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ForschungsseminarNeuere psychologische FachliteraturWS 07/08Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl LeidlmairSprache & Kommunikationim InternetBearbeitet erAngela0518581
Die Einheitlichkeit der auseinanderstrebenden Bereiche der Gesellschaft soll durch einuniverselles Kommunikationssystem gesichert werden, das in der Lage ist, einerseits dieOffenheit der Gesellschaft zu gewährleisten, andererseits aber die damit verbundeneUnsicherheit und die Gefahr, daß zu viele Kommunikationsprozesse mißlingen, zuvermindern.“(Rüdiger Weingarten)2
INHALTSVERZEICHNISIDie Überwindung von Zeit und RaumIISprache und Kommunikation im Internet51. Definition Sprache & Kommunikation62. Kommunikationsmodelle72.1 Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick2.2 Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun2.3 Das Kommunikationsmodell von Shannon & Weaver710113. Sprach- und Kommunikationsformen im Internet – ein Überblick123.1 e-Mail – Kommunikation3.2 Das World Wide Web3.3 Usenet und News – Kommunikation3.4 Chat – Kommunikation3.5 Internet – Telephonie / Videokonferenzen3.6 Webforen3.7 Weblog3.8 Online- & Rollenspiele3.9 Websites1212131314141515164. Computervermittelte Kommunikation174.1 Formen4.2 Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation4.3 Netiquette1718195. Besonderheiten der Sprache225.1 Netzjargon- Akronyme- Homophone Abkürzungen- Asterisken- Emoticons- Schriftbild – Variationen- Leetspeak5.2 Neue Begrifflichkeit226. Zusammenfassung26243
IIIDiskussion und Ausblick27IVAnhang291.2.3.4.29404243VTabelle der Akronyme und Abkürzungen im InternetTabelle der bekannten Emoticons und Graphiken im InternetBeispiele für häufig verwendete SmileysTabelle der Leetspeak45Literaturverzeichnis4
IDie Überwindung von Zeit und RaumDie gegenwärtige Informationsrevolution begann schon im 19. Jahrhundert mit der Erfindungdes Telegraphen und des Telefons. Durch diese Formen der elektronischen Übermittlung vonInformation wurde es plötzlich möglich, dass Informationen schneller wurden, als der Menschselbst. Vorher musste jede Nachricht, ob mündlich oder schriftlich, von Ort zu Ort getragenwerden. Eine Nachricht konnte einen abgelegenen Ort nur erreichen, wenn jemand mit dieserNachricht an diesen Ort reiste und sie dort entweder weitererzählte oder in schriftlicher Formüberbrachte.Mit der elektronischen Informationsübermittlung schrumpften die Distanzen. Informationenkonnten ohne Zeitverlust auch in die entferntesten Orte gelangen, sofern die elektronischenEinrichtungen dazu vorhanden waren. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kamen Radio undFernsehen hinzu, und machten es möglich, Informationen gleichzeitig an eine riesige Mengevon Adressaten zu übermitteln. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurden diese durch dasInternet ergänzt.Zwar sind Radio und Fernsehen über Satellit auch weltweit verfügbar, man kann jedochzu einem gegebenen Zeitpunkt nur auf die gerade ausgestrahlten Programme zugreifen,und nicht auf das gesamte Programmangebot. In Zeitschriften und Büchern wird zwar dasganze Angebot parallel bereit gehalten - um darauf zugreifen zu können, muss man sich aberzunächst an einen der Orte begeben, wo die entsprechenden Medien vorhanden sind.Diese Einschränkungen ermöglicht das Internet aufzuheben. Soweit die nötigen technischenVoraussetzungen gegeben sind, kann zu jeder Zeit von jedem Ort der Welt aus auf gesuchteInformationen zugegriffen werden.Bereits 1967 beschrieb der Medientheoretiker Marshall McLuhan die Auswirkungenelektronischer kommunikativer Formate sehr treffend und führte die bis heute viel zitierteMetapher vom „globalen Dorf“ ein: „Ours is a brand-new world of allatonceness. ‘Time’ hasceased, ‘space’ has vanished. We now live in a global village.a simultaneous happening.”