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WLZZeitung des GEW-Kreisverbandes Wiesbaden-Rheingau, Nr. 1 / 2018 / 36. Jahrgang„Es ist so schön Soldat zu sein, Rosemarie.Nicht jeder Tag bringt Sonnenschein, Rosemarie.Doch du, du bist mein Talismann, Rosemarie.Du gehst in allem mir voran, Rosemarie.Soldaten sind Soldaten,in Worten und in Taten.Sie kennen keine Lumperei.Und sind nur einem Mädel treu.Valleri, Valleralle ralle ra!Rosemarie.“Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat imoffiziellen Liederbuch der Bundeswehr mehrere Lieder ausgemacht,die „nicht mehr unserem Werteverständnis entsprechen“, darunter„Schwarzbraun ist die Haselnuss“. Nun singen unsere Soldatinnen undSoldaten das Lied von der Rosemarie.

Neues Vorsitzendenteam des GEWKreisverbandes Wiesbaden-RheingauINHALT02 Neues Vorsitzendenteam03 Welche Schule für mein Kind?- Natürlich Gymnasium!04 Aufstocken? . Nein Danke05 Antwortbrief an KM Dr. Lortz06 „Nicht nur zum 1. Mai“07 Landtagswahl 28. Oktober08 Streik Hessen / Streik USA08 A-13 für Alle - Philologenverbanddagegen09 Gegendarstellung zumPhilologenverband10 Nicht nur für BFZ-Lehrkräfte12 Immer wieder - Bundeswehr13 Krisen- und Kommunikationsanlagen14 Was kostet ein Klassenzimmer?17 Teilhabeassistenz in der Schule inWiesbaden18 Hallooo GEW18 Rechtsinfo Sabbatjahr19 Schwerpunkte der GEWWiesbaden-Rheingau20 GEW Hotline20 Schulungen20 Dies&DasMein Name ist Johanna Browman. SeitOstern bin ich zusammen mit Chris Hahnim Vorsitzendenteam des KreisverbandesWiesbaden-Rheingau und freue mich aufdie Aufgaben und Themengebiete, die wiraktiv mitgestalten und zum Wohle allerunserer Mitglieder verbessern möchten,wenn es darauf ankommt auch mit vielKampfgeist!Ich lebe seit 2010 mit meinem englischenMann und mittlerweile zwei Kindernautofrei in Wiesbaden und fühle mich sehrwohl in dieser Stadt.Zunächst war ich in der Sekundarstufe Itätig, habe mich aber nach der Elternzeitmit meiner Tochter für die Grundschule alsneues Aufgabengebiet entschieden.Obwohl ich mit Leib und Seele Lehrerin bin, empfinde ich es als geradezuutopisch, gleichzeitig als Förderlehrerin,Psychologin, Ersatzmama und Bürokratinzu fungieren. Aber all dies wird jedochtagtäglich von uns gefordert, und machtes mir selbst in Teilzeit fast unmöglich,nicht von einem Berg Antragsformularen,Dokumentationen, Gesprächsterminen mitEltern und außerschulischen Einrichtungensowie „Feuerwehraufgaben“ erdrückt zuwerden.Darum habe ich mich entschieden, dieInteressen der Grundschullehrerinnen und-lehrer hier zu vertreten. Im Besonderenliegen mir die Aktionen „A 13 für alle“,„Schulen sanieren sofort“, „Eine Schule fürAlle“ sowie „Vollzeit muss machbar sein“am Herzen.Über Zuschriften aller Art freue ich mich,da es immer ermutigt zu hören, dass unserEngagement bei Euch ankommt und Euchhoffentlich aus dem Herzen spricht.Als ich im August 1993 meine Lehrezum Fernmeldeelektroniker in Frankfurtbegann, war für mich klar, dass ich indie IG Metall eintrete. Meine Familie hateine lange Tradition in gewerkschaftlicherArbeit und mein Urgroßvater war Mitbegründer der Gewerkschaft in Wiesbaden.Es dauerte auch nicht lange bis ich zum Jugendvertreter gewählt wurde, später wardann der Betriebsrat meine Heimat. Während meines Studiums für das Lehramt anberuflichen Schulen an der TH-Darmstadtarbeitete ich im Asta mit und organisierteden ersten Streik seit langem.Mit Beginn meines Referendariats wechselte ich dann zur GEW und wurde zumPersonalratsvorsitzenden im Studienseminar gewählt. Dort konnte ich ersteErfahrungen in der Personalvertretungsammeln.Nach meiner Einstellung in den Schuldienst unterstützte ich die GEW beiverschieden Veranstaltungen und wurdeMitglied im KV-Wiesbaden-Rheingau.Mein Schwerpunkt in der schulischenArbeit war der Aufbau