist stets in der Nähe, wennLeon fernsieht, da er immer wieder Fragen stellt oder über das Gesehene reden möchte.Leons Interesse wird auch im Familienalltag aufgegriffen: beim Spielen in der Familie, durchgemeinsame Zoobesuche und durch Ausleihen von Tierbüchern in der Bücherei.17
Sobald Kinder Medien entdecken, brauchensie Unterstützung. Erwachsene Bezugspersonen müssen Kinder bei der Mediennutzung begleiten. Dazu gehört sowohl die Bereitschaft, für alle Fragen zur Verfügung zustehen, als auch das aktive Aufgreifen vonInhalten, die den Kindern in den Medienbegegnet sind. So können die Erlebnisseder Medienhelden einen spannenden Gesprächsstoff für lange Autofahrten bieten.Kinder werden ihren Eltern interessiert zuhören, warum diese bestimmte Figuren unattraktiv oder spannend finden. Indem Kinder lernen, zu begründen, warum sie einenbestimmten Film gerne sehen, beginnensie, ihre Medienerfahrung zu reflektieren.Auch wenn sich das Kind nach der Mediennutzung bereits einer anderen Tätigkeitzugewendet hat, beschäftigen es die Erlebnisse weiter. Eltern sollten ein offenes Ohrdafür haben, was Kinder im Gespräch mitanderen oder im Spiel umsetzen und verarbeiten. Kinder greifen mediale Vorbilderim Spiel auf und retten dann à la „Bob derBaumeister“ mit ihrem Bagger Tiere oderunterhalten sich, wie in „Lauras Stern“, mitihren Fantasiefreunden. Auf diese Weiseverarbeiten Kinder auch ängstigende Situationen. Eltern sollten darauf eingehen und18einerseits die Kinder bei der spielerischenVerarbeitung unterstützen und andererseitsRückschlüsse auf die weitere Auswahl vonMedienangeboten ziehen, um das Kindnicht zu über-, aber auch nicht zu unterfordern.Mama sagt, der macht nur Quatsch,aber ich muss lachen.“ (Hannes,5 Jahre, über „SpongeBob“)Gerade im Kindergartenalter stehen dasaktive Entdecken der Umwelt und Bewegung im Vordergrund. Medien können einegute Ergänzung sein, dürfen andere Tätigkeiten aber nicht verdrängen. Aufgabe derEltern ist es, klare zeitliche Grenzen zu setzen. Allerdings fällt es Kindern in diesemAlter noch schwer, Zeitangaben zu verstehen und umzusetzen. Umso wichtiger istdie stetige Begleitung durch die Eltern: Siekönnen mit den Kindern vereinbaren, dasseine Folge der Lieblingssendung gesehenoder zwei Partien eines Spiels gespielt werden dürfen. Danach muss klar Schluss sein.Am einfachsten ist dies, wenn das Kind denFernseher, den Computer oder das Smartphone dann selbst ausschaltet. Damit das„Abschalten“ leichter fällt, können Elternauch attraktive Angebote für medienfreie
Beschäftigungen machen: z.B. Malen, Basteln, Spielen in der Natur.„Und manchmal macht der Harry gemeine Sachen mit der Laura. Da magich nicht weiterschauen.“ (Amelie,4 Jahre, über „Lauras Stern“)Selbstverständlich können Eltern die Zeit, inder Kinder mit vertrauten Medienangebotenbeschäftigt sind, nutzen, um ein Telefonatzu führen oder das Zimmer aufzuräumen.Medien sollten aber unter keinen Umständen systematisch als Instrument zum „Ruhigstellen“ von Kindern eingesetzt werden.Gerade bei neuen Angeboten sollten Eltern den Kindern die volle Aufmerksamkeitschenken und die Medieninhalte mitverfolgen. Wenn die Geschichten dann vertrautsind, können Kinder auch mal gemeinsammit Freundinnen und Freunden oder Geschwistern alleine schauen oder spielen.Erwachsene müssen aber immer in Sichtund Rufweite bleiben.Meist haben die Medien mit dem eigentlichen Grund der Bestrafung/Belohnung garnichts zu tun. Werden sie als Druck- bzw.Lockmittel eingesetzt, bekommen sie einen höheren Stellenwert als nötig und werden von den Kindern als etwas Besonderesempfunden.Kinder im Kindergartenalter brauchen bei der Mediennutzung Unterstützung. Bezugspersonen, die denMedienumgang begleiten, sowie klare Zeitgrenzen sind in dieser Altersgruppe sehrwichtig. Vor allem mit noch unbekannten(Hör-)Geschichten, TV-Sendungen, Filmenetc. sollten Kinder nicht alleine gelassenwerden. Wiederholungen bekannter Inhaltekönnen helfen, das Gehörte bzw. Gesehene zu begreifen und zu verarbeiten. DasGespräch mit den Kindern über das, wassie im Fernsehen anschauen, am Computer spielen oder auf CD hören, ist ein wichtiges Element zur Förderung von Medienkompetenz.Auf beliebte Medieninhalte verzichten Kinder nur sehr ungern. Daher kommen sieschneller den Wünschen der Eltern entgegen, wenn mit der Lieblingssendung imFernsehen gedroht oder auch gelockt wird.19