( McLuhan, 1967 zitiert nach f )Das Aufkommen der Computertechnologien und ihre schlagartige Expansion sowieVernetzung brachten eine „Medienrevolution“ mit sich.Heute ist unser Leben aufs Engste mit den neuen Informations- undKommunikationstechnologien verbunden und davon geprägt, weshalb man auch vonInternetzeitalter oder der dot.com-Epoche spricht, dessen Gesellschaft untereinander vernetztist.Laut einer ARD / ZDF – Online – Studie zur Entwicklung der Onlinemedien aus dem Jahr2001 beträgt die weltweite Zahl der Internetnutzer über 350 Millionen Menschen – Tendenznach wie vor steigend.Die stetige Weiterentwicklung der Medien zieht ein ausdifferenziertes Spektrum vonKommunikationsformen nach sich. Es werden zwar die raumzeitlichen Beschränkungendirekter Kommunikation überwunden, gleichzeitig öffnen sich aber auch neueBeschränkungen und Möglichkeiten (Moers, 2006). Diese Beschränkungen könnten teilweisedurch einen entsprechenden Sprachgebrauch verringert werden.Wie sich nun das Internet auf die Sprache und die Kommunikation der Menschen auswirkt,soll im Rahmen dieser Seminararbeit erläutert werden.5
IISprache und Kommunikation im Internet1. Definition Sprache & KommunikationDie Sprache als Kommunikationsmittel des Menschen, ist gekennzeichnet durch dieVerwendung willkürlicher, gesprochener oder visuell-räumlicher (z.B. Gebärdensprache) odergeschriebener Symbole mit festgelegter Bedeutung. Sprache lässt sich definieren alsZeichensystem zum Zweck der Kommunikation. Im weitesten Sinn werden neben den sogenannten natürlichen Sprachen auch künstliche Sprachen (z.B. Java) sowie dieKommunikationsmittel der Tiere dazu gerechnet (Encarta, 2007).Das Wort Kommunikation stammt vom lat. communicare und bedeutet soviel wie teilen,mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen. Die Kommunikation ist ein sehr komplexesPhänomen, auf eine allgemein anerkannte Definition konnte man sich noch nicht festlegen. Inder Internet - Enzyklopädie „Wikipedia“ wurde dezidiert auf die Schwierigkeit der Definitioneingegangen.Es stellt sich die Frage, ob die Teilnehmer einer Kommunikation ausschließlich als Menschenbestimmt werden, oder allgemein als Lebewesen (schließt Tiere mit ein), oder ob dieTeilnehmer einer Kommunikation als technische Geräte („Kunstprodukt“) angesehen werden.Es können auch Vorgänge, die sich zwischen Menschen und Computern abspielen, alsKommunikation bezeichnet werden (Mensch-Maschine-Kommunikation).Ziel der Kommunikation ist die Verständigung. Dazu kann die verbale als auch dienonverbale Kommunikation beitragen.Verbale Kommunikation meint die Sprache selbst als Mittel der Kommunikation. Bei dernonverbale Kommunikation hingegen werden Emotionen effektiver übermittelt, weil keinebewusste Dekodierung erfolgt.Hauptfunktionen nonverbaler Kommunikation:Steuerung einer sozialen Situation Kommunikationsinteresse signalisierenSelbstdarstellung z.B. nett, sympathisch, intelligent Kommunikation emotionalerZuständeKommunikation von Einstellungen z.B. ZustimmungKanalkontrolle “Ich will etwas sagen”, z.B. durch Änderung der Körperhaltung,des Blickes oder der Stimme (ifi.unizh.ch, 2007)Bezüglich der Kommunikation im Internet kann unterschieden werden zwischen:-der Kommunikation von Computern untereinander in Form von Netzwerken undder zwischenmenschlichen Kommunikation im Sinne von „computervermittelterKommunikation“ über das Internet.Diese Seminararbeit konzentriert sich auf die computervermittelte Kommunikation, welcheeine soziale Beziehung ist, in der Menschen Rechner, insbesondere wenn diese alselektronische Medien durch Internet oder Intranet vernetzt sind, zur Kommunikationbenutzen.Bevor genauer auf die verschiedenen Ausprägungen computervermittelter Kommunikationeingegangen wird, wird zunächst Kommunikation als Interaktionsprozess beschrieben.6
