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MEDIENERZIEHUNG IN KITA UND FAMILIE8SPRACH- UND MEDIENBILDUNG MIT DEM PROGRAMM RUCKSACK KITA102.12.22.32.411111112Wie funktioniert Rucksack KiTa?Die Rucksack KiTa-MaterialienMedienerziehung mit Rucksack KiTaDas Bildungsverständnis von Rucksack KiTaSPRACHBILDUNG UND MEDIENPÄDAGOGIK VERKNÜPFEN – AKTUELLER DENN JE!143.13.23.3141517Aktivitäten für die alltagsintegrierte SprachbildungAktivitäten für die Sprachbildung in der (Zweit-)Sprache DeutschSprachliche Bildung in der KitaMEDIENKOMPETENZ UND MEDIENNUTZUNG VON 192020212223242528Rahmenbedingungen zur medienpädagogischen ArbeitMedienwelten von KindergartenkindernMedien in der FreizeitMedienausstattung und MediennutzungGemeinsame Mediennutzung ist wichtig!Kinder sehen anders fern!Fernsehen und SpracheTablets – Kreative Alleskönner in KinderhandKinder hören auch anders!THEMENFELDER DER 25.2.35.35.3.15.45.4.15.55.5.130Regeln und Jugendmedienschutz31Goldene Regeln zur Mediennutzung31Jugendmedienschutz bei Filmen, Spielen und mobilen Geräten32Informationsmaterial33Kurze Übersicht der Aktivitäten im Bereich „Regeln und Jugendmedienschutz“34Umgang mit Medien35Hintergrund Lernsoftware35Eigene Medienkindheit35Kurze Übersicht der Aktivitäten für die Kita im Bereich „Umgang mit Medien“36Erlebnisse mit Medien37Kurze Übersicht der Aktivitäten für die Kita im Bereich „Erlebnisse mit Medien“ 37Kreativ mit Medien38Kurze Übersicht der Aktivitäten für die Kita im Bereich „Kreativ mit Medien“ 38Umgang mit dem Internet39Expertinnen und Experten dazuholen39

MEDIENPÄDAGOGISCHE AKTIVITÄTEN IN DER KITA40Aufbau der einzelnen AktivitätenThemenfeld „Regeln und Jugendmedienschutz“:Aktivität 1 – Unsere Medienecke und AusleihbibliothekAktivität 2 – Der SpielparcoursThemenfeld „Umgang mit Medien“:Aktivität 3 – Wir zaubern mit der Videokamera – der StopptrickAktivität 4 – Titelmelodien ratenAktivität 5 – Medienquiz selbstgemachtAktivität 6 – Meinen Medien-Steckbrief erstellenThemenfeld „Erlebnisse mit Medien“:Aktivität 7 – Schau mal, wir sind im Fernsehen!Aktivität 8 – Das gefällt mir am allerbesten und das finde ich blöd!Aktivität 9 – Die Wäscheleine mit den MedienlieblingenAktivität 10 – Auf Spurensuche – Medienwelten früher und heuteThemenfeld „Kreativ mit Medien“:Aktivität 11 – Bilderrätsel mit Kamera oder Tablet erstellenAktivität 12 – Wir tricksen herum – einen eigenen Trickfilm erstellenAktivität 13 – Fast so schön wie im Fernsehen – das Daumenkino flitschtAktivität 14 – Ein eigenes Bilderbuch TSCHATZLISTE „MEDIEN“86WEITERFÜHRENDE HINWEISE92LinksAngebote für KinderKinder und FernsehenTablets/AppsWelt des HörensMedienkompetenzSeiten für ElternMedienerziehung in Kindertageseinrichtungen9292939394959596Literatur- und QuellenverzeichnisImpressum9799

Kinder wachsen heute in einer Medienwelt auf.Medien und deren Inhalte haben einen prägenden Einfluss auf ihr Alltagsleben – und sindbereits im Vorschulalter eine wichtige Quelle für Information, Unterhaltung und Bildung. Die vielfältigen Medienerlebnisse und -erfahrungen müssen vonKindern jedoch auch gelernt und verarbeitet werden.Dabei brauchen sie Unterstützung und Begleitungvon Erwachsenen. Die Vermittlung der Kulturtechnik„Medienkompetenz“ ist darum eine wichtige undübergreifende Bildungsaufgabe – auch in der Kindertageseinrichtung.Eine ebenso zentrale pädagogische Aufgabe ist diealltagsintegrierte Sprachbildung. Die Unterstützungder Sprachentwicklung des Kindes wird auch imRahmen der 2. Revision des Kinderbildungsgesetzes(KiBiz) in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2014 als einezentrale Bildungsaufgabe im pädagogischen Alltagdefiniert. Dabei gilt es, die Mehrsprachigkeit vonKindern anzuerkennen und zu stärken. Diese alltagsintegrierte Sprachbildung setzt unmittelbar ander (medialen) Lebenswelt und an den individuellenInteressen der Kinder an und gehört ebenfalls als fester Bestandteil zum pädagogischen Alltag in Kindertageseinrichtungen.6

