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SI 803309.10.200716:09 UhrSeite U1GUV-SI 8033Springen mit dem Minitrampolin
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite U2HerausgeberBundesverband der UnfallkassenFockensteinstraße 1, 81539 Münchenwww.unfallkassen. deAutoren: Hardi Frenger, Dieter PeperRedaktionelle Überarbeitung: Fachgruppe Bildungswesen,Sachgebiet Sport und Bewegung Juni 2007Alle Rechte vorbehaltenPrinted in GermanyGestaltung: Julia Beltzllustrationen: Karlheinz Grindler, Julia BeltzZu beziehen unter Bestell-Nr. GUV-SI 8033 vom zuständigenUnfallversicherungsträger, siehe vorletzte Umschlagseite.
SI 803309.10.200716:08 UhrSeite 1GUV-SI 8033Hardi Frenger, Dieter PeperSpringen mit demMinitrampolinMit Zustimmung der Kultusminister und Senatoren der Länder
SI 803309.10.200716:08 UhrSeite 2InhaltsverzeichnisVorwort31 Springen mit dem Minitrampolin4Gerätesicherheit und Übungsorganisation4Verhaltenssicherheit und Hilfeleistung62 Praktische ÜbungenAufwärmen und vorbereitende ÜbungenArmschwungHock- und Grätschsprung am BodenFedern auf dem MinitrampolinKontrollierter Ein- und AussprungSprung vom MT mit HandfassungAbsprung von Steg und Kasten9101111121313Einfache sprung mit 1/2 DrehungStrecksprung mit 1/1 Drehung141515161717Salto vorwärtsAbstützen zur freien RolleFreie Rolle zum SitzSalto auf den MattenbergSalto vorwärts1819192021StützsprüngeFedern in den KniestandStützsprung in den schlägeÜberschlag zur RückenlandungHandstützüberschlag2627283 Anhang2929Literatur29Autoren29DIN-Norm30
SI 803309.10.200716:08 UhrSeite 3VorwortSpringen ist die Bewegungsform zur Überwindung der Schwerkraft. Es besitzt für den Menschen besondere emotionale Bedeutung, weil es das Gefühl vermittelt, den Körper für kurze Augenblicke aus seiner „Erdgebundenheit“ zu lösen. Schon Kinderspüren diese Lust, indem sie hüpfen und springen oder sichwerfen und fangen lassen. Sie suchen nach Möglichkeiten, denEffekt zu verstärken, indem sie auf Betten, Matratzen oderÄsten federn, um den kurzen Spaß und die Zeit des Fliegens zuvergrößern.Doch gerade diese Vorzüge bedeuten gleichzeitig bestimmteGefahren: Die Schleuderkraft der Federn setzt Kräfte frei, derenBeherrschung im Alltag nicht gelernt wurde. So ist es besondersim Sportunterricht erforderlich, Sicherheitsmaßnahmen im richtigen Maße zu vermitteln und das Gerät nach methodisch-didaktischen Prinzipien einzuführen.Diese Broschüre will stoffliche und methodische Anregungengeben und Lehrerinnen und Lehrer ermutigen, das Minitrampolinspringen in die eigene Unterrichtsplanung einzubeziehen.Das Minitrampolin ist ein Sportgerät, das diesen Effekt verstärkt. Es unterstützt durch seine Federwirkung den Absprungso sehr, dass sich der Augenblick der Freiheit und sein Erlebendeutlich verlängern. Kein Wunder, dass Kinder und Jugendlichealler Altersstufen den Aufforderungscharakter des Gerätes mitmotiviertem Handeln und sportlichem Eifer beantworten.Sportlich gesehen bietet das Gerät vor allem eine höhere zeitliche Verfügbarkeit für besondere Steuerbewegungen im Flug,z. B. bei Rotationen um verschiedene Bewegungsachsen.3
SI 803309.10.2007116:08 UhrSeite 4Springen mit dem MinitrampolinGerätesicherheit und ÜbungsorganisationBei der Verhinderung von Unfällen oder bei der Minderung vonUnfallfolgen spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle. Insbesondere bei Landungen, wie sie im Gerätturnen und gleichermaßen beim Springen mit dem Minitrampolin auftreten, wirkenkonditionelle und koordinative Fähigkeiten, geeignete Matten,geeignetes Schuhmaterial und Bewegungsverhalten auf komplexe Weise zusammen. Selbst bei „normalen“ Landungen treten unter ungünstigen Umständen Belastungen auf, die aufDauer zu Schädigungen führen können.Eine praktische Konsequenz für den Abbau von Belastungsspitzen, die auch für den Bereich des Schulsports relevant sind, wardie Entwicklung neuer Mattentypen, insbesondere der Niedersprungmatte. „Die Filzauflage verleiht diesem Mattentyp eineflächenelastische Eigenschaft, d. h. der Kraftimpuls beim Auftreten auf die Matte wirkt nicht punktuell wie bei der Weichbodenmatte, sondern verteilt sich auf eine größere Fläche, was zugrößerer Standsicherheit, Stabilität und Drehfreiheit führt.