2. KommunikationsmodelleDas Grundmodell, das der zwischenmenschlichen Kommunikation zugrunde liegt, ist schnellerläutert. Nämlich das Übertragen von einer Nachricht von einem Sender zu einemEmpfänger. Dazu wird die Nachricht codiert und über einen Übertragungskanal übermittelt.Dieses Modell hat Stuart Hall 1970 auf Basis des Kanalmodells der Informationstheorieentwickelt (wikipedia, 2007).Das „richtige“ Verstehen zwischen Sender und Empfänger kann gestört sein, man spricht vonVerzerrung oder einem Filter der sich zwischen Sender und Empfänger befindet. Störungenkönnen z.B. sein:Gestörte Beziehung zwischen Sender und EmpfängerSprachliche Barrieren (z.B. Fachsprache, mangelnde sprachliche Kompetenz .)Unterschiedliche SozialisationUmweltbedingungen (z.B. Lärm)Usw.Wichtig ist, dass die gleiche Kodierung für die Nachricht verwendet wird (wikipedia, 2007)Im folgenden Abschnitt werden nun ausführlich 3 Kommunikationsmodelle erläutert.2.1. Kommunikationstheorie von Paul WatzlawickWatzlawick vetritt einen Kommunikationstherapeutischen Ansatz. Er stellt Kommunikationals beobachtbare Manifestation menschlicher Beziehungen dar und setzt diese mit sozialemVerhalten gleich. Watzlawicks Theorie, welche er in seinem Buch „MenschlicheKommunikation. Formen, Störungen, Paradoxie“, 1990 beschreibt, baut auf 5 Axiomen auf,diese werden nun dargestellt.1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizierenEine einzelne Kommunikation heißt Mitteilung oder, sofern keine Verwechslung möglich isteine Kommunikation. Ein wechselseitiger Ablauf von Mitteilungen zwischen zwei odermehreren Personen wird als Interaktion bezeichnet. Das „Material“ jeglicher Kommunikationsind nicht nur Worte, sondern auch alle paralinguistischen Phänomene (Tonfall, Schnelligkeit7
oder Langsamkeit der Sprache, Pausen, Lachen und Seufzen), Körperhaltung,Ausdrucksbewegungen (Körpersprache) usw. – also Verhalten jeglicher Art.Verhalten hat eine besondere Eigenschaft, es gibt kein Gegenteil, einfach ausgedrückt „mankann sich nicht, nicht Verhalten“. Dies gilt auch dann, wenn Kommunikation nicht bewusst,absichtlich oder erfolgreich ist, also gegenseitiges Verständnis zustande kommt.2. Axiom: Der Inhalts- und Beziehungsaspekte der KommunikationJede Kommunikation hat einen Inhalts und einen Beziehungsaspekt. Dies wird alsMetakommunikation bezeichnet, da letzterer den ersteren bestimmt.In der menschlichen Kommunikation besteht folgende Relation zwischen Inhalts- undBeziehungsaspekt: Der Inhaltsaspekt vermittelt die Daten, der Beziehungsaspekt weist an, wiediese Daten aufzufassen sindDer Inhalt jeder Mitteilung erweist sich vor allem als Information, wie ihr Sender dieBeziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht und ist in diesem Sinne seine persönlicheStellungnahme zum anderen.Bsp.: Wenn Frau A auf Frau B’s Halskette deutet und fragt, „Sind das echte Perlen?“, so istder Inhalt ihrer Frage ein Ersuchen um Information. Gleichzeitig teilt sie aber Frau B durchden Ton ihrer Stimme, durch ihren Gesichtsausdruck Freundlichkeit, Neid, Bewunderungoder irgendeine andere Einstellung ihr gegenüber mit. Und Frau B wird irgendwie reagieren.Sie kann nicht nicht kommunizieren – nicht einmal durch Schweigen.Frau A teilt also Frau B durch nonverbale Signale mit, in welcher Beziehung sie zu ihr steht.Widersprechen Mitteilungen auf der Inhaltsebene denen auf der Beziehungsebene,widersprechen einander verbale und non-verbale Mitteilungen, kommt es zu Störungen.3. Axiom: Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion derKommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.Dem unvoreingenommenen Beobachter erscheint eine Folge von Kommunikationen als einununterbrochener Austausch von Mitteilungen. Jeder Teilnehmer an dieser Interaktion mussihr jedoch eine Struktur zugrunde legen. Bateson und Jackson haben dieser Interaktion eine8