Mit der vorliegenden Publikation möchten dieLandesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI) und die Landesanstalt fürMedien Nordrhein-Westfalen (LfM) die Sprach- undMedienbildung von Kindern im Vorschulalter miteinander kombinieren. Medien können auf unterschiedliche Weise zur sprachlichen Bildung beitragen.Schließlich faszinieren sie Kinder und schaffen zahlreiche Anlässe zur Kommunikation. Dies gelingt jedoch nur, wenn sie aktiv und gezielt dafür eingesetztwerden.Erzieherinnen und Erzieher können hier im Sinneeiner Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gemeinsam mit den Eltern wirken. Für diese verantwortungsvolle Aufgabe stehen nun zwei parallele Publikationenzur Verfügung – für Kitas einerseits und Eltern andererseits. Klar strukturiert und verständlich aufbereitet, bieten sie ebenso grundlegende Informationenzur Medienerziehung und Sprachbildung wie praktische Übungen für die Kindertageseinrichtung und dieFamilie.DanksagungEin Dank gilt an dieser Stelle den Autorinnen undAutoren, deren Texte für das Programm RucksackKiTa die Grundlage dieser Veröffentlichung gebildet haben: Prof. Dr. Hans H. Reich, Sabine Ederund Matthias Felling, Maike Hoeft, Tanja Biermannund Livia Daveri sowie die vielen Kolleginnen undKollegen des Arbeitskreises IKEEP (InterkulturelleErziehung im Elementar- und Primarbereich) imVerbund der ehemals Regionalen Arbeitsstellenzur Förderung von Kindern und Jugendlichen ausZuwandererfamilien in Nordrhein-Westfalen (RAANRW), jetzt Verbund der Kommunalen Integrationszentren KI NRW.Grundlage für diese Publikationen ist das etabliertemehrsprachige Programm Rucksack KiTa, das sprachliche Bildung mit einem Konzept zur Zusammenarbeitmit Eltern verknüpft. Die Materialien und Übungenfür die entwicklungsfördernde Sprach- und Medienarbeit mit ca. vier- bis sechsjährigen Kindern wurdenaktualisiert und überarbeitet. Dadurch können sienun auch losgelöst vom Programm Rucksack KiTa inKindertageseinrichtungen und in ebenfalls angepasster Form zu Hause von Eltern genutzt werden.7

Die Welt, in der unsere Kinder heute aufwachsen,ist eine medial geprägte Welt. Medien und deren Inhalte machen einen Großteil unserer Kommunikation im Alltag aus und sind auch bereits fürKinder eine Quelle für Information und Unterhaltung.Dabei haben sie stets zwei Seiten: Medien könnenin Passivität gefangen halten, isolieren, überfordern,lähmen – sie können aber auch die Neugierde vonKindern wecken, die Phantasie beflügeln, die Freude an Sprache und Kommunikation steigern sowiedie Hin- und Zuhörfähigkeit fördern. Medien könnenImpulsgeber sein, um die Welt zu verstehen und sichin ihr kreativ und kulturell zu äußern. Sie sind technische „Hilfsmittel“, Erfindungen von Menschen auf derBasis unserer Sinne. Die grundlegende Voraussetzungfür einen kreativen und selbstbestimmten Umgangmit Medien ist die Möglichkeit zu konkreten Erfahrungen. Kinder müssen sie ausprobieren und kennenlernen können, Zutrauen in die eigene Wahrnehmungentwickeln und lernen, auf sich selbst zu hören.8

1 MEDIENERZIEHUNG IN KITA UND FAMILIEEs wird immer wichtiger, schon früh den Umgang mitMedien zu erlernen. Kompetent – also selbstbestimmt –mit Medien umzugehen, gehört heute zum Alltag. Dabei geht es nicht nur um die Bedienung von Geräten,sondern auch um einen kritischen Umgang mit ihrenInhalten. Es geht also nicht nur darum, den Fernseher,das Tablet oder die Spielkonsole an- oder abstellenzu können, sondern auch, und vor allem, um um dieAuswahl der geeigneten Inhalte. Denn nicht alle Fernsehsendungen, Computerspiele oder Bilderbuch-Appssind für Kinder geeignet.Immer neue elektronische Medien und Formate