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gesundheitspressMagazin für und über Selbsthilfe in Mannheim, Heidelberg und der RegionAusgabe 56 – Herbst/Winter 2018/201925 Jahre Kollagenosengesprächskreis der Rheumaliga30 Jahre Heidelberger Selbsthilfebüro„Luisa ist hier!“ – Schnelle Hilfe für FrauenSchwerpunkt: Tabus und Diskriminierung entgegenwirken 1
Inhalt825Schwerpunkt:Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenGesundheitstreffpunkt Mannheim aktuellEinleitung 4Zusammenfassung in Leichter Sprache 5Das Antidiskriminierungsbüro Mannheim e.V. 6Zentralrat der Sinti und Roma 7Antidiskriminierungsnetzwerk Heidelberg 7Das Mannheimer Bündnis für ein Zusammenleben in Vielfalt 8Aktionsplan Vielfalt und Chancengleichheit 8Adis e.V. Reutlingen/Tübingen 9Pro familia Mannheim 10Gruppe nach Spätabbruch Mannheim 10Selbsthilfegruppe Analphabeten 11Anderes Burnout Café 11Frauengesundheitszentrum Heidelberg 12Gesprächskreis Asexualität 12Overeaters Anonymous 13Transsexualität Mannheim 13Aidshilfe Heidelberg 14HIV-Selbsthilfegruppe WIR.positiv Mannheim 15Gesprächskreis des BiBeZ e.V. 15Nova Vita: Alkoholkranke und Angehörige 16Kinder suchtkranker Eltern 16Kisiko – Psychologische Beratungsstelle Mannheim 17Freundeskreis Glücksspiel Mannheim 17Heidelberger Initiative Psychiatrieerfahrener 18Was machen die Nachbarn?Das Selbsthilfenetzwerk Neckar-Odenwald 1822220826Unterstützung für Radio RUMMS 19Workshop „Neue Formate der Selbsthilfe“ 19Heidelberger Selbsthilfebüro aktuell30 Jahre Heidelberger Selbsthilfebüro 20Unabhängige ergänzende Teilhabeberatung – EUTB 21Seminar für Selbsthilfegruppen 21NachrichtenDatenschutz: neue Regelungen der DSGVO 22„ATHINA“ – Apotheken überprüfen Arzneimittelmix 23Notfallkärtchen bei Schlaganfall 23Ehrenamtlich im Einsatz beim Apothekenversand 23Luisa-Kampagne: Notruf für Frauen und Mädchen 24Lotsendienst am NCT 24Selbsthilfe aktuellLebertransplantierte Deutschland 25Ehrung Leo Imhof, SchlaganfallForum 26Nierenkrebs-Selbsthilfegruppe 26InfosSelbsthilfebörse 27A-Z der Selbsthilfegruppen in der Region 28Termine 30Impressum 30SEKIS – Landesselbsthilfekontaktstelle 31Rheumaliga Kollagenosen-Gesprächskreis 31Nachruf Jan Fischer 31526
VorwortMichel Meyers „Getuschel“:ein Spiel mit BefindlichkeitenMichel Meyer, Foto: privatDer Maler wurde 1956 in Stuttgartgeboren, studierte 1978-1982 Kommunikationsdesign und Illustration inDarmstadt, mit Diplom 1982. Danachfolgten transparente Collagen, Malerei,erste Ausstellungen. Seit 1985 lebt erselbständig als Freier Maler und Illustratorin Weinheim und macht auch Projekte mitAnne Sommer-Meyer. Michel Meyer hattezahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Deutschland,der Schweiz, Norwegen, Frankreich, Polenund den USA und veröffentlichte etlichePublikationen.Über seine Arbeit sagt Michel Meyer:„Meine Malerei ist nicht nur ein Spiel mitFarben, Stiften und Material zur Erlangungvon Köpfen, Figuren und deren Fragmenten und Beziehungen. Auch ein Spiel mitZuständen und Befindlichkeiten. Ein Spielim Ernst. Eine Reaktion auf das Erhabeneund Archaische, auf die Symbole vonFurcht und Unwissenheit. Ein Einordnendes Grotesken, Vergänglichen und Psychischen. Ein Gespräch, das nicht geführtwird.Durch den andauernden Prozess der Malerei verschwinden alle im Bild entsorgten Gedanken und transformieren sichraupenhaft in Schönes oder Humorvolles.In Geschichten mit offenem Ausgang. Ichlese diese Geschichten gerne.