einer Berufsschulabteilung in der Justizvollzugsanstaltin Wiesbaden und der Neubau unseresHauptgebäudes an der Kerschensteinerschule in Wiesbaden.Als KV-Vorsitzender möchte ich die GEWauch weiterhin politisch positionierenund durch kreative Veranstaltungen aufdie Missstände in Schulen aufmerksammachen.Chris HahnJohanna BrowmanImpressum:WLZ, Herausgeber ist die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kreisverband Wiesbaden-Rheingau; Taunusstraße 59, 65183 Wiesbaden, E-Mail: [email protected];Homepage: www.gew-wiesbaden.de; Redaktion: Manon Tuckfeld, René Scheppler, ThomasEilers; Fotos: René Scheppler S.16, Zoé Tuckfeld S.20; Druck: wfb Wiesbaden-Rheingau-Taunus, Werkstätten für behinderte Menschen, Tel. 0611/1749-312; Auflage: 1500. Namentlichgezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion oder des Kreisvorstandes Wiesbaden-Rheingau der GEW wieder.2WLZ1 2018

Welche Schule für mein Kind? – Natürlich Gymnasium!Johanna Browman, Christoph HahnEndlich umdenken – „Eine Schule für Alle!“Die Martin-Niemöller-Schule, ein ehemaliges Oberstufengymnasium, das nun ein grundständiges Gymnasium aufbaut, kann - der Aufbausituation geschuldet- zwei weitere Klassen bilden. Zusätzlich eröffnet dieTheodor-Fliedner-Schule in Wiesbaden Bierstadt eineweitere Parallelklasse im Jahrgang 5.Es gibt jedoch eine Alternative, um diesen Missstandnicht weiter anwachsen zu lassen. Die Gesamtschulenin Wiesbaden leisten ausgezeichnete Arbeit und sindebenso in der Lage, Schülerinnen und Schüler adäquatauf die gymnasiale Oberstufe vorzubereiten. Dort werden moderne pädagogische Konzepte entwickelt undumgesetzt. Das Einzige, was fehlt, um Eltern davon zuüberzeugen, ihr Kind auf eine IGS zu schicken, ist dieErweiterung um eine gymnasiale Oberstufe, wie esin manch anderen Bundesländern zur Norm gehört.Damit wäre klargestellt, dass ein Kind in der gleichenSchule die Hochschulreife erreichen kann. Die Idee istnicht neu, wurde in Wiesbaden auch schon praktiziert.Jedoch wurden neuere Vorstöße von der Landeshauptstadt bedauerlicherweise bisher zurückgewiesen.Abertausende Eltern beschäftigten sich mit der Frage,auf welche weiterführende Schule die eigene Tochteroder der eigene Sohn im August 2018 gehen wird. Undwie immer gab es viele Eltern, für die ein Gymnasiumdie erste Wahl ist. Auch dieses Jahr sind die Anmeldezahlen für die Gymnasien in Wiesbaden somit wiederstark gestiegen. Trotz der baulichen Umstände wurden aktuell auch wieder mehr Klassen über die berechneten Kapazitätsgrenzen hinaus gebildet.Daran, dass die Schulkinder in grenzwertig vollen Klassen unterrichtet werden sollen, ändert dieser Umstandaber nichts. Die formelle Kapazitätsgrenze von 30 Lernenden pro Klasse, die die GEW im Übrigen für viel zuhoch hält, wird in nahezu allen zukünftigen 5. Klassen inWiesbaden erreicht – spontane Veränderungen durchZuzüge noch nicht berücksichtigt. Guter und differenzierender Unterricht ist schon dadurch kaum möglich.‚Abschulen‘ – seit Jahren traurige RealitätEin weiterer Trend wird sich noch verstärken, der quasi die Gegenbewegung zur massiven Gymnasialanwahlist: Jedes Jahr müssen 20% eines Jahrgangs, meistensnach der 6. Klasse, das Gymnasium verlassen und andere Schulformen besuchen. Realschulen schwellenan und wachsen teilweise in kurzer Zeit um eine Klassepro Jahrgang.‚Abschulen‘ wird dieser traurige Prozess genannt, derKinder und Eltern besonders hart trifft. Der Prozess desAussortierens startet mit dem 1. Schultag! Der Druckauf die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern undFamilien wird weiter zunehmen. Die Folgen davon sindvorprogrammiert: Scheitern, Misserfolgserlebnisse,Versagensängste, Überforderung, Schulangst bis hinzur Schulverweigerung. Nicht nur dies, aber dies ganzbesonders, stützt die Forderung der GEW nach „einerSchule für Alle.