Struktur zugrunde gelegt, die so genannte „Interpunktion von Ereignisfolgen“. So bringt z.B.die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur auch ganz bestimmte, ihr eigeneInterpunktionsweisen mit sich, die zur Regulierung dessen dienen, was als „richtiges“Verhalten betrachtet wird.Diskrepanzen auf dem Gebiet der Interpunktion sind die Wurzel vieler Beziehungskonflikte.Dazu ein Beispiel eines Eheproblems.Der Ehemann nimmt nur die Triaden 2-3-4, 4-5-6, 6-7-8 usw. wahr, in denen sein Verhaltennur die Reaktion auf das Verhalten der Ehefrau ist. Sie sieht es genau umgekehrt. Sie nimmtihr Verhalten nur als Reaktion auf das des Mannes, nicht aber als Ursache für sein Verhaltenwahr.4. Axiom: Digitale und analoge Aspekte der KommunikationKommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationenhaben eine komplexe und vielseitige logische Syntax (Satzbau) aber eine auf dem Gebiet derBeziehungen unzulängliche Semantik (Sinn). Analoge Kommunikationen dagegen besitzendieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikationenerforderliche logische Syntax. Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Weisen, in denenObjekte dargestellt und damit zum Gegenstand von Kommunikation werden können. Sielassen sich entweder durch eine Analogie (z.B. eine Zeichnung) ausdrücken oder durch einenNamen. Diese beiden Ausdrucksmöglichkeiten entsprechen den analogen und digitalenKommunikationsformen in natürlichen und künstlichen Organismen. DigitalesMitteilungsmaterial ist weitaus komplexer, vielseitiger und abstrakter als analoges.Der Unterschied zwischen digitaler und analoger Kommunikation wird deutlicher, wenn manbedenkt, dass das bloße Hören einer unbekannten Sprache niemals zum Verstehen derSprache führen kann, während sich aus der Beobachtung von Zeichensprachen undAusdrucksgebärden Informationen relativ leicht ableiten lassen.5. Axiom: Symmetrische und komplementäre InteraktionenBei den Begriffen symmetrisch und komplementär geht es um Beziehungen, die aufGleichheit beruhen, also symmetrisch sind, oder um solche, die unterschiedlich, alsokomplementär sind.Symmetrische Beziehungen zeichnen sich durch Streben nach Gleichheit und Verminderungvon Unterschieden zwischen den Partnern aus, während komplementäre Interaktionen auf sichgegenseitig ergänzenden Unterschiedlichkeiten basieren.9
Abschließende Worte zum Kommunikationsmodell von Watzlawick:Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren, macht alle Zwei-oder-mehr-PersonenSituationen zu zwischenpersönlichen, kommunikativen Prozessen. Der Beziehungsaspektsolcher Kommunikationen umreißt diesen Umstand noch enger. Die pragmatischezwischenmenschliche Bedeutung der digitalen und analogen Kommunikationsmodalitätenliegt nicht nur in ihrer weitgehenden Isomorphie mit dem Inhalts und Beziehungsaspekt jederMitteilung, sondern darüber hinaus in der unvermeidlichen, aber wichtigen Doppeldeutigkeit,mit der sich Sender wie Empfänger beim übersetzen von der einen in die andere Modalitätauseinanderzusetzen haben (Wazlawick 1990, S. 70).2.2. Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von ThunNach diesem Modell enthält jede Nachricht vier Botschaften.Sachseite Worüber informiere ich?Selbstkundgabeseite Was gebe ich von mir selbst kund (Absichten, Gefühle.)?Beziehungsseite Was halte ich von dir und wie stehen wir zueinander?Appellseite Wozu möchte ich dich veranlassen?(Wikipedia, 2007)Die Sachseite beinhaltet die reine Sachaussagen, Daten und Fakten, die in einer Nachrichtenthalten sind. In der Selbstkundgabe vermittelt der Sprecher, etwas über seinSelbstverständnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc. Auf der Beziehungsseite wirdausgedrückt bzw. aufgenommen, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm/ihrhält. Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung (Wikipedia,2007).Bsp.: Ein Mann (zunächst Sender der Nachricht) und seine Frau (zunächst Empfängerin)sitzen beim Abendessen.Mann: „Da ist etwas Grünes in der Suppe.“Die Frau antwortet: „Wenn es dir nicht schmeckt, kannst du ja selber kochen!“Empfängerin1. Sachseite:Da ist etwas Grünes.Sender1. Sachseite:Da ist etwas Grünes.10