“INFOSchaufenster: www.michel-meyer.deLiebe Leserin, lieber Leser,in seinem Buch „Leitbild Menschenwürde“ beschreibt der Autor HansDietrich Engelhardt (Quelle sieheSeite 4), dass Selbsthilfegruppen inden 70er bis frühen 90er Jahren desletzten Jahrhunderts sehr stark zuTabubrüchen beigetragen haben. Siehaben Tabus aufgebrochen einfachdurch die Tatsache, dass sie eineMöglichkeit geschaffen haben, offenüber Themen zu sprechen, über diedas bis dahin nicht möglich war, beispielsweise Missbrauch, Homosexualität oder Drogensucht. Beim Redendarüber blieb es nicht, es wurdenForderungen gestellt, um die Situation der Betroffenen zu verbessern,und so wurde aufgezeigt, wo es in derGesellschaft dringender Veränderungen bedurfte. Vieles konnte dadurcherreicht werden, auch mithilfe vongesetzlichen Änderungen. Manches,was damals tabu war, ist heute keinGrund mehr, sich zu isolieren oderausgegrenzt zu werden.Doch obwohl viele Tabus angegangenwurden, heißt das nicht, dass es heutekeine mehr gibt. Und: Auch die Erfahrung, diskriminiert zu werden, gehört zumAlltag nicht weniger Menschen.Umso besser ist es, wenn beides thematisiert werden kann und man sich ernsthaft mit den Erfahrungen und auch denVorschlägen beschäftigt, die Betroffenemachen. Denn sie wissen am allerbesten, wo der Schuh drückt. In diesem Heftfinden Sie viele unterschiedliche Beispiele von Menschen, die einen Weg fürsich gefunden haben und dafür Respektverdienen. Und Sie lesen von Institutionen, die sie dabei in vielfältiger Weiseunterstützen.Ihre Bärbel Handlos, GeschäftsführerinEinweihung des neuen DomizilsMit der Fertigstellung der zweitenFluchttreppe im Innenhof kannsie nun endlich stattfinden, dieoffizielle Einweihungsfeier desGesundheitstreffpunkts Mannheim.Nach über einem Jahr im neuen Domizilwird zusammen mit der PsychologischenLesben- und Schwulenberatung RheinNeckar (PLUS) am Freitag, den 14.September von 16 bis 20 Uhr in der MaxJoseph-Straße 1 kräftig gefeiert. In derZeit stehen allen Interessierten sowohldie Räumlichkeiten im 4. Obergeschossals auch der Innenhof des Hauses offen.Durch den bisher fehlenden zweitenFluchtweg kam ein früherer Termin für dieEinweihungsfeier aus Sicherheitsgründennicht in Frage.Endlich fertig: Die zweite Fluchttreppe im Innenhofder Max-Joseph-Straße 1.Foto: GesundheitstreffpunktNächster Redaktionsschluss: 30. November 2018 – Thema: teil·haben3
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenZwischen Abwehr und AusgrenzungBild aus einem Projekt der Sommeruniversität Bayreuth. Foto: privatDas Wort Tabu – ursprünglich ‚tapu‘ –stammt aus Polynesien und gehört zuden seltenen Wörtern, die aus Sprachender „Naturvölker“ in Sprachen westlicher Zivilisationen eingegangen und imSprachgebrauch fest verankert sind.Neben der völkerkundlichen Bedeutungals rituelles Verbot gilt ein Tabu inmodernen Gesellschaften eher alsungeschriebenes Gesetz, als Teil dessozialen Kodex einer Gemeinschaft, derfestschreibt, was man nicht tun soll undworüber man nicht oder nur in einer ganzbestimmten Weise sprechen soll.Tabus sind keine Verbote: Ein Verbot wirdausgesprochen und kann begründet werden. Tabus aber stehen außerhalb jederDiskussion, da sich die tabuisierte Handlung quasi von selbst verbietet. NachTabuverletzungen