
Transcription
Zeitschrift derHessenfür Erziehung, Bildung, Forschung61. JahrAm 6. und 7. Mai GEW wählenHeft 4April 2008
2HLZ 4/2008Zeitschrift der GEW Hessenfür Erziehung, Bildung, ForschungISSN 0935-0489Mitglieder werben – den Frühling schenkenKann die GEW den Frühling verschenken? Die GEW Hessen tut es mit einerWerbeaktion bei allen Beschäftigten,die in den letzten fünf Jahre in derSchule oder einer anderen Bildungseinrichtung eingestellt wurden. Wer biszum 30. April Mitglied der GEW Hessenwird, bekommt die Beiträge für dieersten drei Monate erlassen. Die Abwahl der Regierung Koch ist noch langekein Grund zu der Annahme, dass jetztalle Forderungen der Beschäftigten eingelöst und die Wahlversprechen erfülltwerden. Dazu brauchen die Beschäftigten starke Gewerkschaften – auch bezogen auf die Zahl ihrer Mitglieder unddie Abstimmungsergebnisse bei denanstehenden Personalratswahlen.Gerade auch für die Kolleginnenund Kollegen, die erst in den letztenSchuljahren in den Dienst eingetretensind, ist die von SPD, Grünen undLinken zugesagte Rücknahme der letzten Pflichtstundenerhöhung besonderswichtig.IPRESSUMHerausgeber:Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftLandesverband HessenZimmerweg 1260325 Frankfurt/MainTelefon (0 69) 9 71 29 30Fax (0 69) 97 12 93 93E-Mail: [email protected]: www.gew-hessen.deVerantwortlicher Redakteur:Harald FreilingKlingenberger Str. 1360599 Frankfurt am MainTelefon (0 69) 63 62 69Fax (0 69) 6 31 37 75E-Mail: [email protected]: Mitgliedsanträge und Flyer für dieGEW-Werbeaktion „Wir schenken Ihnen den Frühling“ gibt es bei den GEWVertrauensleuten und auf der GEWHomepage www.gew-hessen.de.Christoph Baumann (Bildung), Joachim Euler (Aus- undFortbildung), Ulrich Heinz (Hochschule), Ulla Hess (Mitbestimmung), Michael Köditz (Sozialpädagogik), AnnetteLoycke (Recht), Carmen Ludwig (Studium), Karin Schüßler(Bildung), Andreas Staets (Hochschule), Karola Stötzel(Weiterbildung), Gerd Turk (Tarifpolitik und Gewerkschaften)Gestaltung:Michael Heckert, Harald KnöfelTitelthema: Harald FreilingIllustrationen:A. Träger (Titel, S. 7, 10), Jörg Batschi (S. 21, 23), ThomasPlaßmann (S. 12), Dieter Tonn (S. 14, 19, 24, 26, 30), RuthUllenboom (S. 4)In dieser HLZAuch diese Ausgabe der HLZ entstandzu einem Zeitpunkt, zu dem die Regierungsbildung in Hessen nach dem gescheiterten Anlauf für eine rot-grüneMinderheitsregierung weiter völlig offen war. Auch die GEW und die im Maineu zu wählenden Personalräte müssensich auf unterschiedliche Optionen einstellen: eine Nachspielzeit für die abgewählte CDU-Regierung, eine JamaikaKoalition, eine große Koalition oderauch baldige Neuwahlen.MDie HLZ stellt die Kandidatinnenund Kandidaten der GEW für die Wahlder drei Hauptpersonalräte im Bildungsbereich am 6. und 7. Mai vor: für den Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer (S. 7) für den Hauptpersonalrat der Verwaltung beim Kultusministerium (S. 15) für den Hauptpersonalrat Wissenschaft und Kunst (S. 16)Rechtsinformationen zur Personalratswahl findet man auf S. 30.Fotos:Harald Freiling (S. 17), digitalstock (S. 29, 34), Ralf Elgner(S. 36)Verlag:Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbHNiederstedter Weg 561348 Bad HomburgAnzeigenverwaltung:Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbHEdith HestertPostfach 19 4461289 Bad HomburgTelefon (06172) 95 83-0, Fax: (06172) 9583-21E-Mail: [email protected]üllungsort und Gerichtsstand:Bad HomburgAus dem InhaltRubrikenS. 