“ Die integrierten Gesamtschulen (IGS)sind eine Heimat für Schülerinnen und Schüler mit allen Empfehlungen aus der Grundschule, in der die Kinder das Prinzip des gemeinsamen Lernens ja bereitsüber 4 Jahre erlebt haben. Individuelle Entwicklungenkönnen dort ungeachtet der äußeren Zwänge eines gegliederten Schulsystems aufgefangen und gefördertwerden. Und dies in einer stabilen, sozialen Umgebungmit den gleichen Mitschülerinnen und Mitschülernund Lehrkräften.WLZ1 2018Aufgrund der momentan kritischen Situation muss dieser Lösungsansatz wieder in den Vordergrund rückenund baldmöglichst umgesetzt werden. Hier bietet sichals erste IGS die Wilhelm-Leuschner-Schule an, die momentan einen starken Zulauf erfährt. Die vier Züge deskommenden Jahrgangs 5 sind bis auf den letzten Platzbelegt. Auch könnte die zunehmend bei der Anwahlbeliebte Schule sofort ihre Kapazitäten erweitern, sowohl in Jahrgang 5 als auch in Richtung Oberstufenbildung, soweit die dafür nötige schulpolitische Weichenstellung erfolgen würde.Weder die Kapazitäten der Integrierten Gesamtschulen noch diejenigen der grundständigen Gymnasienreichen zukünftig in Wiesbaden aus, denn Mehrklassenbildung ist räumlich nicht unbegrenzt möglich. Zudem steigen die Schülerzahlen und im Rahmen derInklusion wechseln Kinder mit besonderem Förderbedarf verstärkt an die IGSen. Es steht außer Frage, dasszügig neue Schulen gebaut werden müssen. Dabei sollte die Entscheidung zugunsten (mindestens) einer neuen IGS fallen - dem einzig wirklich zukunftsweisendenModell.Die GEW steht für „eine Schule für Alle“, auf der jedesKind individuell die bestmögliche Förderung bis zum jeweiligen Schulabschluss erhält und nicht für „Gymnasien für alle für kurze Zeit!“Die politisch Verantwortlichen in Wiesbaden solltensich dieser Realität stellen und nicht immer wieder aufdas Gymnasium setzen. Gleichwohl ist das HessischeKultusministerium aufgefordert, progressive schulpolitische Ideen nicht am zu genehmigenden Schulentwicklungsplan scheitern zu lassen.3

Aufstocken? .4WLZ1 2018

. nein danke!Unsere Antwort auf das Schreiben des Kultusministers Dr. Lorz vom26.03.18, Bitte um Aufstockung der Gehälter auf A 13 und wenigerPflichtstundenPersonalnummer: 08154711Sehr geehrter Herr Dr. Lorz,mit diesem Brief wenden wir uns mit einer Bitte an Sie, als hessischer Kultusminister:Wie Sie sicher wissen, stehen die Kolleginnen und Kollegen gerade im Grund- und Förderschulbereich vor einer unsäglichen Überlastung. Neben den ständig wachsenden Anforderungen im pädagogischen, kinderpsychologischen und bürokratischen Bereich war esauch unsere Aufgabe, ALLE Schülerinnen und Schüler in unseren Schulalltag und die Gesellschaft zu integrieren.Unser unermüdlicher Einsatz - insbesondere der Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen- hat zu so deutlichen Überlastungen der Kollegien geführt, dass Vollzeitarbeit fast nichtmehr machbar ist. Dies alles haben wir Ihnen bereits in den vergangenen Jahren mit Überlastungsanzeigen deutlich dargelegt.Die von uns geleistete Arbeit kann nur fruchten, wenn die Landesregierung genügend pädagogisches Personal zur Unterstützung der Kollegien zur Verfügung stellt, so dass unsereSchülerinnen und Schüler eine „echte“ Ganztagsschule genießen können.Da wir auch weiterhin gute Arbeit leisten wollen, bitten wir Sie herzlich, über die Möglichkeit nachzudenken, uns bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen „wirklich“zu helfen.Uns ist bewusst, dass Sie seit der Einführung der Schuldenbremse jeden Euro umdrehenmüssen und daher unsere Forderung „A 13 für alle“ als unzumutbar zurückweisen. Dieshat jedoch dazu geführt, dass Sie in der ganzen Bundesrepublik – und gerüchteweise auchdarüber hinaus – auf Lehrerfang gehen müssen. Fachkräftemangel ist bereits Standard anden Schulen. Die 104% bis 105% Versorgung haben wir bis heute vergeblich gesucht. Ihrpersönliches Anschreiben in den Osterfeiern an alle Teilzeitbeschäftigten dokumentiertein Eingeständnis des Scheiterns. Weder die PensionärInnen noch TeilzeitaufstockerInnenwerden Sie retten.Die Überlastungsanzeigen, die Kollegien an Sie gesendet und Ihnen vorgelesen haben,scheinen Ihnen entgangen zu sein. Hier eine Aufstockung als letztes Mittel zu fordernempfinden wir als Affront.Sollten Sie unserem Appell nachkommen wollen, dürfen wir Sie bitten, Grundschullehrerinnen und -lehrern ab dem folgenden Schuljahr A 13 anzubieten, die Pflichtstundenernsthaft zu reduzieren, Schulen sofort zu sanieren und den erhöhten Bedarf an Personalumgehend mit neuen Stellen zu decken.Auch im Namen der hessischen Schülerinnen und Schüler können wir Ihnen garantieren,dass Schimmel ungesund ist, undichte Dächer lecken und Gebäude am besten vor demZerfall saniert werden müssen.Mit freundlichen GrüßenIhr GEW Kreisverband Wiesbaden-RheingauWLZ1 20185

Nicht nur zum 1. Mai1Wir fordern Millionen für Bildung – Bildung braucht bessere Bedingenen!Manon TuckfeldEs war einmal eine Landesregierung, dienicht zählen konnte.zählen, denn sonst wäre ihr aufgefallen, dass dieses Geld für Kita-Qualität hätte verwendet werdenkönnen.Sie konnte nicht bis 3 zählen, denn sonstwäre ihr aufgefallen, dass Neugeborenespätestens nach 3 Jahren einen Anspruchhaben, in die Kita zu gehenLast but noch least, konnte sie erst recht nicht bis 500zählen, denn dann wäre ihr aufgegangen, dass 500 Millionen Euro die Mittel sind, die für das Sofortprogrammfür Bildung dringend gebraucht werden.Sie konnte nicht bis 6 zählen, denn sonstwäre ihr aufgefallen, dass aus Neugeborenen mit gewisser Regelmäßigkeit Grundschülerinnen und -schüler werdenAber warum kann die Landesregierung nicht zählen?Sie konnte nicht bis 70 zählen2, denn sonstwäre ihr aufgefallen, dass mit 70 MillionenEuro Grundschullehrkräfte endlich die A13erhalten könnten und damit endlich wiealle anderen Lehrkräfte bezahlt werdenwürden.Sie konnte nicht bis 80 zählen, denn sonstwäre ihr aufgefallen, dass sie mit 80 Millionen, die in der Kasse sind, Arbeitszeitverkürzungen und mehr Entlastungen fürLehrerinnen und Lehrer hätte umsetzenkönnen.Sie konnte natürlich auch nicht bis 100Sie denkt, sie hat es nicht nötig. Warum sollen im Bildungsland Deutschland gut gebildete Menschen leben? Für die Masse ist dieser Anspruch übertrieben! Oder? Ein paar Privat- und Eliteschulen reichendoch, oder? Der Rest muss nur funktionieren – das istpraktisch.Und wie er funktioniert. Ronald Lutz3 schreibt dazu „Immodernen Kapitalismus zeigen sich zwei Grundprinzipien: Wachstum und Beschleunigung. Es gibt nichtnur immer mehr, sondern vieles auch immer schneller“ und er führt dann unter Verweis auf Hartmut Rosaaus: „Subjekte wachen auf aus Sorge, nicht mehr mitzukommen, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein, dieAufgabenlast nicht mehr bewältigen zu können, abgehängt zu werden – oder in der erdrückenden Gewissheit (etwa als Arbeitslose oder Ausbildungsabbrecher)bereits abgehängt zu sein.“ (Rosa 2009, 118) und erschlussfolgert dann: „[M]an ist müde selbst zu sein undunterwirft sich letztlich den verfügbaren Mustern desSich-Einrichtens.“Ich will hinzufügen – auch wenn dies zynisch ist – hoffentlich in die verfügbaren Muster des Sich-Einrichtens. Ich denke, dass es ist nicht zu weit hergeholt ist,die These aufzustellen, dass sich erschöpfte und dauerüberforderte Menschen mit ihrer letzten Kraft auch zurWehr setzen und dann in alte Muster verfallen. In Muster, wo Antikapitalismus und Führerkult zusammenfallen, wo Menschen die Anpassungsleistung an die Moderne sich nicht mehr selbst abverlangen, nicht mehrselbst die Herausforderung – wie es im Neu-Sprech sogern heißt – meistern, sondern sich dem Druck ergeben und nur noch folgen wollen.!. Mai, Kranzplatz, Wiesbaden6So fern die Dinge manchmal liegen, so nah liegen sieeben manchmal auch. Menschen, die erschöpft sind,streiten nicht mehr, sondern funktionieren. Menschen,die erschöpft sind, interessieren sich nicht mehr fürWLZ1 2018