2. Selbstkundgabe:Ich weiss nicht, was es ist.2. Selbstkundgabe:Er hat Zweifel, ob es ihm schmeckt.3. Beziehungsseite:Du solltest es wissen.3. Beziehungsseite:Er hält meine Kochkunst für fragwürdig.4. Appell:Sag mir bitte, was es ist!4. Appell:Koche künftig nur noch, was ich kenne!2.3. Das Kommunikationsmodell von Shannon & WeaverEines der bekanntesten Modelle stammt von Shannon & Weaver, es entstand um 1949, als einrein technisch orientiertes Modell. Das Ziel war es, ein Modell für die optimaleKommunikation an die amerikanische Armee zu liefern.Nach Shannon & Weaver muss eine Kommunikation 6 Elemente beinhalten:die Informationsquelledie Verschlüsselungdie Nachrichtden Kanaldie Entschlüsselungden EmpfängerMenschliche Kommunikation hat eine Quelle (information source). Diese Quelle ist derSender, der seine Nachricht (message) in Form eines Kodes über einen Kanal (transmitter)weitergibt.Kommunikation ist als Zeichenprozess zu verstehen, d.h. als Gebrauch von Zeichen undKodes. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Information und Kommunikation sowie zwischenAnzeichen und Zeichen.Rauch z.B. fungiert als Anzeichen für Feuer - dem Phänomen wird eine bestimmteInformation entnommen.Kommunikativ relevant wird ein Phänomen jedoch nur dann, wenn es in sozialer Interaktion(kulturell) kodiert und somit zu einem Zeichen wird.Das Modell von Shannon & Weaver ist durch höchste Objektivität gekennzeichnet, weil es inseiner radikalen Abstraktion auf jedes Kommunikationssystem der Welt anwendbar ist. Es giltvom Atom, über Pflanzen, Tiere und Menschen bis zu den Gesellschaftssystemen.Bei der menschlichen Sprache ist das Medium die Luft. Signale sind "Wellen"- Musterin der Luft, die durch die Stimmbänder des Senders erzeugt und durch die Ohren desEmpfängers wahrgenommen werden.Bei der Kommunikation zwischen Computern ist das Medium elektrischer Strom.Signale sind Muster im Fluss der Elektronen, die vom sendenden Computer erzeugtund vom empfangenden Computer entdeckt werden.Beim "Skywriting" ist das Medium Rauch. Die Signale sind Rauchmuster, die voneinem Flugzeug in den Himmel gezeichnet werden. Diese werden dann von denLeuten am Boden wahrgenommen (mediamanual, 2007).Nach dieser Darstellung der Kommunikation als Interaktionsprozesse werden in denfolgenden Kapiteln die verschiedenen Anwendungsschichten des Internets sowie dieBesonderheiten der computervermittelten Kommunikation und der Sprache beschrieben.11
3. Sprach- und Kommunikationsformen im Internet – ein ÜberblickDas Internet ist als ein Konglomerat verschiedenster Kommunikationsmöglichkeiten zusehen. Eines ist jedoch allen gemeinsam: die Wiedergabe von Inhalten mittels Sprache.Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird zunächst auf die einzelnen Anwendungsschichtendes Internets eingegangen, um deren Bedeutung und Funktion herauszuarbeiten.3.1 e-Mail – KommunikationDas 1969 entwickelte ARPA – Net (Advanced Research Projects Agency Network) sollteursprünglich ein verteiltes Kommunikationssystem darstellen, welches hauptsächlich für dieVernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen sorgen sollte. Daraus entstandspäter das Internet (vgl. hierzu Wikipedia, Internet).Die e-Mail war eine der ersten Anwendungen, welche im ARPA – Net möglich war. Siebezeichnet im