4 Spot(t)lightS. 5 MeldungenS. 30 Recht: Personalratswahl u.a.S. 35 BücherS. 36 MagazinTitelthema: PersonalratswahlenS.S.S.S.S.7 Der Hauptpersonalrat derLehrerinnen und Lehrer10 Angestellte wählen GEW11 Unterschriften sammelngegen unsoziale Fristverträge12 Was machen Schulpersonalräte?13 GEW-Personalräte machengute Arbeit - Weitersagen!Bezugspreis:S. 14 Aus für regionale Fortbildung?S. 15 Hauptpersonalrat VerwaltungS. 16 HPR Wissenschaft und KunstJahresabonnement 12,90 Euro (9 Ausgaben, einschließlich Porto); Einzelheft 1,50 Euro. Die Kosten sind für dieMitglieder der GEW Hessen im Beitrag enthalten.EinzelbeiträgeFür unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wirdkeine Haftung übernommen. Im Falle einer Veröffentlichung behält sich die Redaktion Kürzungen vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der GEW oder der Redaktion 283233Stiftungsuniversität FrankfurtG8: Klau der KindheitUnternehmen SchuleNeusprech im StudienseminarZweigliedrigkeit: pro und contraUVO-Reform ist überfälligÜbergang Schule – BerufRechtsextremismus in HessenGEW ehrt Gabriele BeyerleinImpressionistinnenin FrankfurtS. 34 Generation PraktikumZuschriften:Redaktionsschluss:Jeweils am 5. des VormonatsNachdruck:Fotomechanische Wiedergabe, sonstige Vervielfältigungen sowie Übersetzungen des Text- und Anzeigenteils, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion und des Verlages.Druck:Druckerei und Verlag Gutenberg Riemann GmbHWerner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel
3HLZ 4/2008KOMMENTARGEW wählenAm 6. und 7. Mai 2008 finden in Hessen Personalratswahlen statt. Der Aufruf, wählen zu gehen – undzwar die GEW –, ist in der Mitgliederzeitung der GEWsicher etwas Selbstverständliches, zumal sich dieGEW mit der Arbeit, die sie in den letzten vier Jahrengeleistet hat, wahrlich nicht verstecken muss. Aber einsolcher Aufruf reicht nicht aus. Bei den Personalratswahlen geht es auch darum, noch unentschlosseneKolleginnen und Kollegen zu motivieren, GEW zuwählen und die intensive GEW-Arbeit zu unterstützen.Wir alle wissen aus der täglichen Arbeit, dass diewiederholten Verschlechterungen des Hessischen Personalvertretungsgesetzes (HPVG) für Personalräte dieVertretung der Beschäftigten nicht einfacher gemachthaben. Aber: Man stelle sich vor, in der hessischenBildungspolitik gäbe es keine aktiven Personalräte, dieimmer wieder Transparenz in Entscheidungen und dieGleichbehandlung der Beschäftigten einfordern undsich mit einem ausgesprochen langen Atem für bessereArbeitsbedingungen stark machen. Wären Personalräte ihren Aufgaben in der Vergangenheit nichtverantwortungsvoll nachgekommen, hätten wir heutemit noch größeren Problemen zu kämpfen.Personalräte können Vorgänge und Probleme offenlegen, öffentlich machen und so eine breitere Diskussion ermöglichen, damit weitere Verschlechterungender Arbeitsbedingungen von Seiten der Landesregierung und des Kultusministeriums nicht stillschweigend durchgezogen werden können – in den vergangenen vier Jahren war dies enorm wichtig. Dort, woPersonalräte nicht weiter kamen, hat die GEW dieThemen in die öffentliche Auseinandersetzung getragen und damit auch im Landtagswahlkampf inhaltliche Schwerpunkte gesetzt.Kompetente Personalratsarbeit ist aber ohne Unterstützung der Gewerkschaften nicht denkbar. Fürdie GEW ist