“4(Frenger, Schmidtbleicher 1987, 4). Die Anschaffung der Niedersprungmatte ist deshalb zu empfehlen. Sie sollte bei allen Landungen auf den Extremitäten eingesetzt werden. Die Weichbodenmatte behält ihre Bedeutung für alle Landungen auf großenKörperflächen (Rücken- oder Bauchlandung).Da in vielen Sporthallen die Niedersprungmatte noch nicht vorhanden ist, kann man sich helfen, indem man auf eine Weichbodenmatte Bodenläufer oder Gerätturnmatten legt.Zur Sicherheit gehört der ordnungsgemäße Zustand aller Geräte: Die verwendeten Minitrampoline sind vom Lehrer1 vor jederBenutzung auf Standsicherheit, Intaktheit der Federn bzw. Gummizüge, richtige Befestigung des Rahmenpolsters, des Gleitschutzes und der Schrauben zur Höhenverstellung zu überprüfen.1In diesem Buch wurden der Einfachheit halber vorwiegend die männlichen Formen der Begriffe „Lehrer“, „Schüler“ usw. verwendet. Damit ist keine Diskriminierung von Lehrerinnen und Schülerinnen beabsichtigt.
SI 803309.10.200716:08 UhrSeite 5MattenbergGeeignete Sicherheitsmaßnahmen sollten beachtet werden. Dasbeginnt mit der sicheren Aufhängung des Trampolins im Geräteraum. Platz zum Auf- und Abhängen und der freie Weg in dieHalle müssen gegeben sein. Die Fixierung der Standbügel beimAufbau wird durch Belastung mit den Füßen erleichtert. Der Aufbau des Gerätes kann vor oder nach dem Transport zum Verwendungsort erfolgen. Zu achten ist beim Zusammenbau aufausreichenden Raum.Für die Landungen in der Bewegungsrichtung sind Niedersprungmatten ideal. Sicherheitsbereiche sind, wenn nötig, mitGerätturnmatten abzusichern. Während des Übens müssen dieMatten immer wieder auf exakte Lage überprüft werden.Mattenverbindungen mit Klettverschluss erleichtern den perfekten Anschluss.Der Mattenberg dient der methodischen Erarbeitung von bestimmten Zielübungen (z. B. Salto vw., Stütz- und Überschlagsbewegungen). Er wird aus drei Kästen und einer darauf gelegtenWeichbodenmatte bzw. Niedersprungmatte aufgebaut (s. Abbildung oben).Die Höhe des Mattenbergs und der Abstand des Minitrampolinssind jeweils von der Art der Übungen sowie von Körpergrößeund Leistungsstand der Übenden abhängig.Die Aufstellung der Geräte sollte von den Hallenwänden oderanderen Geräten einen Mindestabstand von 9 m in Bewegungsrichtung und ca. 3 m seitlichen Abstand haben.Natürlich gilt für das Minitrampolinspringen das Gleiche wie fürjeden Sportunterricht: Uhren und Schmuckstücke sind abzulegen. Ebenso gehören geeignete Sportkleidung und Sportschuhedazu. Joggingschuhe, Sportschuhe mit dicker Sohle sind nichtgeeignet. Empfehlenswert sind Gymnastikschuhe. Barfußspringen sollte aus hygienischen und aus Sicherheitsgründen nichtgestattet werden.Geeignete Übungs- und Laufwege für ein störungsfreies An- undZurücklaufen müssen – insbesondere bei größeren Gruppenund mehreren Geräten – garantiert sein. Bei entsprechenderOrganisation ergibt sich nicht nur ein geordnetes, sondern auchein effektiveres Üben.Der Mattenberg mit Weichbodenmatte wird verwendet für Landungen auf dem Bauch oder dem Rücken. Der seitliche Fallbereich ist mit Gerätturnmatten auszulegen.Wird aus methodischen Gründen der Mattenberg niedriger gebaut, weil auf den Füßen gelandet werden soll, ist die Weichbodenmatte durch eine Niedersprungmatte zu ersetzen bzw. durcheine Auflage zu ergänzen.5