gibt es keine Verteidigungsmöglichkeit, vielmehr stellen sichSchuldgefühle, Abscheu und Scham vonselbst ein: Der tabuverletzende Menschwird isoliert und von der Gemeinschaftgemieden.Ein Tabu ist also ein sehr wirksamesMittel sozialer Kontrolle, das ganzeBereiche der Gesellschaft betreffenkann, etwa Armut, Sucht, Tod, bestimmteErkrankungen, in Teilen auch Sexualität.Betroffenen in diesen Bereichen ist es4besonders erschwert, für sich selbst zusorgen, denn ihre Situation gilt schnellals selbstverschuldet: Wer nicht oder nurschlecht lesen und schreiben kann, wersein Essverhalten nicht im Griff hat, wernicht stressresistent ist, wer sich mit HIVinfiziert, wer süchtig ist, wer von seinerArbeit nicht leben kann, dem wird nachgesagt, er habe sich eben nicht genugangestrengt.So fällt es dem sozialen Umfeld leicht,sich davon zu distanzieren. Erkennbarsind aber auch der Unwille und die Unfähigkeit, sich mit diesen (vermeintlichen)Tabus und mit der Not der davon Betroffenen auseinanderzusetzen. Ein besondererTabubereich ist die Familie: wenn Elternabhängig sind oder bei sexuellem Missbrauch.Anders verhält es sich mit Diskriminierung, sie findet nicht im Unklaren, sondern weitgehend offen statt. Hier geht esdirekt ums Herabsetzen, ums Ausgrenzen,ums Verunglimpfen. Ziel sind Menschenmit sichtbarer Armut, mit anderer Hautfarbe, mit nicht gewöhnlicher sexuellerOrientierung. Auch religiöse Anschauungen oder eine Krankheit und Behinderungkönnen Anlass dafür sein. Diskriminierungist ein offenes Unterdrückungsinstrument.Sie findet an vielen Orten statt, etwa imBildungsbereich, in der Arbeitswelt, aberebenso im Gesundheitswesen oder in derWohnungspolitik.Die Auswirkungen von Diskriminierungund Tabu auf die Betroffenen sind in ähnlicher Weise unangenehm bis fatal. Umsoeindrucksvoller ist es, wie mutig undentschlossen eine große Anzahl Betroffener sich selbst organisiert und mit ihrenAnliegen an die Öffentlichkeit geht.Dagmar DariusFoto: Rike, pixelio.deQuelle zu Tabu: ng/tabu/index.htmlQuelle zum Buch von Hans Dietrich Engelhardt: Leitbild Menschenwürde: Wie Selbsthilfeinitiativen denGesundheits- und Sozialbereich demokratisieren.Campus-Verlag, Frankfurt.ISBN: 978-3-593-39498-5
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenAusgeschlossen sein. Was man tun kann.Manche Menschen werden aus·geschlossen. Die anderen wollennicht mit ihnen sein. Man sagt auch: sie werden „diskriminiert“.Warum?Manche Menschen sehen anders aus. Oder sie haben eineKrank·heit oder Behinderung. Die Leute sagen: „Die sind nichtnormal!“Die Leute sagen: „Wir wollen nicht mit ihnen sein.“ Es ist nichtschön, wenn man allein ist. Wem das passiert, der fühlt sichaus·geschlossen. Das ist gemein.Man kann viel tun, damit man nicht mehr ausgeschlossen wird.Zum Beispiel: Andere Menschen finden. Menschen mit ähnlichenProblemen.Mit ihnen sprechen, wie das ist, wenn die Leute komisch schauen.Und zusammen kann man den Leuten sagen, dass jeder Menschanders ist.Anders ist normal. Gemeinsam ist man stark!Manche Leute wissen nicht, wie sie mit einem kranken Menschenumgehen sollen. Der kranke Mensch bemerkt das und fühlt sichnicht gut. Der gesunde Mensch muss lernen, was er tun darf.Nicht alle sind gleich. Manche sehen anders aus. Manche lebenanders. Sie wollen nicht, dass man das schlecht findet. Es gibtVor·urteile.Vor·urteile sind schlecht. Wir sind alle Menschen und sollten offenmit einander umgehen.Dann können alle darüber nach·denken, was man machen kann.Alle gehören zusammen. Alle sind wert·voll. Es ist gut, dassMenschen verschieden sind.