die Zusammenarbeit mit Personalräten,ihre Unterstützung durch die politische Arbeit undDiskussionen, durch Informationen, durch konkreteTipps und Vorschläge, durch die rechtliche Beratungund durch Schulungen ein wichtiges Standbein derArbeit – insbesondere, wenn man manchmal imGestrüpp der Neuregelungen den Überblick verliert.Eine Maxime für die GEW ist ihre parteipolitischeUnabhängigkeit. Das Handeln der GEW und derGEW-Mitglieder in Personalräten richtet sich an denInteressen der Beschäftigten aus, unabhängig davon,welche Kultusministerin oder welcher Kultusministerdas Sagen hat. Das setzt aber voraus, dass manPosition bezieht. GEW-Personalräte agieren nichtfreischwebend. Hinter ihrer Arbeit stehen Diskussionen in den Kollegien, in Kreis- und Bezirksverbändenund im GEW-Landesvorstand. Spezifische Problemewerden von Arbeitsgruppen mit den Betroffenenbearbeitet, sie bringen ihre Kompetenz und ihreErfahrung ein, um Positionen zu klären, die dannauch den Personalräten in ihrer Arbeit helfen.Eine Stärke der GEW ist ihre Vielfalt, die ganzeBandbreite der Beschäftigten im Bildungsbereich.Damit werden die gemeinsamen Interessen der Beschäftigten der verschiedenen Schulformen erfasst:Angestellte und Beamte, Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte, Berufs- und Förderschullehrkräfte.Nur dies verhindert, dass Berufsgruppen gegeneinanderausgespielt werden können.Wenn man sieht, wie die GEW mit Handreichungen, Informationsmaterialien und Tagungen ihreVertrauensleute und die Personalräte unterstützt,dann kann man erkennen, dass das nur mit einergroßen Organisation möglich ist. Die hohe politische,pädagogische und juristische Kompetenz der GEW istdie beste Gewähr, dass niemand mit seinen Aufgabenals Personalrat alleine steht, dass es in allen Bereicheneine Unterstützung gibt.Deswegen ist es wichtig, in der Personalratswahldie GEW und ihre Personalvertreterinnen und -vertreter weiter zu stärken. Sie leisten gute Arbeit für alleKolleginnen und Kollegen, aber auch in vielen Einzelfällen bieten sie Beratung, Hilfe und Schutz. Und dassollte man weitersagen!Deshalb: Position beziehen für bessere Arbeitsbedingungen, für die Rechte der Beschäftigten und gegenArbeitgeberwillkür – GEW wählen!Angela Scheffels
SPOT(T)LIGHTHLZ 4/2008„Iiih, den fasse ich nicht an!“34 Kinder toben vergnügt durch denMehrzweckraum unserer Schule. Springen von Tischen, jagen sich durch dieZuschauerreihen und verstecken sichhinter dem Vorhang. Dort entdecken sieden Kostümfundus meiner Kollegin vomDarstellenden Spiel. Ich entreiße denlieben Kleinen verschiedene Brillen,Perücken und Vampirgebisse und zwinge sie, sich in einem großen Kreisaufzustellen.„Iiih, den fasse ich nicht an!“, kreischtAmber. Sie lässt eine große Lücke zuFinn, der neben ihr steht. Ich seheAmber böse an: Da zieht sie ihr Sweatshirt ganz lang über die Hand und reichtFinn das Ärmelende zum Anfassen.Ich hatte die blendende Idee, mitmeiner 8. Klasse im Musikunterricht zutanzen. Das empfiehlt auch der neueLehrplan. Nicht nur Beethovens Lebenslauf und Lebenswerk, nicht nurFugen, Arien und Quintenzirkel, sondern auch „erlebnis- und handlungsorientierten Unterricht“. Auf Normaldeutsch: Musizieren, Singen, Tanzen.Ich bewundere Menschen, die mit 34Kindern Instrumentalunterricht wagen.Da braucht es geradezu militärischeDisziplin (oder drei zusätzliche Lehrkräfte), um 34 Glockenspiele, Tamburine, Keyboards