SI 803309.10.2007116:08 UhrSeite 6Springen mit dem MinitrampolinVerhaltenssicherheit und HilfeleistungWichtig ist die Einsicht, dass Sicherheit im Sportunterricht nichtnur durch technische Sicherheit der Geräte und Matten garantiert werden kann, sondern dass Verhaltenssicherheit der Übenden hinzukommen muss. Diese lässt sich durch einen geeigneten methodischen Aufbau der einzelnen Übungen der Unterrichtsstunde und der gesamten Unterrichtseinheit entscheidendbeeinflussen (methodische Sicherheit). Wir verstehen darunterdie dem jeweiligen Können angepasste schrittweise Erarbeitungvon Bewegungsformen, die Überforderungen verhindert, ohneden Anreiz für neues Lernen vermissen zu lassen. (Die Motivationspsychologie spricht von Schaffung „dosierter Diskrepanzerlebnisse“.)Darüber hinaus richtet sich die Methodik des Minitrampolinspringens nach anerkannten methodischen Prinzipien, z. B.:„Vom Leichten zum Schweren“Dieser methodische Grundsatz meint die schrittweise Erarbeitung von einfachen und leichten Formen hin zu den komplexenund schwierigen. Die Vorgehensweise ist als „MethodischeÜbungsreihe“ bekannt. Sie bezieht sich auf die Hinführung vonvorbereitenden Übungen über Vorübungen zu einzelnen Zielübungen.„So viel Bewegungsfreiheit wie möglich,aber so viel Sicherheit wie nötig“Diese Aussage kann bedeuten, dass die Bewegungsfreiheitdurch Sicherheitsmaßnahmen einzuschränken bzw. zu reglementieren ist. Das Maß der Einschränkung ist u.a. auch von denUnterrichtsinhalten abhängig. Beim Springen mit dem Minitram-polin ist der Sicherheitsaspekt verstärkt zu berücksichtigen, dadort wegen der mechanischen Kräfte unkontrollierte Bewegungen eher auftreten können.„Alters- und fähigkeitsgemäße Angebote“Die Schwierigkeit des Übungsangebotes wie auch der Grad dernotwendigen Kontrolle hängt natürlich vom Alter und vom Könnensstand der Schüler ab. Hier kommt den Unterrichtendeneine hohe Eigenverantwortlichkeit für ein differenziertesÜbungsangebot zu. Erfahrungsgemäß ereignen sich viele Unfälle, weil Schüler nicht die Mindestvoraussetzung für das Springen mit dem Minitrampolin besitzen und eine gründliche Vorbereitung häufig unterbleibt. Seitens des Schülers erfordert derEinsatz des Minitrampolins als Voraussetzung zumindest denbeidbeinigen Absprung, ausreichend Bein- und Fußkraft, dieFähigkeit, den Körper zu spannen, und ein aktives Landeverhalten.Unter dem Aspekt der Sicherheit kommt dem Helfen undSichern im Sportunterricht eine besondere Bedeutung zu.In der neueren Literatur ist der Begriff „Hilfestellung“ nichtmehr üblich. Verwendet werden die Bezeichnungen Hilfeleistung (Führung und Unterstützung der Übenden bei der Bewegungsausführung) und Sicherheitsstellung (ständige Bereitschaft zum Eingreifen).Helfen ist im Grunde genauso schwierig und anspruchsvoll wiedas Turnen der Bewegung selbst. Es erfordert komplexe Fähigkeiten, die über entsprechende Vorübungen geübt werden müssen. Je nach Übung sind Kraft, um das Körpergewicht des Turnenden zu bewältigen, Kenntnisse des Bewegungsablaufes undmöglicher Gefahrenstellen, Anpassungs-, Antizipations-, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie die grundsätzliche Bereitschaft, helfen zu wollen, notwendig. In der Praxis bedeutetdas, dass bei einfachen Übungen alle oder fast alle Schüler alsHelfer eingesetzt werden können. Bei schwierigen Übungenkann der Lehrer häufig nur auf einen Teil seiner Schüler zurückgreifen.Zur Hilfeleistung werden folgendeHelfergriffe angewendet 6