werden entwickelt. Damit Kinder sich in diesen bunten,großen und faszinierenden medialen Welten zurechtfinden, brauchen sie die Unterstützung der Erwachsenen. Für diese Medienerziehung sind nicht nur dieEltern zuständig, auch Erzieher/-innen sollen Mediensinnvoll in die pädagogische Praxis einbeziehen undkindliche Medienerfahrungen begleiten können. DasZiel ist eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft,in der beide Seiten dazu beitragen, dass Kinder medienpädagogische Erfahrungen sammeln und sich aufdiese Weise in der Welt der Medien sicher zu bewegen lernen.Das bedeutet: Für die Arbeit mit dem faszinierendenThema „Medien“ benötigen sowohl Eltern als auchErzieher/-innen selbst Medienkompetenz und Mediensicherheit sowie ein Verständnis dafür, warumMedienerziehung wichtig ist und wie eine Umsetzungin die Alltagspraxis möglich ist. Daher ist es sinnvoll,die Arbeit dieser beiden Gruppen, Familie und Kindertageseinrichtung, aufeinander abzustimmen undgemeinsam zu entwickeln. Ziel ist dabei eine Zusammenarbeit, die Erziehung und Bildung als ganzheitlichen und aktiven Prozess aller Beteiligten versteht– mit dem Kind im Mittelpunkt.9

Das Programm Rucksack KiTa wird seit 1998 erfolgreich in Kindertageseinrichtungen in NRWund bundesweit durchgeführt. Es handelt sichum ein zertifiziertes, mehrsprachiges Bildungs- undLernprogramm mit einem umfangreichen Angebot anSpiel- und Übungsmaterialien. Ziele sind unter anderem die Erweiterung der erzieherischen Kompetenzder Eltern, die Förderung der allgemeinen kindlichenEntwicklung sowie die systematische, alltagsintegrierte, mehrsprachige Förderung von Kindern im Altervon vier bis sechs Jahren.Mehr über: Durchführung von Rucksack KiTaUm das Programm Rucksack KiTa in einer Kindertageseinrichtung durchführen zu können, ist esnotwendig, eine Vereinbarung mit dem Kommunalen Integrationszentrum vor Ort abzuschließen.Danach werden die Rucksack KiTa-Materialien alsDownload kostenfrei zur Verfügung gestellt. Mehrauf www.kommunale-integrationszentren-nrw.de10

2 SPRACH- UND MEDIENBILDUNG MIT DEM PROGRAMM RUCKSACK KITA2.1 Wie funktioniert Rucksack KiTa?Die Eltern werden, orientiert an ihren Stärken, als Experten für die Erziehung ihrer Kinder sowie für dieErlernung der Familiensprache angesprochen. Sietreffen sich wöchentlich in der Kita und werden durchsogenannte „Elternbegleiter/-innen“ angeleitet, diespeziell dafür ausgebildet sind. Unterstützt wird dieArbeit von und mit den Eltern durch die RucksackKiTa-Materialien. Dies sind vor allem Arbeitsbögen,die den Eltern Anregungen für täglich wechselndeAktivitäten mit ihren Kindern geben. Parallel zurArbeit der Eltern erfolgt in der Kindertageseinrichtung die alltagsintegrierte Sprachbildung: Die Kitaund die Elterngruppe koordinieren dabei ihre Arbeit.Eltern und Erzieher/-innen sind also Partner für dieSprachbildung und die Erziehung der Kinder. DieMehrsprachigkeit wird dabei als wertvolles Potenzial aufgegriffen – die Kinder werden von den Elternin der Familiensprache und von den Erzieher/-innenin der deutschen Sprache gefördert. So gehen Elternund Erzieher/-innen eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ein, die auch die interkulturelle Öffnungder Einrichtung unterstützt.Mehr über: Elternbegleiter/-innenIm Programm Rucksack KiTa haben Elternbegleiter/-innen eine Schlüsselrolle. Sie leiten die Rucksack-Eltern-Gruppen und fungieren als Brückezwischen Kita und Familie. Die Kinder werden inBezug auf ihre sprachliche Bildung in zweifacherHinsicht gefördert: während sie in der Kita sind,steht der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund. Zu Hause führen die Eltern dann mitden Kindern die Aktivitäten, die sie durch die Elternbegleiter/-innen kennengelernt haben, in derFamiliensprache durch.Arabisch, Serbisch (Kroatisch), Englisch, Albanischund Italienisch vor. Weitere Übersetzungen werdenangestrebt.Zur Vorbereitung der Arbeit in der Elterngruppe kannein Handbuch für Elternbegleiter/-innen eingesetztwerden. Auch für die konkrete Arbeit in der Kita stehtein Handbuch für Erzieher/-innen mit Aktivitäten fürdie Sprachbildung der Kinder in der (Zweit-)SpracheDeutsch zur Verfügung.2.3 Medienerziehung mit Rucksack KiTaIm Rahmen einer Kooperation zwischen den ehemaligen „Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung vonKindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien inNordrhein-Westfalen“ (RAA NRW) und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) wurde fürdas Programm Rucksack KiTa ein Modul zur kombinierten Sprach- und Medienerziehung entwickelt.Ziel war und ist es, Sprachbildung und Medienkompetenzförderung im frühkindlichen Alter zu vereinen und gemeinsam nutzbar zu machen. Das dazuerstellte Materialpaket besteht aus Handreichungensowohl für Erzieher/-innen für die Arbeit in den Kitas,für Elternbegleiter/-innen als Schnittstelle zwischenKita und Familie als auch für die Eltern selbst, die zuHause Übungen mit ihren Kindern in ihrer Herkunftssprache umsetzen. Außerdem wurden Schulungsmaterialien für die Vorbereitung von Erzieher/-innen undElternbegleiter/-innen entwickelt und in einer Praxisphase aus vier zentralen Schulungen für Elternbegleiter/-innen in NRW im Jahr 2013 erprobt. Hieraus istder Leitfaden „Rucksack KiTa Medienerziehung: Leitfaden für die Qualifizierung von ElternbegleiterInnenund ErzieherInnen“ entstanden. Er ist bei der Landesweiten Koordinierungsstelle (LaKI) des Verbundes derKommunalen Integrationszentren in NRW erhältlich.2.2 Die Rucksack KiTa-MaterialienMehr über: Schulungen zu Rucksack KiTaDas Programm bietet vielfältige Materialien an, dieals Anregung für die alltägliche Arbeit dienen. Fürdie Arbeit der Eltern mit den Kindern zu Hause stehen Elternmaterialien und Übungsblätter zur Verfügung. Sie liegen in Deutsch, Türkisch, Russisch,Schulungen zum Programm Rucksack KiTa und/oderMedienerziehung im Rahmen von Rucksack KiTakönnen bei den Kommunalen Integrationszentrenvor Ort oder zentral bei der LaKI angefragt werden.11

2 SPRACH- UND MEDIENBILDUNG MIT DEM PROGRAMM RUCKSACK KITADie hier vorliegenden Materialien basieren auf denHandreichungen des Programms Rucksack KiTa. Dadie Texte und Übungen vollständig überarbeitet undweiterentwickelt wurden, können sie auch losgelöstvom Programm Rucksack KiTa eigenständig genutztwerden. Sie bieten die Chance, die Sprachbildungder Kinder mit den Grundlagen der Medienerziehungoptimal zu verbinden.höchst sinnvoll. Die Verknüpfung der in dieser Handreichung angebotenen Kita-Aktivitäten mit den Aktivitäten für Eltern mit ihren Kindern ist ein wichtigesWerkzeug für eine gemeinsame medienpädagogischeArbeit. Das Ergebnis: eine gelungene Erziehungsund Bildungspartnerschaft zum Wohl des Kindes.Wichtig für Eltern: Begleitheft mit Aktivitäten fürzu Hause2.4 Das Bildungsverständnis von Rucksack KiTaBildung ist ein ganzheitlicher, aktiver und vom Kindselbstgestalteter Prozess. Dieses Verständnis dientals Grundlage der hier angebotenen Aktivitäten fürdie Arbeit in der Kita. Die Rolle der Erzieher/-innenist es dabei, das einzelne Kind zu beobachten, um esgezielt und individuell anzusprechen. In diesen Prozess gilt es, die Eltern mit einzubeziehen. Damit dieArbeit der Kita mit der Arbeit der Eltern tatsächlichund systematisch und praktisch koordiniert werdenkann, stehen auch für Eltern spezielle Aktivitäten zurVerfügung, die sie mit ihren Kindern zu Hause durchführen können. Diese finden sich im Begleitheft fürEltern: „Kinder – Medien – Sprache: Medienpädagogische Aktivitäten zur Sprachbildung für Eltern mitihren Vorschulkindern“.Generell ist für sprachbildende Prozesse ein Umfeld