Übersetzung: Steffen Schwab, Büro für Leichte SpracheTestleser: Hartmut Kabelitz, Christian Weber, Elke Gallian, Julia Mainzer,Marco ArnoldOffene Hilfen der Lebenshilfe Heidelberg e.V., Tel. 06221-339 23-12 – Weitere Informationen: leicht-lesbar.euBildnachweis: Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator: Stefan Albers, AtelierFleetinsel, 2013, Europäisches Logo für einfaches Lesen: inclusion Europe.5
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenMannheim stellt sich gegen DiskriminierungDas ADB – AntidiskriminierungsbüroMannheim e.V. gründete sich im Dezember 2017, bereits im Oktober 2017 wurdedie Arbeit von den vier Beraterinnenaufgenommen. Das Team berät in Einzelgesprächen, unterstützt und begleitetMenschen mit Diskriminierungserfahrungen und setzt sich dafür ein, dassMannheimer Bürgerinnen und Bürgerdiskriminierungsfrei leben können.Die Beraterinnen des ADB Mannheim e.V.haben erfolgreich eine Antidiskriminierungsberatungs-Ausbildung abgeschlossen. Sie wurde vom Antidiskriminierungsverband (advd) auf Grundlagefestgelegter Qualitätsstandards entwickelt. Inzwischen hat eine weiterevierköpfige Gruppe von Beratenden ausMannheim diese Ausbildung absolviert.Alle engagieren sich im ADB Mannheimnebenberuflich und arbeiten hauptamtlichin anderen Einrichtungen.Diskriminierung kann aufgrund von Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Nationalität,Sprache, Geschlecht, Religion oderWeltanschauung, sexueller Orientierungund Identität, Alter, einer Behinderung,körperlichen Merkmalen, Bildungsstandund sozialem Status auftreten: im Arbeitsleben, bei der Wohnungssuche,oder im Privatbereich. Diskriminierungkann in sehr unterschiedlicher Formgeäußert werden und auftreten – rassis-Stand des ADB beim Max-Joseph-Straßenfest in derNeckarstadt.Foto: ADB Mannheimtische Beschimpfungen, Nachteile beider Wohnungsvergabe, Ablehnung beiBewerbungsgesprächen sind nur ein paarBeispiele dafür.Hier unterstützt das ADB Mannheime.V. Betroffene. Wir sprechen in einemgeschützten und vertraulichen Raummit den Betroffenen über das Erlebte,verhelfen zu Klarheit und unterstützen siebei weiteren Schritten.Eine weitere, wichtige Aufgabe des ADBMannheim e.V. ist die Öffentlichkeits-arbeit. Die Beraterinnen sensibilisierenMenschen für diskriminierendes Verhalten, beraten aber auch Organisationen und Institutionen darüber, wie sieDiskriminierung verhindern können undsich gesetzeskonform verhalten. Darüberhinaus bieten sie Workshops, InhouseSeminare und Fortbildungen für Multiplikatoren an.KONTAKTAntidiskriminierungsbüro Mannheim e.V.Max-Joseph-Str. 1, 68167 MannheimTel.-Sprechstunde 0621-43 68 90 56,freitags 9-10 [email protected] Team des ADB, v.l.n.r.: Astrid Melz, Margret Göth, Lejla Noeske-Habibović, Christine Bast.Foto: ADB Mannheim6Grundlage für rechtliche Schritte schufdas im Jahre 2006 in Kraft getreteneAllgemeine Gleichbehandlungsgesetz(AGG). Die Schritte und Maßnahmen, diedas ADB einleitet, werden mit den Ratsuchenden in enger Absprache bestimmt.Die Beratung wird nach vorheriger Terminvereinbarung mittwochs nachmittagsoder freitags vormittags angeboten.