SI 803309.10.200716:08 UhrSeite 7Ganzer Klammergriffals Stützgriff am OberarmZwei Helfer fassen mit beiden Händen jeweils einen Oberarm. Die innere Hand greift höher als die äußere. Die Daumen liegen vom Helferaus gesehen vor dem Oberarm.Die Helfer stehen in Schrittstellungfrontal zum Übenden, das innereBein steht vorn (Schultersperre).Wichtig: beide Hände fassen oberhalb des Ellbogengelenkes.Halber Klammergriffals Drehgriff vorwärts mitSchubhilfeEin Helfer steht seitlich quer zumTurnenden. Die dem Turnendennähere Hand greift von vorne gegenden Oberarm, die zweite Hand unterstützt am Gesäß.Halber Klammergriffals Stützgriff am OberarmDer Helfer steht frontal zum Übenden und greift jeweils mit einerHand einen Oberarm. Die Daumenliegen seitlich am Oberarm.Ganzer Klammergriffals Drehgriff vorwärts anBauch und RückenEin Helfer steht seitlich quer zumÜbenden. Die dem Turnenden nähere Hand fasst von vorne gegen denBauch, die zweite Hand fasst gegenden Rücken.Ganzer Klammergriffals Drehgriff vorwärtsam OberarmEin Helfer steht seitlich quer zumTurnenden. Die dem Turnendennähere Hand fasst von vorne gegenden Oberarm, der Daumen zeigt dabei zum Übenden. Die zweite Handfasst hinter den Oberarm.Gleichgewichtshilfedurch HandfassungEin Helfer steht seitlich neben demTurnenden und unterstützt durchHandfassung die Bewegung bis inden Stand.7
SI 803309.10.2007116:08 UhrSeite 8Springen mit dem MinitrampolinVerhaltenssicherheit und HilfeleistungGleichgewichtshilfedurch ganzen Klammergriffan Bauch und RückenGleichgewichtshilfe/Hubhilfe durch ganzenKlammergriff an den HüftenDes Weiteren ist eine Bewegungsausführung zu fordern, die den Belastungsabbau bei Niedersprüngen bewirkt. Danach sollte beim Üben und Ausführenaller Landungen darauf geachtet werden, dass unter Ausnutzung des Rückpralleffektes „weiterführende Bewegungen“, z. B. Strecksprung und Ausfallschritt, angeschlossen werden.In den Bildreihen der praktischen Beispiele wurde die Hilfeleistung bzw. dieSicherheitsstellung aus Gründen derÜbersichtlichkeit und Eindeutigkeitnicht eingezeichnet.Helfer steht hinter dem Übenden undunterstützt die Bewegung durch Griffmit beiden Händen an den Hüften.Ein Helfer steht in Höhe der Landestelle des Turnenden und fasst mitder einen Hand an den Bauch, mitder anderen Hand an den Rücken.Hubhilfean Bauch und OberschenkelEin Helfer steht seitlich quer zumÜbenden und fasst mit der einenHand an den Bauch, mit der anderenHand an den Oberschenkel.8
SI 803309.10.2007216:08 UhrSeite 9Praktische ÜbungenAufwärmen und vorbereitende ÜbungenAufwärmenVorbereitende ÜbungenJede Stunde muss mit geeigneten Aufwärmübungen beginnen:Laufen zur ganzkörperlichen Erwärmung und Anregung desHerz- und Kreislaufsystems, Dehnübungen zur Vorbereitung aufnachfolgende Beanspruchungen und Bewegungsformen am Boden, die sich bereits auf das Springen vom Minitrampolin beziehen, z.B. beidbeiniger Absprung ohne und mit Drehung, Hocksprünge, Grätschsprünge, Anlauf- und Absprungformen usw.Eine eingehende Darstellung von Aufwärmprogrammen sowievon vorbereitenden Übungen ohne Gerät würde den Rahmendieser Broschüre sprengen. Es ist deshalb darauf verzichtetworden. (In der Abbildung unten sind einige Übungen dargestellt.)Vorbereitende Übungen sind allgemeine, d.h. noch nicht speziell auf die Zielübung ausgerichtete Übungen, die jedoch die notwendigen konditionellen Voraussetzungen (Kraft, Beweglichkeit) und Grunderfahrungen von einfachen Bewegungsabläufenerarbeiten.Als vorbereitende Übungen für das Minitrampolinspringen gelten alle beidbeinigen Sprungformen, Anlauf- und Absprungrhythmus, der Armschwung als Unterstützung für den Absprung, Erarbeitung von Körperspannung und – etwas spezieller– vertraut sein mit dem Einsatz der Turnbank als Anlaufsteg,Umgang mit verschiedenen Mattentypen und die Fähigkeit,sicher zu landen und gekonnt zu fallen.Zu den vorbereitenden Übungen gehören weiter Sprünge mitDrehungen um die Längsachse am Boden.Vorbereitende Übungen mit Gerät dienen im Wesentlichen demAusprobieren der ungewohnten Federungseigenschaften desSprungtuchs und der Erarbeitung eines sicheren Anlaufes, wieer ohne Minitrampolin bereits geschult wurde.Nach