andere Menschen, sondern erledigen ihr Leistungspensum. Menschen, die erschöpft sind, gestalten imGemeinwesen nichts. Sie gehen weder auf die 1.MaiKundgebungen noch zu den Gewerkschaften oder indie Politik.Das ist doch praktisch: dann kann die herrschende Politik weiter machen wie bisher.Also warum zählen können - und im ersten Schritt3500 Erzieherinnen und Erzieher einstellen?Also warum zählen können - und mittelbare pädagogische Arbeitszeit personalwirksam anrechnen?Also warum zählen können - und die 585 MillionenEuro aus der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehung in ein Sofortprogramm für Bildung stecken?Also warum zählen können - um Arbeitszeitverkürzung und bessere Löhne zu finanzieren?Darauf gibt es nur eine Antwort: Weil wir es wollen!Wir werden uns nicht mehr mit Phrasen wie der Life-Work-Balance, der notwendigen tariflichen Bescheidenheit, der „Es-ist-kein-Geld-da-Erzählung“,abfinden.Wir fordern hier und jetzt Millionen für gute Bildung.Weil wir es wert sind.Und zum guten Schluss noch eines: wartet nicht solange, nicht solange, bis wir aufhören arbeitsverdichtetzu arbeiten und uns die glücklichen Kinderaugen alleinnicht mehr zufriedenstellen und wir wieder darauf achten, nach Feierabend Zeit zu haben. Fürs Feiern, aberauch für die politischen Auseinandersetzungen mit einer Landesregierung, die nicht rechnen kann, aber wiedergewählt werden will. Wir werden es zu verhindernwissen.1 Gehalten auf der diesjährigen 1.Mai Kundgebung in Wiesbaden2 http://www.gew-hessen.de/fileadmin/user upload/veroeffentlichungen/hlz/hlz2018/1805 hlz.pdf, Seite 20 /213 http://www.strassenkinderreport.de/index.php?goto 478&user name WLZ1 20187

StreikHessen!A13 für alleIm Schnitt rund 7,5Prozent über 30MonateDie Presse berichtet: “Der Philologenverband wirdin seiner Tonlage gegenüber der vom VBE und von derGEW getragenen Kampagne ‚A13 für alle‘ zunehmendschärfer“ „das unterschiedliche Anforderungsniveausowohl in der Ausbildung als auch im Berufsalltag“ seibei Gymnasiallehrkräften an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen, deren Studium zur Abnahme derAbiturprüfungen berechtigt, ‚zweifellos‘ höher als beispielsweise bei Grundschullehrkräften“ 2Potsdam, 18. April 2018 – Nach drei langen Verhandlungstagen in Potsdam einigten sich die Tarifparteienin der letzten Nacht auf einen Abschluss. Im Durchschnitt steigen die Gehälter um 7,5 Prozent. Die Laufzeit ist ganz klar der Wehrmutstropfen. Gerade Berufseinsteiger in der Entgeltstufe 1 werden besondersstark profitieren. Ihre Gehälter steigen um bis zu 12Prozent. Auch mit ihrer Forderung nach einer sozialenKomponente setzten sich die Gewerkschaften durchund erreichten gleichzeitig bei den mittleren und höheren Entgeltgruppen Zuwächse. Die Entgelte für denSozial- und Erziehungsdienst steigen durchgängig ummindestens 7,3 Prozent. Zuvor hatten tausende vonBeschäftigten sich an den Warnstreiks und den Streikkundgebungen beteiligt. Mit dem Tarifabschluss fandin Hessen eine viertägige Streikwelle ihren erfolgreichen Abschluss.Die Erhöhungen im ausgehandelten Tarifabschluss allen.Ab 1. März 2018: Im Schnitt 3,19 Prozent mehr.Ab 1. April 2019: Im Schnitt 3,09 Prozent mehr.Ab 1. März 2020: Im Schnitt 1,06 Prozent mehr.Kommentar: Also zweieinhalb Jahre stillhalten, während die Preise steigen und die Gewinne der Unternehmen sich vergrößern. Ob das ein Erfolg ist, sei dahingestellt.