erforderlich, das die Anlagen und Fähigkeitendes Kindes unterstützt und anregt. Die Aufgabe derBezugspersonen – in der Familie wie auch in derKita – ist es, diese Umgebung bereitzustellen. Erstwenn sich Familie und Bildungsinstitution über Vorstellungen, Kenntnisse, Erfahrungen und Ressourcenauf Augenhöhe austauschen, kann ein gemeinsamesErziehungs- und Bildungsverständnis entwickelt werden. So kann die Bildung und Entwicklung der Kinderoptimal und effektiv begleitet und gefördert werden.Auch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) sieht vor,dass die Eltern regelmäßig in die Bildungsförderungmit einbezogen werden, um die Bildungschancen ihrer Kinder zu erhöhen. Eine adressatengerechte Elternarbeit und -stärkung ist dafür wichtig. Auch weilsich die alltagsintegrierte Sprachbildung aus denRessourcen und Interessen der Kinder entwickelt, isteine enge Abstimmung zwischen Kita und Elternhaus12Die Arbeit mit dem Begleitheft für Eltern „Kinder– Medien – Sprache: Medienpädagogische Aktivitäten für Eltern mit ihren Vorschulkindern“ istein essenzieller Bestandteil des Konzepts. DasHeft kann über die LfM sowie die LaKI bezogenwerden.

2 SPRACH- UND MEDIENBILDUNG MIT DEM PROGRAMM RUCKSACK KITA13

Die Verbindung der Bildungsbereiche Sprachund Medienkompetenzförderung ist in dieserForm neu – aber naheliegend. Eine Vielzahl vonArgumenten spricht dafür: Medienbildung hat zum Ziel, die Handlungskompetenz sowie die kommunikative Kompetenz vonKindern zu fördern. Letzteres schließt die sprachliche Bildung mit ein oder setzt diese sogar voraus. Fragen zur Medienerziehung sind sowohl für Eltern als auch Erzieher/-innen interessant und wirken auch stärker motivierend (als Anlass für dieSprachbildung) als andere Themen, wie etwa Gesundheit oder Verkehrserziehung. Medien wirken in einer heterogenen Elternschaftals verbindendes Element, unabhängig von Bildung und Herkunft. Kinder sind fasziniert von Medien und ihren Inhalten. Die Auseinandersetzung mit ihnen bietetzahlreiche sprachförderliche Anlässe. Medien integrieren neben Sprache weitere Symbolsysteme wie Bilder, Töne und Geräusche. Gerade für Kinder, die in der deutschen Sprache nochnicht sicher sind, können diese weiteren Symbolsysteme stärkend und unterstützend wirken. Durch Handlung entdeckt das Kind die Welt undtritt mit ihr in Interaktion: Die über Wahrnehmungund Handlung gewonnenen Erfahrungen könnenerst mit Hilfe von Sprache begriffen werden. Ohne fundierte Sprachkenntnisse können medialeMöglichkeiten nur eingeschränkt erfahren werden.14Mehr über: Alltagsintegrierte SprachbildungGrundlagen für die Sprachbildung in NRW inklusive Qualitätskriterien und geeigneter Verfahrenfinden Sie auf www.kita.nrw.de unter „Alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung imElementarbereich – Grundlagen für NordrheinWestfalen“.3.1 A ktivitäten für die alltagsintegrierteSprachbildungDie Unterstützung der Sprachentwicklung des Kindesstellt im Rahmen der 2. Revision des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2014eine zentrale Bildungsaufgabe im pädagogischen Alltag dar. Dabei ist die Mehrsprachigkeit von Kindernanzuerkennen und zu fördern.Die alltagsintegrierte Sprachbildung ist an der Lebenswelt der Kinder orientiert. Sie berücksichtigt dieindividuellen Lebenssituationen der Familien sowieihre Mehrsprachigkeit und ist Bestandteil des pädagogischen Alltags der Kita. „Alltagsintegriert“ heißtauch, sie nutzt für Kinder relevante Anlässe, die ihrenBedürfnissen und Interessen entsprechen. Allein darum gehört die Medienwelt mit einbezogen – schließlich sind Kinder von Medienangeboten fasziniert!So haben Kinder vielfältige Medienerlebnisse undMedienerfahrungen und müssen diese verarbeiten.Sie erzählen von der am Vortag gesehenen Zeichentricksendung und spielen die Erlebnisse in der Kitanach. Auch entwickeln sie eigene Geschichten zu ihren Medienlieblingen und lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Dadurch entstehen zahlreiche Sprachanlässe,