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenInteressenvertretung: der Zentralrat Deutscher Sinti und RomaDer 1982 gegründete Zentralrat mit Sitzin Heidelberg ist die bürgerrechtlicheund politische Interessenvertretung derdeutschen Sinti und Roma. Zusammen mitseinen 16 Landesverbänden setzt er sichfür gleichberechtigte Teilhabe in Politikund Gesellschaft sowie den Schutz und dieFörderung als nationale Minderheit ein.Hierfür steht er in kontinuierlichem Dialogmit Bundes- und Landesregierungen. Aufinternationaler Ebene ist er Interessenvertretung für Sinti und Roma bei der EU,beim Europarat und der OSZE(Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit) sowie Mitglied in zahlreichennationalen und internationalen Minderheitenorganisationen.Der Zentralrat tritt zudem für einen besseren Schutz der Roma-Minderheiten im Aus- Bundespressekonferenz des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zur rassistischen Berichterstattung derland ein und unterstützt konkrete Projekte Medien im „Fall Maria“, 05.11.2013, Berlin.Foto: Zentralrat Deutscher Sinti und Romazur Verbesserung ihrer Lebenssituation.minierung in Deutschland und EuropaDaher ist eine gezielte AntidiskriminieObwohl nationale wie auch internationale zur Alltagserfahrung. Dies nicht nurrungsarbeit unerlässlich, um Öffentlichgesetzliche Instrumentarien umfassendeindividuell: In unserer Gesellschaft gibtkeit und Politik auf Missstände aufSchutzmöglichkeiten vor Diskriminierunges auch strukturelle Diskriminierung.merksam zu machen und Interventionenvorsehen, zählt u.a. rassistische DiskriDiskriminierende Mechanismen undeinzufordern. Der Zentralrat DeutscherRegelungen erstrecken sich dabei auf alle Sinti und Roma sieht hier einen seinerKONTAKTLebensbereiche, auf Arbeit, Bildung undHauptarbeitsschwerpunkte.Wohnen etc.sintiundroma.deMit vereinten Kräften gegen DiskriminierungDas Netzwerk dient auch dem Erfahrungsaustausch und der Weiterqualifikation der Mitglieder, um effektiv gegenDiskriminierung in der Stadt vorgehenzu können. Durch ein einheitlichesDokumentationssystem wird in Zukunftnachvollziehbarer, in welchem Umfangund Zusammenhängen in Heidelbergentsprechende Probleme auftauchen, umbesser dagegen vorgehen zu können.Im Januar hat sich das Heidelberger Antidiskriminierungsnetzwerk gegründet. Esmöchte Menschen unterstützen, die aufgrund ethnischer Herkunft, Geschlecht,Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller IdentitätBenachteiligung erfahren.Das Netzwerk bündelt die Beratungsangebote des Amts für Chancengleichheitder Stadt Heidelberg, der KommunalenBehindertenbeauftragten, des Antidiskriminierungsprojekts HD.net-Respekt! undzahlreicher, in Heidelberg ansässiger Verbände, Vereine, Beiräte und Initiativen.Für die Betroffenen soll ein niedrigschwelliger Zugang zu den in Heidelbergvorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen werden, um sich erfahrener Diskriminierung entgegenzustellen.Zudem soll die Wachsamkeit gegenüberAusgrenzung und Diskriminierung in derÖffentlichkeit gestärkt rgTel. 06221-58 155 [email protected]
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenRespektvolles MiteinanderDas Mannheimer Bündnis für einZusammenleben in VielfaltDas Mannheimer Bündnis ist eine Plattform von über 270 Partnerinstitutionen,die gemeinsam ein respektvolles Zusammenleben in Vielfalt fördern und sichgegen Diskriminierung in Mannheim engagieren wollen. Die Grundidee: Partner undPartnerinnen finden sich, um gemeinsamaktiv zu werden und voneinander zu lernen.Bilateral werden in gemeinsamen Vielfaltskooperationen unterschiedlichePerspektiven ausgetauscht. Ein Beispiel:Das aktuelle Projekt „Alt und Jung spielen gemeinsam“ des Ida-Scipio-Heimsund der Theatergruppe „Unser Theater“KONTAKTKoordination: Stadt Mannheim, Beauftragter für Integration und [email protected]. 0621-293 98 02einander-manifest.deGemeinsam bunt– eine AktionFoto: AndreasHennlebt vom intergenerativen Austausch.Die Jugendlichen der interkulturellenTheatergruppe erarbeiten zusammen mitden Heimbewohnerinnen und -bewohnerein gemeinsames Stück zu Episoden ausderen Lebensgeschichten. Im Vordergrund tenzen im Umgang mit Vielfalt fördernund über diesen Weg auf ein positivesstehen die gegenseitige VerständigungKlima in der Stadtbevölkerung hinwirkenund das respektvolle Miteinander.können. Erlebbar sind die Projektergebnisse bei den diesjährigen Einander.Das Bündnis bietet einen Rahmen fürAktionstagen vom 28.09. bis 27.10. .institutionelle Lernprozesse, die Kompe-Ansporn für alleDer Gemeinderat bewertete allein 58Vorschläge aus dem Amt für Chancengleichheit positiv. Davon sind 29 bereitsumgesetzt oder in das laufende GeschäftIn der Herbstausgabe 2016 berichtete die integriert worden und 12 in der Beargesundheitspress über ein Beteiligungsbeitung. Beispielsweise wurden dieprojekt zur Erarbeitung des ersten Vielfalts- niederschwelligen Meldemöglichkeitenplans der Stadt Heidelberg. Es war ein vom für Diskriminierungsfälle verbessert.Land gefördertes Projekt, das über 100Das Amt für Chancengleichheit bekamMaßnahmenvorschläge hervorgebracht hat. mehr Stellenanteile für dieses Thema;Heidelberger Aktionsplan „Offen fürVielfalt und Chancengleichheit“ setztImpulse.ÖffentlicheDiskussion imRahmen desAktionsplans.Foto:Mechthild Stein8KONTAKTAmt für Chancengleichheit der StadtHeidelbergTel. 06221-58 155 [email protected] kommunales Antidiskriminierungsnetzwerk konnte gegründet werden.Geschaffen wurde dort auch eine Koordinierungsstelle für geschlechtliche Vielfaltsowie eine Expertenrunde zum Themageschlechtliche Identität, die unter anderem Kooperationsprojekte umsetzt.Die Anerkennungsberatung für im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse wurde ausgebaut. Durchgeführt wurde eine Bestandsanalyse überbestehende Sprachförderangebote fürZugewanderte. Diese wurden in einerBroschüre zusammengefasst.