(te)Streik USA!Im Schnitt eine Gehaltserhöhung um 20Prozent in den kommenden drei Jahren„Zuletzt zum Beispiel in Arizona. Dort streikten die Lehrer vom 26. April bis zum 3. Mai – ein kurzer, heftigerProtest, mit dem sie sich eine Gehaltserhöhung um 20Prozent in den kommenden drei Jahren erkämpften.Zuvor hatten ihre Kollegen in anderen Bundesstaatenähnliche Siege errungen, wenn auch nicht ganz so spektakuläre. In Oklahoma bekamen die Lehrer nach einemStreik einen Lohnaufschlag von 6000 Dollar pro Jahr. InWest Virginia erstritten sie sich eine Gehaltserhöhungum fünf Prozent. In Kentucky erhöhte das Parlamentden Bildungshaushalt deutlich, nachdem die Lehrer gestreikt hatten, und hob dafür sogar die Steuern -erinnern/A13 für alle - der “Philologenverband“1 ist dagegenDer Philologenverband ist eine Standesvertretung mitentsprechendem Standesdünkel. Solidarität mit anderen kennt er zweifellos nicht.Das Anforderungsniveau an gymnasiale Lehrkräfte ist nicht höher zu bewerten. Sie vermitteln ihren Schülern Wissen. In der Ausbildung und imStudium eignen sie sich dafür Fachwissen an, im Berufsalltag, in der Schule, vermitteln sie das Fachwissen (Schüler, die es nicht kapieren, werden abgestuft).Ein Abitur ist ganz nett, aber keine Garantie für gesunden Menschenverstand.Hingegen kommt es auf den Anfang an! Die besten undqualifiziertesten PädagogInnen müssen in die Kitasund Grundschulen. Hier wird der Grundstock gelegt,die Freude und Neugier am Lernen geweckt. Bereitshier liegen die Bildungsreserven, die gehegt und gepflegt sein wollen.Das Anforderungsniveau in der Ausbildung und im Studium ist sehr hoch - ohne Pädagogik und Psychologiekein Zugang zum Kind.Das Anforderungsniveau im Berufsalltag, in der Schule,ist enorm hoch: Empathie, das Kind erkennen, es nichtalleine lassen, auf es zugehen, es bestmöglich fördern,ja sogar Eltern bei der Erziehung beraten. Ziel ist, dasKind als soziale und konfliktfähige Person aufzubauen,und zu einem partizipationsfähigen Mitglied der Gesellschaft werden zu lassen. Auf den Anfang kommt esan!Eine Abitursvorbereitung ist arbeitsaufwändig. Einefundiert begründete Schullaufbahnberatung für 25Grundschulkinder ist nicht weniger anspruchsvoll odergar weniger verantwortungsvoll!Rechtfertigt die Abitursvorbereitung also den großen Unterschied im Gehalt einer gymnasialen Lehrkraft und einer Grundschullehrkraft? Nein! Die Gymnasiallaufbahn sieht Beförderungen von A13 nachA14 und A15 vor. Das fordern wir (noch) nicht für dieGrundschullehrkräfte.In Berlin, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein haben die jeweiligen Landesregierungen bereits eine Angleichung der Lehrergehälter beschlossen.1 kampf-an-gegen-den-einheitslehrer/2 siehe oben8WLZ1 2018

Gegendarstellung zum Philologenverband A 13 für alleSehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr des Philologenverbands,Intelligenz und Ignoranz liegen manchmal ganz nah beisammen. Wenn selbst Teile der FDP die Folgerichtigkeitund Notwendigkeit von A 13 für alle versteht und unterstützt, so hätte ich mir von Ihnen mehr erwartet alsdiesen Seitenhieb und eine Schleimspur Richtung unserer Kolleginnen und Kollegen an Gymnasien – undnebenbei die Leistung der Gesamtschullehrerinnenund -lehrer unkommentiert lassen.Natürlich leisten sowohl die Gymnasial- als auch dieGesamtschulkollegien eine hervorragende Arbeit, aberdas ist doch nicht der Punkt dieser Debatte! Der Punktist, dass uns in fatalem Ausmaß GrundschullehrerInnenfehlen und dieser Trend exponentiell anwächst, auchganz ohne den von Ihnen geleisteten Zusatzansporn,diesen Beruf tunlichst zu vermeiden und statt dessenordentliche Gymnasiallehrer*innen zu werden! Einigedieser Lehrer*innen schulen