Deutschen einen „elektronischen Brief“ und hat sich als der meistgenutzte undwichtigste Dienst des Internets etabliert (vgl. hierzu Wikipedia, e-mail).Zunächst wurde der e-Mail – Dienst tatsächlich zum Austausch wissenschaftlich – sachlicherInformationen genutzt, dies änderte sich jedoch in den späten 1970er Jahren, als eine erstegroße e-Mail – Diskussionsgruppe mittels einer Mailingliste über Science Fiktion öffentlichdiskutierte.Heute bietet die e-Mail eine sehr gut genutzte Möglichkeit der Kommunikationsform, da sieeinerseits eine orts- und zeitunabhängige Kommunikation im Vergleich zu Telefonaten oderherkömmlichen Briefverkehr ermöglicht und andererseits die Vorteile eines schriftlichenBriefwechsels, wie Strukturierung und Reformulierung von Inhalten, bietet. Zudem fallenGesprächsgebühren oder Postwertmarken weg, da nahezu alle Internetanbieter (wie z.B. TOnline oder AOL) kostenlose e-Mail – Accounts ermöglichen.Bei der e-Mail handelt es sich um eine „offline – Kommunikation“, was bedeutet, dass für dieÜbermittlung der Nachricht die Präsenz des Empfängers nicht notwendig ist.3.2 Das World Wide WebDas World Wide Web ist nach Wikipedia ein über das Internet abrufbares Hypertext-System.Darunter versteht man „eine multi-lineare Organisation von Objekten, deren netzartigeStruktur durch logische Verbindungen (so genannte Hyperlinks) zwischen Wissenseinheiten(.) hergestellt wird.“ (vgl. hierzu Wikipedia, Hypertext)Der Benutzer des WWW – unabhängig davon, ob Wissenschaftler, Unternehmer oderPrivatperson - kann sich gewünschte Daten von einem Webserver, welcher diese Datenzentral speichert, abrufen und diese auf seinem PC anzeigen lassen. Diese Daten wiederumsind über Hyperlinks mit einer Vielzahl weiterer Dokumenten auf dem gleichen Webserveroder einem anderen verbunden. Dadurch ergibt sich ein „Welt – Weites – Netz“, über welchesman sich informieren und mit anderen kommunizieren kann – kommerziell ebenso wie privat.12
Das WWW wird zwar häufig dem Internet gleichgesetzt, ist jedoch nur ein Teilbereich dessen– neben beispielsweise e-Mail und Chat.3.3 Usenet und News – KommunikationDas Usenet funktioniert technisch prinzipiell wie das WWW – hier bezieht man die Datenjedoch von so genannten Newsservern. Hierbei werden Newsgroups (Diskussionsforen) zuverschiedensten Themenbereichen miteinander vernetzt.Wählt der Benutzer einen Themenbereich und ein spezifisches Forum aus, so kann er zumeinen die Veröffentlichungen anderer Diskussionsteilnehmer lesen, zum anderen selbstBeiträge (Postings) zum Thema (Thread) schreiben. Somit besteht hierbei ebenfalls eineKommunikation in zweierlei Richtungen – es gibt Sender und Empfänger.Ein Beispiel hierzu wäre das Psychologieforum – ein von Psychologiestudenten derUniversität Innsbruck geschaffenes unabhängiges Diskussionsforum „mit dem Ziel, dieKooperation und das Networking zwischen den einzelnen Studenten/-innen derStudienrichtung Psychologie zu fördern“ (vgl. hierzu www.psychologieforum.info).Die Vorteile solcher Newsgroups bestehen einerseits in der schnellen Informationsvermittlungund –weitergabe, andererseits in der Möglichkeit, dass gleichzeitig sehr viele Personen daranteilnehmen und neue Ideen zur Diskussion beitragen können.Allerdings fehlt es diesen Foren häufig an Moderation und Kontrolle (vergleichbar mit einerZeitungsredaktion), was zu Fehlinformationen oder aber auch zu Streit und inakzeptablen(schriftlichen) Äußerungen führen kann.Das Usenet fungiert sowohl als „offline-„ wie auch als „online-Kommunikation“.3.4 Chat – KommunikationUnter Chat (aus dem englischen abgeleitet von „plaudern, sich unterhalten“) versteht maneine Art der elektronischen Kommunikation in speziellen (themenbezogenen) Chaträumen im„online – Modus“. Die Teilnehmer müssen also präsent sein. Dabei kann sich