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenVom Runden Tisch zum landesweit agierenden NetzwerkDer Verein „adis ng“steht für kontinuierlichenAufbau.Die Vorgeschichte:Im Jahr 2010 reichte ein junger schwarzer Mann aus Reutlingen Klage ein,weil ihm wiederholt der Eintritt in eineReutlinger Diskothek verwehrt wurde.Er konnte sein Recht auf der Grundlagedes Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nur durchsetzen, weil er dieUnterstützung einer Berliner Beratungsstelle erhielt. In Reutlingen und Umgebung, fehlte, wie in den meisten StädtenBaden-Württembergs, eine solcheUnterstützungsstruktur.Am großen Netz knüpfen viele. Foto: Dirk Schüßler, pixelio.deUm dies zu ändern, gründete sichim Frühjahr 2012 aus einem breitenSpektrum an Trägern, Initiativen undEinzelpersonen der „Runde Tisch Antidiskriminierung“. 2014 folgte die Gründungeines Runden Tisches in Tübingen und imgleichen Jahr die gemeinsame Gründungdes Vereins „Netzwerk Antidiskriminierung e.V.“ für die Region Reutlingen/Tübingen.Seit 2015 bietet der Verein in der Regioneine qualifizierte Antidiskriminierungsberatung sowie Veranstaltungen undFortbildungen an. Eine immer größereBedeutung bekommen Empowermentangebote, in denen Menschen mitDiskriminierungserfahrungen sich individuell oder kollektiv selbst stärken undermächtigen.Nachdem der Verein in den erstenJahren eng mit der Bruderhaus Diakoniezusammengearbeitet hatte, wurden nunauch dessen Projekte aus dem BereichPraxisentwicklung übernommen. Aktuellarbeiten 13 hauptamtliche Kolleginnenund Kollegen in den beiden Tübinger Büros sowie in einer Außenstelle im DGB-Haus in Stuttgart, wo sie Geflüchtete beiDiskriminierung auf dem Arbeitsmarktberaten.Ein weiterer neuer Aufgabenbereich vonadis e.V. ist die Koordination der Landesarbeitsgemeinschaft Antidiskriminierungsberatung Baden-Württembergsowie der Aufbau einer landesweitenOnlineberatung in Kooperation mit denanderen Beratungsstellen im Land. ImZentrum der Praxisentwicklung durchden adis e.V. stehen Qualifizierungen fürdie Durchführung von Empowermentangeboten bei der diskriminierungskritischen Öffnung von Institutionen imArbeitsmarktbereich und pädagogischenEinrichtungen.Nach sechs Jahren des kontinuierlichenAufbaus ist der Verein mit dem neuenNamen adis e.V. nun lokal wie landesweiteine anerkannte Fachstelle für Antidiskriminierungsarbeit.KONTAKTadis e.V., adis-ev.deGibt es allein dadurch weniger Diskriminierung? In jedem Fall ist es heuteeinfacher, sie zu thematisieren. Es istgelungen, dass Diskriminierung offenangesprochen werden kann. Davon profitieren Betroffene, die oft zum ersten Maleinen professionellen Rahmen finden, umihre alltäglichen Diskriminierungserfahrungen zur Sprache zu bringen oder sichauch gegen sie zur Wehr zu setzen. Aberauch in Fachkreisen wird das Thema heutedeutlich ernster genommen.Andreas FoitzikErklärt: Empowerment . meint, dass Menschen die Fähigkeit und Kraft entwickeln können,ihr Leben aktiv zu gestalten. Ziel vonEmpowerment-Angeboten ist es,Menschen zu befähigen, aus einerSituation des Mangels, der Benachteiligung oder Ausgrenzung herauszukommen und ein selbstbestimmtesLeben zu führen. In Selbsthilfegruppen findet Empowerment als eigengesteuerter Prozess statt, dieser wirdnicht durch professionelle Helfendegestaltet.9