und Flöten harmonischzum Klingen zu bringen. Tanzen istschon einfacher. Dachte ich. Man mussnicht vorher stundenlang Instrumentezusammentragen, hinter den Schränkennach fehlenden Klangstäben suchen unddie Kollegen im Nachbarraum bitten,ihren Unterricht aus Gründen des Lärmschutzes zu verlegen. Man stellt einfacheinen großen Recorder hin und losgeht’s.Ich beginne mit einem arabischenMännertanz. Relativ einfache Schrittezu wilder Musik. Schon das Bildeneines Kreises kostet Minuten. MeineSchüler mögen lieber Haufen. Dann dasProblem mit dem Anfassen. Nochschlimmer wird es beim folgenden Mixer, zu dem man sich paarweise formiert. Meine Klasse tendiert dabei zustrikter Geschlechtertrennung. Jungenflüchten sich zu Jungen, Mädchen zuMädchen. Bei einem Mixer werden diePartner aber ständig getauscht, und sowird die Geschlechtertrennung nachdrei Durchgängen aufgelöst. Sofortbricht Chaos aus, und die Hälfte derKlasse stellt das Tanzen ein. Aziye renntmit einer Ausrede auf die Toilette. Sieträgt ein Kopftuch und darf keine Jungen anfassen. Unser „Bewegungsprojekt“ endet nach zwanzig Minuten miteinem Text über Sinn und Zweck desTanzens. Gut, dass ich das Arbeitsblattvorsichtshalber kopiert habe. Aber ichgebe mich nicht geschlagen. Ich werdedie Klasse einfach teilen. Einen Freitagtanze ich mit den Mädchen, die Woche drauf mit den Jungen. Daentfällt hoffentlich das ganze pubertäre Geschrei, wer wen nichtanfassen will, weil der stinktoder die feuchte Hände hat.Bei dieser Teilungsmethodegebe ich zwei zusätzlicheStunden pro Woche. MeinPartner tippt sich an die Stirn:„Meinst du, das dankt dirirgendjemand?“Der erste Freitag verläuftfast harmonisch. Die Mädchen wollen zwar nicht unbedingt meinen armenischenFrauentanz lernen, aber derLine Dance aus den USA gefällt ihnen gut. Und die Aussicht, selber eine Choreographie zu entwickeln, gefälltihnen noch besser. Leiderfinden sie kein gemeinsamesLied. Laute Debatten umChristina Aguilera, Monroseund Tarkan brechen aus. Wenn Schülersich nicht einigen können, müssen siehalt machen, was die Lehrerin will.Ganz einfach.Am nächsten Freitag sind die Jungen dran. Mit betonter Lustlosigkeitknallen sie ihre Rucksäcke in eine Ecke.Die Gruppe wirkt sehr ausgedünnt.Janek hat einen dringenden Zahnarzttermin vorgeschoben (Freitag nachmittags!), Bert hat sich schon nach derdritten Stunde mit Kopfschmerzen entzogen. Ich muss den Knaben versprechen, dass sie am Stundenschluss zurBelohnung Fußball spielen dürfen. Wirbeginnen mit einfachen Übungen: aufden Partner zugehen, ihn begrüßen, mitihm den Platz wechseln, ihm die Handreichen und mit acht Schritten umeinander herumgehen. Was die lieben Kleinen hier an Varianten und Figureneinbringen, ist erstaunlich. Der einedreht seinem Partner die Hand um, derandere stellt ihm dafür beim Platzwechsel ein Bein. „Boris hat mich geschubst!“„Kevin lässt meine Hand nicht los!