momentan übrigens unter schweren Bedingungen auf Grundschullehramt um,aber das nur am Rande.Ich diagnostiziere bei Ihnen einen pädagogischen Knickin der Optik: wie, bitteschön, sollen die Gymnasialklassen ihre Arbeit (weiterhin und gerne auch zu noch besseren Bedingungen, wenn es das Budget hergibt) gutmachen, wenn die „Bausubstanzen“ hierzu, nämlichleistungsstarke, motivierte Lernerinnen und Lernerfehlen? Und wo werden diese geformt? Na? KommenSie darauf? EBEN! In der Grundschule!Ich lade Sie dazu ein, bei mir in der Klasse zu hospitieren und ich wette mein gesamtes A 12 Jahresgehalt,dass Sie mir danach A 13 von Herzen gönnen würden.Ich lade Sie dazu ein, meine Belastungsgrenze mit zuüberschreiten – und das tue ich täglich. Denn heutzutage steht auf dem Stundenplan viel mehr als Mathe,Deutsch, Sachunterricht usw.Es steht darauf: den Kindern ein Hafen sein, ihnen einStück Sicherheit und Zuhause zu geben, unabhängigWLZ1 2018ihrer Herkunft und bisherigen Erfahrungen, gemeinsame Aufarbeitung von Traumata, Elternarbeit, Verschriftlichung aller noch so kleinen Maßnahmen,Verstärker- und Förderpläne für eine Großzahl von Kindern, Wunden verarzten (auch wenn man offiziell keinPflaster mehr anbringen darf), gemeinsam Feste feiern(weil den Eltern der Geburtstag entfallen ist), Regelnund Rituale zu erarbeiten, Sozialverhalten zu definieren und zu leben, eine Arbeitshaltung aus den Kindernherauszukitzeln, denen die Bedeutung von Lernen unklar ist .Das alles, und noch viel mehr machen wir täglich, ohneKöniginnen oder Könige von Deutschland zu sein. Undso unvorstellbar es klingen mag: wir machen es GERN!ABER wir erwarten dafür auch etwas: Wertschätzung,die sich nicht nur auf dem Konto, sondern auch in deröffentlichen Meinung spiegelt - und da ist Ihr Artikelein echt übler Seitenhieb – und gerne auch Unterstützung in Form von multiprofessionellen Teams, endlichweniger Pflichtstunden (wieso geht das in Hessen eigentlich immer erst viel später als in der restlichen Republik? Inklusion scheint selbst in der Bildungspolitikunseres Landes noch nicht optimal zu laufen).Philologen-ChefinSusanne Lin-Klitzing istgegen „A13 für alle“– sie meint: Gymnasiallehrer tragen einegrößere Verantwortungund müssen deshalbmehr verdienenIch lade Sie dazu ein, Ihren pädagogischen Blickwinkelzu revidieren. Und zu guter Letzt lade ich Sie dazu ein,einfach rechnerisch zu denken: Lehrermangel ist Fakt.Wie reagiert die Wirtschaft auf wachsende Nachfrage? EBEN. Mit einem besseren Angebot. Und genau daswollen wir als GEW den jetzigen und den zukünftigenKolleginnen und Kollegen machen! Darum A 13 für alle . Damit unsere Kinder von klein auf das Lernen liebenund unseren Kolleginnen und Kollegen in der weiterführenden Schule wieder zunehmend Freude bereitenkönnen.Mit freundlichen GrüßenJohanna Browman9

Nicht nur für BFZ-Lehrkräfte von Interesse- BFZ – Inklusion – Förderschule – Regelschule - BFZ – Abordnung ja oder nein?Manon TuckfeldRechtliche Betrachtung: Eine Abordnung ist eineAbordnungSo oder so ähnlich lässt sich der vom Gericht vorgeschlagene Vergleich an die beiden Parteienzusammenfassen.Worum ging es? Der Gesamtpersonalrat hat – unterstützt durch eine klare Beschlusslage der GEW Wiesbaden-Rheingau – ein Beschlussverfahren geführt, umfolgende Frage zu klären: Ist der Einsatz einer/s Förderschullehrerin/s, die/der in der Dienststelle des Beratungs- und Förderschulzentrums (BFZ), respektive ineiner Förderschule ihre Stammschule hat, aber an einer Regelschule in einem bestimmten Umfang tätig ist,mitbestimmungsrechtlich gesehen als Abordnung zuwerten?Das Gericht konnte, egal welches Argument vorgetragen wurde, immer nur wieder feststellen:Eine Abordnung ist eine Abordnung. Es bestätigte damit die Rechtsauffassung der GEW und das