mehrfachem Federn auf dem Sprungtuch mit Griffhilfe, dieje nach Fortschritt vorsichtig gelöst werden kann, ist das Abstoppen der Bewegung aus dem Federn zu üben (Schwingungdes Tuches wird durch Beugen in den Kniegelenken absorbiert,Körperspannung halten).Der Anlauf wird zunächst über einen Anlaufsteg eingeübt, weildurch die erhöhte Absprungbasis die richtige Einsprunghaltungauf das Sprungtuch erleichtert wird. Es kommt darauf an, dassder Einsprungwinkel ein Auftreffen „von oben“ ermöglicht. Beisicherem Absprung kann auf diese methodische Hilfe verzichtetwerden.Weiterführende Ausführungsformen, die die ganzheitliche Bewegungsgestalt von Anlauf, Absprung und Landung umfassen,zählen wir bereits zu den Vorübungen, die auf bestimmte Zielübungen hinführen oder den Zielübungen selbst zuzuordnensind.Die Darstellungen sind nicht als fertige Stundenbilder für jede Gelegenheit misszuverstehen!Die Autoren überlassen es den Lehrern, aus den Anregungen dieser Broschüre ihre eigenverantwortliche Auswahl zu treffen undggf. sinnvolle Ergänzungen zu finden.9
SI 803309.10.2007216:08 UhrSeite 10Praktische ÜbungenVorbereitende ÜbungenArmschwungMethodische Anmerkungen: Beidem Armeinsatz handelt es sich um einen kleinen schwunghaften Armkreisrückwärts etwa in Hüfthöhe von hinten nach vorn bis zur Vorhochhalte.Der Armkreis kann am Boden ohneund mit Strecksprung, später mit Anlauf ausgeführt werden.Bei Verwendung des Minitrampolinswerden die Arme vor dem Einsprung ineinem kleinen Kreis nach hinten geführt und im Augenblick des Absprungs vom Tuch zur Unterstützungder Aufwärtsbewegung schnellkräftigvor-hoch geschwungen.10Fehler: Springen und Landen in einerHohlkreuzhaltung (Körperrücklage).Ursache: Zu starker Armkreis rückwärts.Korrektur: Wiederholung der Armschwungbewegung im Stand; Kontrollfrage „Kannst du deine Hände sehen?“Sicherheitshinweise: Wird der Armschwung beim Absprung vom Minitrampolin geübt, kann ggf. die Gleichgewichtshilfe im Bauch- und Rückenbereichangewandt werden; der Helfer steht inHöhe der Landestelle.
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite 11Hock- und Grätschsprung am BodenMethodische Anmerkungen: Esempfiehlt sich, Hock- und Grätschsprung am Boden zunächst als Partnerübung auszuführen. Dabei steht derHelfer hinter dem Übenden und unterstützt die Bewegung. Der Absprung erfolgt dabei aus dem (dreimaligen)rhythmischen Federn.Fehler: Zu starke Vor- oder Rücklagedes Oberkörpers.Ursache: Unkoordinierte Arm- undBeinbewegung beim Absprung; mangelnde Sprungkraft.Korrektur: Vielseitige Sprungübungen, z. B. Springen auf kleine Kästen;Kombination verschiedener Sprungformen; Kräftigung der Beinmuskulatur.Sicherheitshinweise: Ganzer Klammergriff an den Hüften; der Helfer stehthinter dem Übenden.Federn auf dem MinitrampolinMethodische Anmerkungen: Schulterhohe Handfassung an der Sprossenwand; Erfahren und Erproben der Feder- und Schleuderkraft des Geräts. DieSprossenwand dient als Führung für einen senkrechten Sprung (kein Heranziehen oder Stützen zulassen)Sicherheitshinweise: Helfer kannFedern und Sprünge durch Hüftfassungbegleiten.11
SI 803309.10.20072.16:09 UhrSeite 12Praktische ÜbungenVorbereitende ÜbungenKontrollierter Ein- und AussprungGeräteaufbau: Ein Minitrampolinwird mit Kastenoberteilen oder kleinen Kästen umstellt, das Minitrampolin wird auf gleiche Höhe eingestellt.Methodische Anmerkungen: Die 4Übenden springen wechselweise; dosiertes Ein- und Ausspringen, Handfassung mit den benachbarten Helfern; Hilfe bzw. Zahl der Helfer kannallmählich reduziert werden. Freie Einund Aussprünge (vorwärts, seitlich,rückwärts) sind möglich.Sicherheitshinweise: Handfassung, Arm des Partners als Stütze,später evtl. nur Absichern der Bewegung durch ausgestreckte Arme derPartner.12