eine Person mitsehr vielen anderen gleichzeitig „unterhalten“, man nennt dies auch „one – to - many“Kommunikation.Somit stellen Chaträume eine Möglichkeit dar, anonym viele Kontakte zu knüpfen. Einweiteres Kriterium ist der so genannte „nickname“. Die Chatter nehmen nicht unter ihremnormalen Namen teil, sondern haben mittels eines eigens gewählten Namen die Möglichkeitzur Selbstrepräsentation. Dies ist vor allem deshalb von Bedeutung, da im Vergleich zuAlltagsinteraktionen das Aussehen, die Mimik, Gestik und Betonung in dieserKommunikationsform wegfallen und der Name den ersten Eindruck bestimmt.Es ermöglicht jedoch auch, andere zu täuschen, da eine Möglichkeit der Kontrolle durchandere Chatteilnehmer schier unmöglich ist.Diese Form zählt zum „Internet Relay Chat“, kurz IRC, oder Web-Chat.Beim Chatten stehen in erster Linie die Tippfertigkeiten, also die Schnelligkeit derUnterhaltungspartner im Vordergrund. Syntax und Lexik werden meist völlig außer Achtgelassen, vielmehr mit Abkürzungen, in Umgangssprache sowie ohne Satzzeichen13
geschrieben. In Folge dessen hat die Sprache im Chat nahezu „Slang-Charakter“ (Wikipedia,Chat).Durch Emoticons (z.B. :-), ;-) oder :-o ) und Akronyme, eine Sonderform von Abkürzungen(z.B. lol laugh out loud) wird versucht, die Mängel der online – Kommunikationauszugleichen. Auf diese speziellen Sprachformen wird im Kapitel 5 noch näher eingegangen.3.5 Internet – Telefonie / VideokonferenzDie Internet – Telefonie, auch „Voice over IP“ (VoIP) genannt, ist seit etwa 1995 möglich,wurde seither jedoch stark weiterentwickelt und ist inzwischen qualitativ vergleichbar mit derherkömmlichen Festnetztelefonie. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass dieKommunikationspartner über Computernetzwerke miteinander in Verbindung stehen.Inzwischen ist diese Entwicklung soweit fortgeschritten, dass der Nutzer wählen kannzwischen einem Headset, das am Computer eingesteckt ist, oder aber einem Standardtelefon,welches an den Internetrouter angeschlossen ist. Das bedeutet, dass für diesen Internetdienstder Computer nicht mehr zwingend nötig ist.Speziell die so genannte „Skype“ – Software, welche seit dem Jahr 2004 auf dem Markt ist,ist sehr beliebt. Dieser Dienst bei herkömmlicher Internet – Telefonie von PC zu PC für dieNutzer kostenlos, ermöglicht gegen Gebühr jedoch Zusatzfunktionen, wie beispielsweiseAnrufbeantworter, Anrufe sowohl zu Festnetz- und Mobiltelefonen sowie dasEntgegennehmen von Anrufen aus dem herkömmlichen Telefonnetz. Laut der „skype.com“ –Homepage nutzen 10 Millionen Menschen diese Software.Ein zusätzlicher Pluspunkt hierbei ist die Chatfunktion. Hierbei handelt es sich jedoch nichtum die oben beschriebene Art des „one – to many“ –Chat, viel mehr wird hier eineMöglichkeit der textbasierten „one – to – one“ – Kommunikation geboten. Dabei findet dieUnterhaltung über einen nicht – öffentlichen Kanal mit einem bestimmten, ausgewählten –meist bereits bekannten - Teilnehmer statt. Diese Form wird auch als „Instant Messaging“bezeichnet.Zusätzlich hat der „Skype“ – Nutzer die Möglichkeit zur so genannten Videokonferenz.Mittels einer Webcam können sich die Gesprächs- oder Chatpartner gegenseitig amBildschirm ihres jeweiligen PCs sehen, wobei auch Konferenzschaltungen mit bis zu zehnTeilnehmern möglich sind.3.6 Webforen„Ein Webforum ist ein Internetforum auf einer Website, also Teil des World Wide Web“(Wikipedia). Webforen sind vergleichbar mit den oben beschriebenen News – Groups,zeichnen sich allerdings durch einen höheren Grad an Identifizierung sowohl des Nutzersselbst als auch mit dem jeweiligen Forum aus. Dies wird möglich durch Bewertungssysteme,die Möglichkeit, eigene Bilder hoch zu laden sowie die Listung von Geburtstagen derForumsmitglieder.Strukturell sind Webforen ebenso hierarchisch aufgebaut wie das Usenet. Eingangs öffnetsich nach dem Einloggen meist die eine Hauptseite, auf der die diversen Themen aufgelistetsind. Durch Auswahl eines Hauptthemas gelangt man in die dazugehörigen Subforen undkann dort selbst Beiträge verfassen und die vorherige Diskussion nachlesen.14