3 SPRACHBILDUNG UND MEDIENPÄDAGOGIK VERKNÜPFEN – AKTUELLER DENN JE!die zugleich beste Ansatzpunkte für eine Medienerziehung bieten, die die kommunikative Kompetenz(zu der auch die sprachliche Bildung gehört) der Kinder berücksichtigt und weiterentwickelt.Mit den hier angebotenen Aktivitäten werden dieseKompetenzbereiche gefördert und miteinander verbunden. Sie stellen kindgerechte Angebote zum Thema Medien bereit, die in die Bildungsarbeit der Kitaintegriert werden können. So werden medienpädagogische Bildungsprozesse mit Sprachbildung verzahnt.Authentische, alltagsbasierte Erlebnisse aus der Medienwelt der Kinder werden genutzt, um Sprechanlässezu schaffen. Gleichzeitig wird die Medienkompetenzals wichtige Kulturtechnik gestärkt.Aktivitäten verbinden LernbereicheKinder lernen mit allen Sinnen, ganzheitlich und ineinem konstruktiven Prozess. Dabei interagieren siemit ihrer Umwelt durch Bewegung und Handlung. Diefür die alltagsintegrierte Sprachbildung entwickeltenAktivitäten greifen dieses Lernmodell auf und bietenin Bezug auf die sprachliche und medienpädagogische Entwicklung mannigfaltige Ansätze an, wie etwaAktivität 14 – „Ein eigenes Bilderbuch erstellen“.Am Anfang: Ausgangsniveau bestimmenZu Beginn der Arbeit zur zielgerechten Förderungvon Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wird ein „zentrales“ Ausgangsniveau bestimmt. Dies basiert auf dem„durchschnittlichen Sprachprofil von zweisprachigenVierjährigen“.Damit sind die folgenden Fähigkeiten gemeint: Sie bilden im Deutschen grammatisch geformteeinfache Sätze. Ein Elementarwortschatz ist gefestigt und dieKinder beginnen allmählich, den Grundwortschatzaktiv zu nutzen. Sie führen Sprechhandlungen aus, die ein sprachliches Handeln mit Gleichaltrigen oder bekanntenErwachsenen beinhalten, bei dem der/die Andereals Gesprächspartner/-in wahrgenommen wird.Es gibt die Möglichkeit zur Differenzierung der Aktivitäten je nach Sprachstandsniveau bzw. Abweichungvom Ausgangsniveau: „Für Anfänger/-innen“ mit den Schwerpunkten:Auch die Interaktion zwischen den Kindern wird berücksichtigt: Die Aktivitäten regen zum Weiterspielenim Kita-Alltag an (etwa Aktivität 11 – „Bilderrätsel mitKamera oder Tablet erstellen“) oder lassen sich zuHause weiterführen und vertiefen. Genauso könnenzu Hause durchgeführte Aktivitäten die Grundlage füreine Fortsetzung in der Kita sein. Inhaltlich werdensie mit verschiedenen weiteren Bildungsbereichenverknüpft (zum Beispiel Bewegung, Musik oder technische Bildung) und bieten so sehr individuelle Zugänge. Darüber hinaus sind sie frei in der Gestaltungwählbar und können den individuellen Bedürfnissender Kinder entsprechend eingesetzt werden.Außerdem lassen sich die Aktivitäten im Schwierigkeitsgrad dem Sprachstand eines jeden Kindesanpassen und bieten die Möglichkeit, die Bildungsbegleitung aller Kinder mit individueller Sprachbildungzu verbinden – so erfüllen sie auch eine weitere Anforderung des KiBiz.Wortschatzaneignung und Bildung einfacher Sätze „Für Fortgeschrittene“ mit den Schwerpunkten:Verbindung von Aussagen, die volle Aneignungdes Grundwortschatzes, das Verstehen von Textensowie Kita-typische Sprechhandlungen3.2 A ktivitäten für die Sprachbildung in der(Zweit-)Sprache DeutschDas Konzept dieser Aktivitäten geht von konkretensprachlichen Voraussetzungen der Kinder aus. Es wirdauf ihre Zwei- oder Mehrsprachigkeit, ihr Alter undihren tatsächlichen Förderbedarf geachtet. Um aberdie Anforderungen einer effektiven Sprachbildung erfüllen zu können, die die Kinder in ihren Interessenund entsprechend dem individuellen Sprachentwicklungsstand anspricht und ad hoc unterstützt und fördert, ist eine entwicklungs- und prozessbegleitendeBeobachtung unabdingbar.15