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite 13Sprung vom MT mit SicherheitsstellungUrsache: Mangelnde Sprungerfahrung mit falscher Bewegungsvorstellung; mangelnde Körperspannung.Korrektur: Übungen zum beidbeinigen Springen; leichtes Federn auf demMinitrampolin ohne Absprung; Verbesserung der Körperspannung; Demonstration der Absprungbewegung.Sicherheitshinweise: Helfer stehtseitlich versetzt vor dem Minitrampolin und sichert im Bedarfsfall.Methodische Anmerkungen: MitSicherheitsstellung eines Helfers aufdem Minitrampolin federn und Absprung auf die Niedersprungmatte.Fehler: Zu starkes Beugen in den Knieund Hüftgelenken.Absprung von Steg und KastenFehler: Vor- oder Rücklage desOberkörpers; zu starkes Beugen derKnie- und Hüftgelenke beim Absprung.Ursache: Zu starker Armkreis rückwärts; einbeiniger Absprung; fehlendeSprungerfahrung; unzureichende Körperspannung.Korrektur: Üben des beidbeinigenAbsprungs am Boden; Üben des Armkreises am Boden; Verbesserung derKörperspannung.Geräteaufbau: Der Anlaufsteg besteht aus zwei oder drei nebeneinander gestellten Turnbänken mit aufgelegten Gerätturnmatten. ZwischenSteg und Minitrampolin wird ein Kleinkasten gestellt.Methodische Anmerkungen: Mit einigen Schritten Anlauf auf dem Steg undeinbeinigem Absprung vom Kleinkastenzum beidbeinigen Absprung vom Absprungtuch. Durch den einbeinigen„Vorabsprung“ vom Kleinkasten wird derrhythmische Bewegungsablauf verdeutlicht. Zur Weiterführung kann der Kleinkasten entfernt werden, der Anlaufstegwird dann an das Minitrampolin herangerückt.Sicherheitshinweise: Ggf. Gleichgewichtshilfe an Bauch und Rücken;der Helfer steht in Höhe der Landestelle.13
SI 803309.10.2007216:09 UhrSeite 14Praktische ÜbungenEinfache SprüngeDer Anlauf erfolgt bei den Übungen dieses Abschnittes auf demBoden. Als Vorübung wird empfohlen, für den nun fehlendenAnlaufsteg übergangsweise einen Kastendeckel zur Betonungdes einbeinigen Absprungs einzusetzen. Nachdem auch dieserentfernt wurde, erfolgt der Anlauf in der Endform. Als Erschwerung muss jetzt der einbeinige Absprung vor dem Gerät zumEinsprung in das Tuch eine Höhendifferenz nach oben überwinden. Es gilt dennoch, die von oben auf das Tuch führende Flugkurve beizubehalten. Es empfiehlt sich ein kurzer Anlauf.Die Folge dieser Erschwernis kann Körperrücklage oder Überstreckung sein. Als Folge der natürlichen Laufvorlage oder einesmangelnden Absprungs kann sich aber auch eine vorgebeugteHaltung des Oberkörpers ergeben. Ein weiterer Fehler ist dasVorschieben der Knie im Augenblick des Absprungs. Diese Fehler sind frühzeitig (mit einfachen Sprungformen) zu korrigieren,weil sie zu unkontrollierten Flugkurven und unkorrekten Landungen führen können.Die Grundformen der einfachen Sprünge sind: Strecksprung,Hocksprung, Grätschsprung, Grätschwinkelsprung und Bücksprung.Die genannten Formen bestehen im Wesentlichen aus Variationen der Flugphase, die sich aus dem einfachen Strecksprungentwickeln lassen. Anzustreben ist die Festigung der Absprungbewegung mit einem unterstützenden Armschwung, eine aufrechte Kopf- und Körperhaltung und eine sichere Landung.Weitere Variationen nach Höhe, Ausführungsdetails, Verwendung von Richtungsweisern (ausgestreckter Arm) usw. erhöhenden Reiz der Übungen. Hier ist im gegebenen Rahmen auch dieFantasie der Übenden gefragt.Sprünge mit Drehungen um die Längsachse erfordern durch denzusätzlich zum Sprungablauf notwendigen Drehimpuls einegute Bewegungskoordination. Sie sollten daher erst eingeführtwerden, wenn die o.g. Grundformen ohne Gerät sicher beherrscht werden. Entscheidend ist die Erfahrung, dass Drehungen um die Längsachse bei gestrecktem Körper leichter undsicherer auszuführen sind als bei gebeugtem (Überstreckungins Hohlkreuz, die generell zu vermeiden ist, ist in diesem Sinneauch eine Beugung!).14