Überforderung und AngstAm Sonntagnachmittag ist Familienzeit, gemeinsam wird „König der Löwen“ auf DVD angeschaut. Der Film ist „ab 0 freigegeben“, deshalb darf auch die fünfjährige Emily mitschauen.Vereinbart ist, dass heute die erste Hälfte des Films und an einem anderen Tag dann derRest geschaut wird. Je länger der Streifen dauert, desto enger schmiegt sich die Kleine anihre Mutter. Als der Vater des Löwenjungen in einer dramatischen Szene stirbt, ist für Emily die Grenze des Erträglichen überschritten. Sie weint, versteckt sich hinter dem Sofa undist kaum mehr zu beruhigen. Was sie gesehen hat, lässt sie noch Tage später nicht los. DieEltern sind ratlos und beschließen, mit Emily erst mal keine Filme mehr gemeinsam anzuschauen. Stattdessen stehen kurze Clips von „Lars, der kleine Eisbär“ und „Die Sendung mitdem Elefanten“ auf dem Programm.20
Gruselige Gestalten wie Ungeheuer, Dämonen oder Außerirdische können ebenso überfordern wie schnelle Schnitte, lauteMusik, lange Spannungsbögen oder drastische Bilder in den Nachrichten. Besonders belastet es Kinder, wenn Altersgenossen in Not geraten oder gar verletzt sindund sterben, da sie sich mit ihnen und ihrer Situation identifizieren und die Nähe zusich selbst starke Emotionen wecken kann.Kleinen Kindern können aber auch auf denersten Blick ‚harmlose‘ Inhalte zu schaffenmachen – Trennung und Verlust sind besonders schwer zu verkraften. Selbst Kindermedien für die ganz Kleinen könnenÄngste oder andere unangenehme Gefühleauslösen.„Da sind Spinnen gekommen, da habich geweint, ganz doll.“ (Marlene,5 Jahre, über einen Märchenfilm)Kindergartenkinder nehmen Medieninhalteanders wahr und verarbeiten diese auf andere Weise als ältere Kinder oder Erwachsene. Ihr emotionaler und geistiger Entwicklungsstand ist mit Erwachsenen nichtzu vergleichen. Sie können sich noch nichtvon Gesehenem distanzieren. Ihnen fehlenmediale Erfahrungen und das Hintergrund-wissen, wie beispielweise Filmgeschichtenfunktionieren. Deshalb können sie medialeGeschichten noch nicht so gut einordnenwie medienerfahrenere Jugendliche oderErwachsene.Es ist auch nicht immer vorhersehbar, wasdie Mädchen und Jungen erschrecken oderüberfordern kann. Einige Elemente sindgenerell für diese Altersgruppe problematisch. Dazu gehören Gewaltdarstellungen,laute aggressive Musik, hektische Bilder,schnelle Schnitte, düstere Bilder und unheimliche Figuren. Kinder im Kindergartenalter können Fiktion und Realität nicht klarvoneinander unterscheiden, gerade wenneine Geschichte Kinder in ihren Bann zieht.Sie empfinden die in einem Film gezeigteGewaltsituation als realistische Bedrohung.Selbst Zeichentrickfilme können für Kinder„lebensecht“ und bedrohlich sein. Ebenfallssehr beängstigend sind reale Nachrichtenbilder von Unfällen, Katastrophen, Kriegen,Amokläufen oder Ähnlichem. Kinder imGrundschulalter können schon besser zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.Sie haben aber nach wie vor Probleme mitrealistisch wirkenden Angeboten und mitAngeboten, in denen Wirklichkeit und Fiktion vermischt werden. Erst bei Kindern ab21
zwölf Jahren gleicht sich die Wahrnehmungvon Wirklichkeit tendenziell an die von Erwachsenen an, wobei die emotionale Kompetenz in diesem Alter noch nicht so ausgeprägt ist wie bei Erwachsenen, was sichauf den Umgang mit Bedrohung und Angstauswirkt.„Da hab ich kurz mal die Augen zugemacht, aber dann ging‘s wieder.“(Marco, 6 Jahre, über einen Fernsehfilm)Eltern sollten ihr Kind bei der Mediennutzung nie alleine lassen. Wichtig ist, Mediengemeinsam zu nutzen. So können bei Bedarf Erklärungen gegeben oder getröstetwerden. Körperliche oder emotionale Näheist für Kinder gerade in beängstigenden Situationen beruhigend und gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit. Man kann gegebenenfalls auch ausschalten.Wenn eine Geschichte Kinder überfordert,sollten Eltern die Angst des Kindes ernstnehmen und Möglichkeiten der Verarbeitung anbieten, z.B. im Gespräch, im Spieloder beim Malen. Angst bei Kindern sollteniemals als unbegründet abgetan werden,auch wenn Ursachen aus Erwachsenensicht nicht gegeben sind.22Eltern sollten auf Ängste ihrer Kindereingehen, man sollte beim Kind nachfragen, was genau die Angst verursacht,und überprüfen, welchen Weg es gibt, dieBedrohung zu verscheuchen. Pauschalaussagen (z.B. „Du musst doch nicht Angst haben!“), die beängstigende Situationen nichtwirklich ernst nehmen, helfen Kindern nichtweiter. Wenn eine Geschichte beispielsweise kein gutes Ende hat, kann man die Geschichte aufgreifen und sie weitererzählenund zusammen mit dem Kind ein eigenes,positives Ende entwickeln. Ein positiverAusgang von Geschichten ist gerade fürkleine
Kindergartenkinder und Medien – Was Eltern wissen müssen Medien und ihre Bedeutung für Kinder Medien sind fester Bestandteil des kind-lichen Alltags und immer wieder Thema in der Familie und im Freundeskreis. Für Kin-der stellen Medien wichtige Begleiter auf ihrem Weg des Erwachse