“Schon bald wechseln wir zum Fußballspielen.Es wird ein anstrengendes Halbjahr.Ehrlich, ich gebe lieber vier Deutschstunden als eine solche Musikstunde.Aber irgendwann kann meine Klassewirklich ihre Schritte dem Rhythmusder Musik anpassen, sie beherrscht denarabischen Männertanz und den aufregenden Mixer, sie hat sich einen spektakulären Tanz zu einem uralten PopSong einfallen lassen und führt ihn beieinem Schulfest auf. Begeisterter Applaus. Dabei hatten die Jungen vorherschwerste Bedenken, sich so ihren Mitschülern zu präsentieren. Es kostetemich alle Überredungskünste, einschließlich deutlicher Drohungen, siein die gleiche Tanzkleidung und auf dieBühne zu bringen.Fürs 9. Schuljahr dürfen sich alleSchüler zwei Wahlpflichtkurse aussuchen. Wir haben an unserer Schule einbreites Spektrum: Kunst, Informatik,Spanisch, Russisch, Französisch, Naturwissenschaften, Arbeitslehre, Sport, Literatur usw. usf. Was wählen 20 Schülermeiner Klasse? Musik mit dem Schwerpunkt Tanz! Seither habe ich eine hochmotivierte Truppe mit acht temperamentvollen Knaben und zwölf lebhaften Mädchen, um die mich Kollegenanderer Schulen bei Tanzveranstaltungen beneiden. Es lohnt sich manchmaldoch, Schüler zu ihrem Glück zu zwingen.Gabriele Frydrych4
5MELDUNGENHLZ 4/2008Warnstreiksin HessenMit bundesweiten Aktionen und Warnstreiks haben die Beschäftigten vonBund und Kommunen ihrer Forderungnach einer Entgelterhöhung um achtProzent, mindestens aber um 200 Euro,gegenüber den Arbeitgebern Nachdruck verliehen. An den WarnstreiksMitte Februar und am 6. März beteiligten sich auch die Beschäftigten vielerKindertagesstätten. Auch die GEW Hessen rief ihre Mitglieder in den kommunalen Kitas zum Warnstreik auf. Am 14.Februar waren in Frankfurt neben Beschäftigten aus dem Gesundheitswesenauch Beschäftigte freier Träger, die anden Tarifvertrag für den öffentlichenDienst (TVöD) gebunden sind, zumWarnstreik aufgerufen. Die GEW vertritt hier vor allem Kolleginnen undKollegen der Arbeiterwohlfahrt (AWO).Am 19. Februar legten etwa 700 Kommunalbeschäftigte in Marburg zeitweise die Arbeit nieder; zum Warnstreik aufgerufen waren auch die GEWMitglieder in den örtlichen Kitas. DieFrankfurter Streikenden trafen sich am21. Februar im örtlichen Kolpinghaus.An der abschließenden Kundgebungam Willy-Brandt-Platz beteiligten sichan die 1.500 Streikende. Auch dieBetr.: HLZ 1-2/08Zweifelhafter LernhilfemarktErfolgreiche MethodenEs mag zutreffen, dass es auf dem Lernhilfemarkt zweifelhafte Angebote gibt.Dazu führt Frau Walker auch die Kinesiologie an.Sie sollte zu diesem Thema besser inder dafür vorhandenen seriösen wissenschaftlichen Literatur recherchierenund nicht ihre eigenen – von vornherein negativ ausgelegten – Artikel heranziehen.Vor einigen Jahren wurde an derSchule meiner Tochter ein breit gefächerter Vortrag zu „Brain-gym“ gehalten, der mich sehr überzeugt hat. Inzwischen kenne ich einige Lehrer, die dieseMethode in der Schule erfolgreich anwenden.Kristina Krause WillenbergArbeitskampfleitung der GEW zeigtesich zufrieden mit der Streikbeteiligungund der Mobilisierung der Mitglieder.Am 22. Februar, dem letzten Tag dieserersten Warnstreikwelle, kamen in Kassel 2.000 Menschen zur Kundgebung.Die Kitas blieben – bis auf Notdienste –geschlossen.Auch bei der zweiten Warnstreikwelle Anfang März kamen überall imLand tausende von streikenden Beschäftigten zu den von ver.di, GEW und denanderen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes unterstützten Kundgebungen. Allein auf dem FrankfurterRömerberg versammelten sich mehr als6.000 Streikende.Eine Schule für Mädchenund JungenMehr Männer in die Grundschule? MehrJungenförderung, weniger Mädchenarbeit? Kaum ein Patentrezept, kaum einePolarisierung wird ausgelassen, wenn dieLeistungsunterschiede von Mädchen undJungen in der Schule diskutiert werden.Denkanstöße und viele praktischeVorschläge für die Unterrichtspraxis