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite 15StrecksprungFehler: Passives Landen; Vor- oderRücklage des Oberkörpers.Ursache: Fehlende Körperspannung; zu starker Armkreis rückwärts;zu starkes Beugen der Gelenke beimAbsprung (unkoordinierte Absprungbewegung).Korrektur: Verbesserung der Körperspannung; Schulung der Absprungbewegung auf dem Boden bzw.Wiederholung der Vorübungen.Sicherheitshinweise: Gleichgewichtshilfe an Bauch und Rücken;ein Helfer steht in Höhe der Landestelle.Methodische Anmerkungen: Anlauf auf dem Boden mit deutlicher Betonung des einbeinigen Absprungsvom Kastendeckel (methodische Einsprunghilfe) auf das Minitrampolin.Nach Erarbeitung eines sicheren Anlaufs wird der Kastendeckel entfernt.Ein korrekter Armschwung zur Unter-stützung des Absprunges sowie eine aufrechte Kopf- und Körperhaltung sind zubeachten. Die Landung erfolgt mit leichtgebeugten Knie- und Hüftgelenken. ZurReduzierung der auftretenden Kräftekann eine weiterführende Bewegung angeschlossen werden.HocksprungUrsache: Zu niedrige Flugkurve;fehlerhafte Koordination zwischenAbsprung und Hockbewegung.Korrektur: Schulung des Sprungesnach oben auf einen Mattenberg; Wiederholung des Strecksprunges mitHöhenmarkierung; akustische Hilfen;Zielsprünge (nicht in die Weite).Sicherheitshinweise: Ggf. Gleichgewichtshilfe an Bauch und Rücken;ein Helfer steht in Höhe der Landestelle.Methodische Anmerkungen: Zubeachten ist eine ausreichend hoheFlugkurve, ein schnelles Anhocken derBeine und eine rechtzeitige Streckungvor der Landung.Fehler: Zu starke Vor- oder Rücklagedes Oberkörpers; zu geringes Anhockender Beine.15
SI 803309.10.2007216:09 UhrSeite 16Praktische ÜbungenEinfache SprüngeGrätschsprungMethodische Anmerkungen: Wichtige Voraussetzungen sind das Beherrschen des Strecksprunges und dieFähigkeit, die Beine schnellkräftig zugrätschen und wieder zu schließen.Darüber hinaus muss eine hohe Flugkurve gewährleistet sein.Fehler: Vor- oder Rücklage desOberkörpers.Ursache: Mangelnde Beweglichkeit; zu flache Flugkurve; zu starkeRück- oder Vorlage beim Absprung.16Korrektur: Übungen zur Verbesserungder Sprunghöhe; Übungen zur Verbesserung des Absprunges; gymnastischeÜbungen zur Verbesserung der Beweglichkeit.Sicherheitshinweise: Ggf. Klammergriff um die Hüfte nach dem Schließender Beine; ein Helfer steht in Höhe derLandestelle.
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite 17Strecksprung mit 1/2 DrehungFehler: Flache Flugkurve; Beugungin der Hüfte oder Überstreckung insHohlkreuz; keine vollständige Drehung.Ursache: Zu hohe Anlaufgeschwindigkeit; zu geringer Rotationsimpuls(zu schwache Armbewegung); mangelnde Bewegungsvorstellung.Korrektur: Verkürzung des Anlaufs;Übung des Bewegungsablaufs am Boden; Demonstration der Armbewegung.Sicherheitshinweise: Ggf. Klammergriff um die Hüfte; ein Helfer steht inHöhe der Landestelle.Methodische Anmerkungen: Voraussetzung ist die Beherrschung desStrecksprunges. Drehsprünge erfordern eine gute Bewegungskoordination und eine gute Abstimmung der unterschiedlichen Bewegungsimpulse.Lernerfolge wirken besonders motivierend, verbessern die Bewegungsmöglichkeiten und konstituieren neue Be-wegungsmuster. Der Rotationsimpulswird mit dem Absprung aus dem Tucheingeleitet. Der Kopfbewegung in die gewünschte Drehrichtung kommt Steuerungsfunktion zu. Die Erfahrung, dassDrehungen um die Längsachse bei gestrecktem Körper leichter und korrekterauszuführen sind, führt zu größerer Bewegungssicherheit.Strecksprung mit 1/1 DrehungFehler: Zu flache Flugkurve; Voroder Rücklage des Oberkörpers (Beugung in der Hüfte); keine vollständigeDrehung.Ursache: Zu hohe Anlaufgeschwindigkeit; mangelnde Bewegungsvorstellung; fehlender oder zu schwacherRotationsimpuls (unzureichende Armbewegung).Sicherheitshinweise: Gleichgewichtshilfe durch Griff an Bauch undRücken; zwei Helfer auf Höhe des Turnenden (in Sprungrichtung mitgehen).Methodische Anmerkungen: DerStrecksprung mit ganzer Drehung erfordert einen höheren Drehimpuls, dieKopfhaltung ist aufrecht. Der eine Armunterstützt durch eine schnelle Bewe-gung von außen nach innen in die Rotationsrichtung die Drehung, der andere Armwird nach oben gestreckt, sodass er mitder zugehörigen Körperseite parallel zurDrehachse liegt.17