3.7 WeblogDas Wort „Weblog“ setzt sich aus dem engl. www (world wide web) und Log (für Logbuch)zusammen und wird häufig mit „Blog“ abgekürzt.Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich eine Art Online-Tagebuch oder auch Journal,welches öffentlich zugänglich ist, da es sich auf einer Website befindet. Es kann sich z.B.auch um Kolumnen ähnliche, weniger persönliche Einträge zu bestimmten Themen handeln.Weblogs dienen zur Veröffentlichung von Themen aus dem eigenen Leben, zumGedankenaustausch oder zur Mitteilung und Diskussion von Erfahrungen und Informationen.Daher weisen Blogs eine hohe Ähnlichkeit mit Internetforen auf.Sie übergreifen Zeit und Raum, da sie zu jeder Zeit und von jedem Ort über das Internetabrufbar sind und jederzeit aktuell sind.Blogs bestehen aus vielen einzelnen Einträgen, die umgekehrt chronologisch geordnetabrufbar sind und immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden.Sinnvoll ist es zwischen „personal“ und „non-personal“ Blogs zu unterscheiden.Die „Personal“ Blogs enthalten schwerpunktmäßig Online-Tagebücher und persönlicheErlebnisse und Gedanken bestimmter Personen, welche diese Blogs für sich persönlicheinrichten oder andere an ihrem Leben teilhaben lassen möchten.Dies ist auch einer Art der Kommunikation im Internet mit der Menschen anderen MenschenAspekte ihres persönlichen Lebens uneingeschränkt mitteilen können und diese eventuell vonanderen Menschen sogar kommentiert werden können, sofern der Verfasser des Weblogsdieses wünscht.„Non-personal“ Blogs entstehen meist, um eine hohe Anzahl an Menschen zu erreichen undihnen Wissen zugänglich zu machen, welches als wesentlich für die Bildung erscheint.Oftmals ist das Führen von Weblogs auch nur ein Wunsch nach Kommunikation mit anderenMenschen.Die Sprache in Weblogs ist themenabhängig und kann von einer sachlich-informativen bis hinzur umgangssprachlichen Schreibweise variieren und inkludiert die typischen Ersatzformender direkten Kommunikation, wie Smilies, Emoticons etc.Die einzelnen Einträge auf einem Blog werden als „postings“ (kurz:“post“) bezeichnet unddie neuesten Einträge befinden sich immer oben auf der Website.In den letzten Jahren hat die Nutzung von Blogs im Internet wesentlich zugenommen, wasdarauf zurückgeführt wird, dass jeder Mensch nach Lust und Belieben jede Art von Weblogerstellen kann, das Thema selbst gewählt und das die Website kann nach Belieben gestaltetwerden. Blogs bieten eine innovative Kommunikationswiese für jedermann – persönlich oderöffentlich.3.8 Online RollenspieleOnline Rollenspielen sind Spiele, bei denen die Mitspieler in fiktive Rollen schlüpfen undgemeinsam eine Geschichte erzählen, bzw. kreieren.Im Pen - and - Pencil Rollenspiel, welches die Grundlage für online Rollenspiele bietet,moderiert ein Spielleiter das Geschehen, während beim Online Rollenspiel dieser Part vondem Computer übernommen wird.Die Welt in einem Online Rollenspiel ist fiktiv und bietet verschiedenste soziale, kulturelleund zeitliche Hintergründe. Die einzelnen Charaktere, in die die Spieler eintauchen, müssenwährend des Spiels Kämpfe bestreiten, Aufgaben lösen und während dessen vielHintergrundwissen über das Spiel sammeln.15
Der Charakter, mit dem die einzelnen Spieler spielen, kann selbst e
Kommunikation“ über das Internet. Diese Seminararbeit konzentriert sich auf die computervermittelte Kommunikation, welche eine soziale Beziehung ist, in der Menschen Rechner, insbesondere wenn diese als elektronische Medien durch Internet