3 SPRACHBILDUNG UND MEDIENPÄDAGOGIK VERKNÜPFEN – AKTUELLER DENN JE!Jedoch haben nicht alle Kinder, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen, einen einheitlichen Sprachentwicklungsstand. Bei der Erstellung der Kita-Aktivitätenwurde auf die „häufigen und typischen Erscheinungen“ geachtet:Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Hans H.Reich definiert in seinem Buch „Sprachförderung imKindergarten. Grundlagen, Konzepte und Materialien“ (2008) folgende Faktoren, die den Erwerb vonDeutsch als Zweitsprache (DaZ) beeinflussen:In der Regel erwerben zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder zuerst ihre Familiensprache; diedeutsche Sprache ist oft die zweite (und manchmalauch erst die dritte), die sie erlernen. Es ist schonerstaunlich, dass diese Kinder – ungeachtet individueller Unterschiede – innerhalb der ersten vierLebensjahre den grundlegenden Wortschatz, diegrundlegenden grammatikalischen Strukturen unddie ersten sprachlichen Handlungsmöglichkeiten inihrer Familiensprache nahezu genauso gut erwerben,als wenn sie rein einsprachig aufwachsen würden.Der Erwerb der deutschen Sprache hingegen verläuftbei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) imAlter von bis zu vier Jahren sehr unterschiedlich undoft eher zufällig. die Bildungserfahrungen der ElternMehr über: Deutsch als Zweitsprache (DaZ)16 der Deutschgebrauch durch ältere Geschwister deutsche Fernsehsendungen Kontakte in der Nachbarschaft und auf demSpielplatzAus der Praxis: „Das Kind kann kein Wort Deutsch“?In Verbindung mit dem Eintritt in die Kita ist gelegentlich die Aussage „Das Kind kann kein WortDeutsch“ zu hören. Dies spiegelt in den meistenFällen nicht die Realität wider und ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. Außerdem istsolch eine Formulierung nicht nur plakativ unddefizitorientiert, sondern verkennt den tatsächlichen Sprachentwicklungsstand des Kindes.Liegt der Erstkontakt eines Kindes mit der deutschen Sprache nach dem vollendeten zweitenLebensjahr, wird von einem sukzessiven Erwerbzweier Sprachen gesprochen. Deutsch wird hierals zweite Sprache erlernt. Beim sukzessivenZweitspracherwerb unterscheiden sich die Erwerbsphasen zunächst kaum vom einsprachigenErwerb. Die Erwerbsprozesse werden allerdingsdadurch beeinflusst, dass (bedingt durch dieErstsprache) bereits ein fundiertes Sprachwissenvorhanden ist. Auch stehen Kindern mit DaZ einumfassendes Weltwissen und ein weiterentwickeltes kognitives System zur Verfügung. Sie könnendemnach beim Erwerb der Zweitsprache auf ihrem sprachlichen Vorwissen und ihren kognitivenFähigkeiten aufbauen. Wird die Zweitsprache erstab dem vierten Lebensjahr erworben, nimmt dersukzessive Erwerb zunehmend die Eigenschaftendes Zweitspracherwerbs Erwachsener (Fremdspracherwerb) an.Das Deutsch Sprechen in der Kita hat einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Deutscherwerbder Kinder. Aber – um eine andere Redensart zubemühen –: „Gut Ding will Weile haben“. Einenachhaltige Wirkung des Kita-Umfelds ist tatsächlich erst nach einem Kitabesuch von zwei Jahrenerkennbar.(Quelle: Zimmer, Renate (2014): BaSiK – Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageseinrichtungen, S. 9)Das erste Kitajahr – bei vielen Kindern eine Phase derUmstellung und Eingewöhnung – lässt oft zunächstMeist ist dies eher redensartlich gemeint undkeine genaue Beschreibung der sprachlichenWirklichkeit. Es soll zum Ausdruck gebracht werden, dass ein Kind sehr wenig Deutsch spricht.Denn in der Tat sind die Deutschkenntnisse vonzwei- oder mehrsprachigen Kindern in vielen Fällen gering und bleiben hinter dem zurück, waseinsprachigen deutschen Kindern durchschnittlichmit drei Jahren an Sprachkompetenz zur Verfügung steht.