Tabus und Diskriminierung entgegenwirkenAbtreibung – nach wie vor mit Tabus belegtPro familia Mannheim berät seit über 40Jahren zu Schwangerschaft, Sexualität,Familienplanung, Partnerschaft und Familie. Viele verbinden mit pro familia abervor allem Schwangerschaftskonfliktberatung oder Abtreibung. Abtreibung, einWort, das viele negative Gefühle wecktund nach wie vor mit Tabus belegt ist.Die meisten Frauen, die abtreiben,sprechen gar nicht darüber oder nur mitengen Vertrauten. Scham und die Angst,diffamiert zu werden oder dass anderevom Abbruch erfahren, ist nach wie vorverbreitet. Abtreibungsgegner nutzendas Tabuthema, den betroffenen Frauen Schuldgefühle zu vermitteln, setzenschockierende Bilder ins Netz und hetzengegen Ärztinnen und Ärzte, die Abbrüchevornehmen.Beraterinnen, die seit Jahrzehnten beraten, berichten, dass vieles gleich geblieben ist. Ein Abbruch ist immer eine Krise,die aber – anders als oft behauptet – inder Regel gut verarbeitet wird. Die meisten Frauen sind klar entschieden. Häufigsind es die fehlende oder konfliktreichePartnerschaft, der falsche Zeitpunkt, eineabgeschlossene Familienplanung, dieDie Beraterin nimmt sich Ruhe und Zeit. Foto: pro familiafinanzielle oder belastete Lebenssituation, die zum Schwangerschaftsabbruchführen. Auch verhüten die meisten Frauen, jedoch können alle Verhütungsmittelversagen.KONTAKTNach dem §219a SGB werden Informationen von Ärztinnen und Ärzten oderKliniken zum Abbruch als Werbung definiert und als Straftat geahndet. Kürzlichverurteilte ein Gericht eine Ärztin zu einerGeldstrafe, weil sie auf ihrer Internetseitedarüber informierte, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Die Verurteilung empörte Viele und führt zu heftigenDebatten um den §219a. Viele Verbände,Politikerinnen und Politiker fordern dieStreichung des Paragraphen.pro familia Mannheim, Tel. 0621-277 20pro familia Heidelberg,Tel. 06221-18 44 40profamilia.deMitfühlender Umgang mit dem SpätabbruchAus dem Flyer zur Gruppe. Foto: SkF MannheimWenn Eltern bei vorgeburtlichen Untersuchungen mit einem auffälligen Befundkonfrontiert wurden und die schwereEntscheidung treffen mussten, ihr Kind zuverabschieden, ist für sie eine Welt vollerHoffnung zusammengebrochen.Eltern, die aufgrund einer medizinischenIndikation einen Schwangerschaftsabbruch nach der 12. Schwangerschafts10woche (Spätabbruch) hinter sich haben,verschweigen oft ihre Entscheidung. Siekönnen sich nicht offen austauschen undleiden unter Schuldgefühlen, die Außenstehende oder Eltern nicht nachvollziehenkönnen, die ihr Kind durch Fehlgeburtoder nach der Geburt verloren haben.Gruppen für verwaiste Eltern sind nichtimmer offen für Menschen, deren Kinderauf diese Art verstorben sind.KONTAKTInformations- und VernetzungsstellePränataldiagnostik SkF MannheimSabine Wessely, Tel. 0621-120 80 13skf-mannheim.deAuf Anregungeiner Betroffenengibt es seit Mai2017 ein Gruppenangebot nachSpätabbruch fürEinzelpersonenund interessiertePaare.Unabhängig davon werden für verwaisteMütter Rückbildungskurse mit angeleiteten Gesprächen und Austauschangeboten. Hier nehmen auch Mütternach einem Spätabbruch teil. Wir habendie Erfahrung gemacht, dass die Frauensehr sensibel und verständnisvoll mit denjeweiligen Schicksalen umgehen.