Mitbestimmungsrecht des GPRLL in vollem Umfang.Anlass des Beschlussverfahren war die vom StaatlichenSchulamt vertretende Auffassung, es müssten keine„Personalbewegungen“ zwischen BFZ und Regelschule dem GPRLL vorgelegt werden, da es sich in jedemeinzelnen Fall um (mitbestimmungsfreie) Dienstreisen handele und nicht um mitbestimmungspflichtigeAbordnungen.Selbst der einschlägige Erlass des Hessischen Kultusministeriums, bei dem auf die Dienstbesprechung vom26.01.17 Bezug genommen wird, war für das staatlicheSchulamt – zumindest bis der GPRLL sich für den Gangvor das Verwaltungsgericht entschied – eine zu vernachlässigende Petitesse, dem durch Verwaltungshandeln nicht Rechnung getragen werden musste. In demErlass stellte das Ministerium fest, dass „Inklusive Beschulung“ abzuordnen ist.Aus rechtlichenGründen dürfen derskizzierten Unterscheidung zuwiderlaufendeModalitäten (auchwenn sie praktikablererscheinen mögen) nichtin Dienstvereinbarungenmit den Personalrätengeregelt werden.Das Gericht machte zudem deutlich, dass unter Vorbeugenden Maßnahmen (die aus der Abordnungsnotwendigkeit herausgenommen wurden) nur kurzfristige, nicht auf Dauer angelegte Maßnahmen verstanden10werden können. Schließlich kann der Erlassgeber dasHessische Personalvertretungsrecht (HPVG) nicht außer Kraft setzen, sondern nur präzisieren.Entscheidend sind also allein Umfang und Dauer einerMaßnahme. Entsprechen diese dem vom HPVG definierten Mitbestimmungstatbestand, so ist die Mitbestimmung einzuleiten, völlig unabhängig von derkonkreten Tätigkeit, die die Lehrkraft an der Schuleübernimmt.Dem Gericht ist es demnach vom Grunde her geradeegal, ob es sich um eine Maßnahme der „InklusivenBeschulung“ oder um eine sogenannte „VorbeugendeMaßnahme“ handelt, ob zielgleich oder zieldifferentunterrichtet wird, ob die Lehrkraft noch andere Tätigkeiten in der Schule übernimmt oder nicht.Ganz anders sah dies das Staatliche Schulamt. Überden dauernden Blick auf die Maßnahmenarten, unterAußerachtlassung des Erlasses des Ministeriums, trates noch nicht einmal der Annahme entgegen, es seieine Frage der Entscheidung der Kolleginnen und Kollegen, ob das, was real passiert, rechtlich als Abordnungzu werten ist. Noch vor Gericht führte das StaatlicheSchulamt Wiesbaden aus, dass sich Lehrkräfte gegeneine Abordnung zur Wehr setzen würden. Würde dasAmt den gegebenenfalls formulierten Widersprüchenvon Förderschullehrkräften folgen, dass diese nicht abgeordnet werden wollen, so bliebe dem Amt und denKolleginnen und Kollegen nur die Möglichkeit des Verbleibs an der Förderschule selbst. Die Arbeit an Regelschulen wäre nur noch mit Abordnungsverfügungmöglich.Mangelnde Rechtskenntnis als Grund dieser Aussage ist auszuschließen. Schließlich sorgten zwei Schulamtsjuristen für die entsprechende Rechtskunde. Unddie ist hier vollkommen klar und eindeutig: Ob eine Abordnung vorliegt oder nicht, ist eine Rechtsfrage, dienicht der Entscheidung des Schulamtes oder der Kolleg*innen zugänglich ist. Das Mitbestimmungsrechtdes GPRLL unterliegt nicht der Disposition des Amtes;es unterliegt nicht der Disposition der betroffenen Kolleg*innen. Es unterliegt noch nicht einmal der Disposition des GPRLL. Dass Gewerkschafter*innen und Personalrät*innen nicht auf ihre Rechte nach dem HPVGverzichten sollten, versteht sich eigentlich von selbst.Hätten die Kolleg*innen alleine zu entscheiden, ob einPersonalrat in ihrem jeweiligen Fall kollektivrechtlichzu beteiligen ist, würde die Logik des HPVG auf denKopf gestellt.

Mitglied im KV-Wiesbaden-Rheingau. Mein Schwerpunkt in der schulischen Arbeit war der Aufbau einer Berufsschul-abteilung in der Justizvollzugsanstalt in Wiesbaden und der Neubau unseres Hauptgebäudes an der Kerschensteiner-schule in Wiesbaden. Als KV-Vorsitzender