3 SPRACHBILDUNG UND MEDIENPÄDAGOGIK VERKNÜPFEN – AKTUELLER DENN JE!keine hörbaren Fortschritte beim Spracherwerb derDaZ-Kinder erkennen. Aber auch nach ein bis zweiJahren sind die Unterschiede zu den einsprachigdeutsch aufwachsenden Kindern nicht in jedem Fallausgeglichen. Manche können während dieser Phase durchaus mit dem Sprachvermögen einsprachigdeutscher Kinder gleichen Alters mithalten – derDeutscherwerb der meisten Kinder ist aber oft noch„auf dem Wege“.Bei zwei- oder mehrsprachigem Aufwachsen kannman davon ausgehen, dass Kinder die grundlegenden sprachlichen Fähigkeiten in der Familienspracheproblemlos erwerben. Seitens der Erzieher/-innen giltes hier zu hinterfragen oder zu beobachten, ob diesprachlichen Fähigkeiten, die typischerweise in derKindertageseinrichtung erworben werden, auch in derFamiliensprache entwickelt sind.Der einfachste Fall eines Sprachförderbedarfs siehtfolgendermaßen aus: Das Kind hat zwar die Erstsprache normal entwickelt, aber in der ZweitspracheDeutsch noch nicht den gleichen Stand erreicht wiegleichaltrige einsprachig deutsch aufwachsende Kinder. Das hat dann in der Regel schlichtweg damit zutun, dass dieses Kind bislang nicht genügend oder zuwenig anregende Kontakte in Deutsch hatte.Gemäß der Grundidee des Programmes RucksackKiTa sollten die Aktivitäten in der Kita und zu Hause parallel durchgeführt werden. Es soll also bei derSprachbildung darauf geachtet werden, dass ein bestimmtes Thema zur etwa gleichen Zeit (im Rahmenvon zwei Wochen) auch am jeweils anderen Ort behandelt wird. So können sich Erst- und Zweitsprachegegenseitig anregen und stützen. Auch die kognitiveAuseinandersetzung des Kindes mit den jeweiligenSachverhalten wird gefördert, es stärkt seine Möglichkeiten sprachlichen Handelns und festigt den Wortschatz durch Verankerung in beiden Sprachen. Dieswiederum eröffnet Möglichkeiten des Transfers ausder einen in die andere Sprache.Ein Beispiel dafür: Wenn ein Kind in der Kita erzählt,dass es zu Hause immer gerne ein bestimmtes Hörspiel hört, könnte der/die Erzieher/-in die Eltern bitten, ihm diese CD mitzugeben. So können mehrereKinder die CD gemeinsam in der Kita hören, darübersprechen und die Erzieher/-innen können weitere Aktivitäten daraus entwickeln. Sie sehen, Absprachenmit den Eltern sind sehr wichtig, weil daraus eineeffektive Erziehungs- und auch Bildungspartnerschaftentstehen kann.Wichtiger Hinweis: Altersgerechte Medien3.3 Sprachliche Bildung in der KitaDie Rucksack KiTa-Aktivitäten eignen sich sowohl fürdie in den Alltag integrierte Sprachbildung in derKita als auch für die zusätzliche, gezielte Sprachbildung in eigenen Sprachbildungsgruppen. Sprachbildung bedeutet, den Kindern die Sprachaneignungleichter zu machen, als dies ohne Förderung derFall wäre. Eine gezielte Beobachtung ist dabei dieunabdingbare Voraussetzung für eine kindgerechte,individuelle Unterstützung der Sprachbildung einesjeden Kindes.Die vorgeschlagenen Aktivitäten sind daher alsRahmen für die (Klein-)/Gruppenarbeit zu verstehen,bei der auf unterschiedliche Sprachentwicklungsstände einzelner Kinder eingegangen werden kann. DieAktivitäten sind konkrete Beispiele für die integrierteFörderung der deutschen Sprache in der Kindertageseinrichtung.Wenn Kinder Medien mitbringen, vergessen Siebitte nicht, sich vorab genauer über deren Inhaltund die Altersempfehlung z

5.3 Erlebnisse mit Medien 37 5.3.1 Kurze Übersicht der Aktivitäten für die Kita im Bereich „Erlebnisse mit Medien“ 37 5.4 Kreativ mit Medien 38 5.4.1 Kurze Übersicht der Aktivitäten für die Kita im Bereich „Kreativ mit Medien“ 38 5.5 Umgang mit de