Tabus und Diskriminierung entgegenwirken - SelbsthilfegruppenFür Analphabetismus sensibilisierenDie Selbsthilfegruppe Analphabeten Ludwigshafen-Mannheim wurde 2003 vonLernenden aus den Lese- und Schreibkursen der VHS Ludwigshafen gegründet,um ein Thema an die Öffentlichkeit zubringen, das bis dahin Menschen zugeordnet wurde, die nicht in Deutschlandzur Schule gegangen sind.Seit der Leo Studie (Hamburg 2011) wissen wir: Von den 7,5 Millionen erwerbsfähigen Menschen in Deutschland, diemaximal einzelne Sätze mühsam lesenund schreiben können, haben mehr alsdie Hälfte Deutsch als Muttersprache,und weitaus mehr haben auch das deutsche Schulsystem durchlaufen.Obwohl klar erwiesen ist, dass funktionale Analphabeten bereits in derGrundschule abgehängt wurden (Des-Der Vereinsvorstand: Sirikit Schorer, Thorsten Böhler,Gudrun Völker.Foto: SALuMa e.V.KONTAKTSALuMa e.V.Tel. 0157-31 46 25 21fachstelle-grundbildung.deinteresse und Überforderung von Elternund Lehrern), sehen sie sich selbst alsdie Versager. Sie leben mit der täglichenAngst aufzufallen, ausgelacht, diskriminiert zu werden.Die Mitwisser-Studie (Stiftung Lesen2015) belegt, dass das Thema durchaus bekannt ist. Am Arbeitsplatz weißman, wer Probleme hat, aber das führtnicht unbedingt dazu, das Thema zubesprechen, auf Lernangebote hinzuweisen. Um den Weg dahin zu ebnen, gibtes zunehmend Sensibilisierungen fürSchlüsselpersonen in Unternehmen undEinrichtungen.Selbsthilfegruppen spielen dabei einewachsende Rolle: Wer nicht gut lesenund schreiben kann, braucht für alleProblemlagen den direkten persönlichenAustausch.Elfriede Haller„Heute bin ich zufrieden mit mir“Das Andere Burnout Caféin MannheimWer würde sich wegen eines Bandscheibenvorfalls oder einer Krebserkrankungschämen? Eher wären ihm Verständnis,Mitempfinden oder gar Unterstützungseiner Vorgesetzten und Kollegen sicher.Anders ist es, wenn die Seele erkrankt.Schnell werden Burnout-Betroffene alswehleidig und nicht leistungsfähig geschmäht. So verwundert es wenig, wennBetroffene Mühe haben, sich selbst ihreErkrankung einzugestehen.Dabei trifft Burnout oft leistungsbereiteund verantwortungsbewusste Mitarbeitende, die sich dauerhaft mehr abverlangen, als leistbar ist. Um zu „funktionieren“, wird mit zunehmendem Aufwandweitergeackert, und dadurch verstärkenKONTAKTABC-Café [email protected] für eine Aus-Zeit. Foto: Martin Gebhardt, pixelio.desich die Symptome noch. Im ABC – Anderes Burnout Café in Mannheim findenBetroffene einen geschützten Raum, umgemeinsam zu lernen, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, besser Sorge fürsich zu tragen und das Selbstbewusstseinaufzubauen, dass die Krankheit keineCharakterschwäche ist.Im ABC werden, neben Erfahrungsaustausch und der Erkenntnis, trotzBeschwerden „normal“ zu sein, auchTechniken geübt, die helfen sollen, sichbesser zu schützen: „Nein“ zu sagenoder sich bewusst Energietankstellen imeigenen Leben einzurichten. „Heute geheich zufrieden mit mir nach Hause“ ist einehäufige Abschlussbemerkung.Das ABC findet jeden ersten Dienstag imMonats um 19.30 Uhr im Gesundheitstreffpunkt Mannheim statt.11
Tabus und Diskriminierung entgegenwirken - SelbsthilfegruppenDer Kampf um den perfekten KörperSex? Mag ich nicht!Pia Erlewein, die Ansprechpartnerin für Betroffene inder Region. Foto: privatDieses Phänomen hat einen Namen:Asexuali
Der Maler wurde 1956 in Stuttgart geboren, studierte 1978-1982 Kom-munikationsdesign und Illustration in Darmstadt, mit Diplom 1982. Danach folgten transparente Collagen, Malerei, erste Ausstellungen. Seit 1985 lebt er selbständig als Freier Maler und Illustrator in Weinheim und macht auch Projekte mit Anne Sommer-Meyer. Michel Meyer hatte