SI 803309.10.2007216:09 UhrSeite 18Praktische ÜbungenSalto vorwärtsDie Saltosprünge gehören zur Strukturgruppe der (ungestütztenoder „freien“) Überschlagsbewegungen in Verbindung mitSprungbewegungen.Beim Salto vorwärts kommt es auf das Erlernen der Rotation umdie Körperbreitenachse bei ausreichender Höhe an. Die Steuerung der Saltobewegung bedeutet die Fähigkeit, durch Veränderung des Rumpf-Bein-Winkels die Winkelgeschwindigkeit zu beeinflussen.Für theoretisch Interessierte: Durch eine leicht am Körperschwerpunkt vorbeigerichtete kurzfristig wirkende Kraft(Drehmoment) erhält der Körper beim Absprung einen Drehimpuls. Dieser Vorgang wird auch als „exzentrischer Stoß“ bezeichnet. Der Drehimpuls ist ein Produkt aus Winkelgeschwindigkeit und Trägheitsmoment. Er bleibt nach dem Absprungstets gleich groß und ist im freien Flug nicht mehr zu verändern(Impulserhaltungsgesetz).In der Praxis bedeutet dies, dass zur Beeinflussung der Winkelgeschwindigkeit das Trägheitsmoment zu verändern ist. Diesgeschieht entweder durch Herannahme der Massenteile an dieDrehachse („Schließen des Körpers“) mit dem Effekt der Beschleunigung oder durch Entfernung der Massenteile von derDrehachse („Öffnen des Körpers“) mit dem Effekt der Verlangsamung der Winkelgeschwindigkeit.Somit kann z.B. bei einer schnellen Rotation mit angehocktemKörper die Bewegung im freien Flug durch Öffnen des RumpfBein-Winkels „gestoppt“ werden, um eine fehlerhafte Landunginfolge von Überrotation zu verhindern.Desgleichen lässt sich eine zu geringe Winkelgeschwindigkeitmit der Gefahr der Landung auf dem Rücken vermeiden, wennder Körper nach dem Absprung stärker gebeugt wird.Beide Abweichungen vom Bewegungsoptimum sind im Film imTrick anschaulich dargestellt.Hilfeleistung und Sicherheitsstellung beim Salto vorwärts sindnur von der Lehrkraft oder von Schülern mit entsprechender Erfahrung zu geben.18
SI 803309.10.200716:09 UhrSeite 19Abstützen zur freien RolleDie Rolle erfolgta) aus mehrfachem Federn,b) mit Anlauf.Ziel dieser Übung ist es, über denflüchtigen Stütz in die Rückenlage zugelangen.Fehler: Der Körperschwerpunktwird nicht über die Stützfläche (Hände)gebracht; unvollständige Rollbewegung.Ursache: Zu geringer Höhengewinnbeim Aufrollen; fehlende Bewegungsvorstellung; fehlende Beweglichkeit imHals-Nacken-Bereich.Geräteaufbau: Mattenberg. DieHöhe des Mattenberges richtet sichnach Größe und Leistungsfähigkeitder Schüler.Methodische Anmerkungen: Der Mattenberg erlaubt ein gefahrloses Aufrollenbei gleichzeitigem Höhengewinn. Er kannmethodisch in verschiedene Höhenstufeneingerichtet werden. In der Regel wirdder Mattenberg bei fortschreitendemKönnen stufenweise abgebaut.Korrektur: Üben des hohen Einrollens aus dem Federn; einfache Rollbewegungen am Boden; Schulung derBeweglichkeit im Hals-Nacken-Bereich.Sicherheitshinweise: Ggf. Drehhilfedurch Unterstützung an der Vorderseite des Oberschenkels; ein Helfer stehtneben dem Trampolin vor dem Mattenberg.Freie Rolle zum SitzFehler: Körperschwerpunkt wirdnicht über die Stützfläche (Hände) verlagert; unvollständige Rollbewegung.Ursachen: Zu geringer Höhengewinn beim Auf
Schon Kinder spüren diese Lust, indem sie hüpfen und springen oder sich . Für die Landungen in der Bewegungsrichtung sind Nieder-sprungmatten ideal. Sicherheitsbereiche sind, wenn nötig, mit . Jede Stunde muss mit geeigneten Aufwärmübungen beginnen: La