füralle Altersgruppen bietet die Broschüre„Eine Schule für Mädchen und Jungen– Praxishilfe mit Unterrichtsentwürfenfür eine geschlechtergerechte Bildung“,die der Vorstandsbereich Frauenpolitikder Bundes-GEW mit jungen Wissenschaftlerinnen an der Universität Kasselund Kolleginnen aus dem Bundesfrauenausschuss der GEW erarbeitet hat. Bestellungen zum Preis von 3 Euroinklusive Porto per E-Mail an: [email protected] GEW registrierte unter ihrenMitgliedern im März eine noch stärkere Beteiligung. Insbesondere in Kassel,Mittelhessen, Wiesbaden, Hanau, Frankfurt und einigen anderen Städten undGemeinden vor allem in Südhessennahmen mehr in der GEW organisierteErzieherinnen und Erzieher an denWarnstreiks teil. Auch die Vielzahlvon Neueintritten machte deutlich,dass die Beschäftigten über das Verhalten der Arbeitgeber verärgert undempört sind, und dass sie bereit sind,gemeinsam mit ihren Gewerkschaftenfür bessere Arbeitsbedingungen auchmit dem Mittel des Arbeitskampfeseinzutreten.Anpassung der GEW-BeiträgeDas Land Hessen erhöht zum 1. April2008 die Gehälter der Angestellten imLandesdienst um 2,4 %. Die Besoldungder Beamtinnen und Beamten und diePensionen erhöhen sich ebenfalls um2,4 %. Entsprechend der Beitragsordnung der GEW erhöht sich deshalb derMitgliedsbeitrag für Mitglieder, die diese Erhöhung erhalten, ebenfalls um2,4 %.Wir bitten bei dieser Gelegenheitnoch einmal alle Mitglieder, Änderungen ihrer Daten der GEW-Mitgliederverwaltung mitzuteilen. Vor allem bittenwir diejenigen, die der GEW ihren aktuellen Betrieb oder ihre aktuelle Dienststelle nicht mitgeteilt haben, dies jetztnachzuholen. Nur so kann die reale Tarifentwicklung bei der Berechnung derMitgliedsbeiträge berücksichtigt werden.
MELDUNGENHLZ 4/2008Schulungen für neuePersonalräteDas Schulungsteam des Hauptpersonalrats (HLZ S. 9) und die Kreis- und Bezirksverbände der GEW bieten nachden Personalratswahlen am 6. und 7.Mai „Crash-Kurse“ für neue Personalräte an. Gerade am Ende des Schuljahrssollten neue Personalräte die wichtigsten rechtlichen Grundlagen für dieBeteiligung bei Einstellungen, Versetzungen und Stundenplan kennen. GEW-KreisverbandDarmstadt:Mittwoch, 14. Mai 2008, 15 Uhr, GEWGeschäftsstelle, Gagernstraße 8, Darmstadt. Anmeldungen per E-Mail an:[email protected] GEW-Kreisverbände Groß-Gerauund Main-Taunus: Montag, 2. Juni2008, 9 bis 17 Uhr, Integrierte Gesamtschule Kelsterbach, Mörfelder Str. 5254, 65451 Kelsterbach; Anmeldungenper E-Mail: [email protected](durch das IQ akkreditiert, 10 Punkte). Weitere Termine: www.gew-hessen.de14. April: Angestelltentreffen in MarburgAm Montag, dem 14. April 2008, lädtder GEW-Kreisverband Marburg zu einem Treffen der angestellten Lehrkräfteund der sozialpädagogischen Fachkräfte um 17 Uhr in die KaufmännischenSchulen Marburg ein (Leopold-LucasStraße 20).Bei dem Treffen stellen sich dieKolleginnen und Kollegen vor, die aufden GEW-Listen für die Angestellten(Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer)für den Gesamtpersonalrat Marburg undfür den Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer kandidieren (GEW– Liste 2).Weitere Themen sind die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst,die Aktionen der GEW gegen die Befristung von Arbeitsverträgen (HL S. 11),die Arbeit der Lehrkräfte im herkunftssprachlichen Unterricht und die Arbeitszeitrichtlinien für sozialpädagogische Fachkräfte.29. April: „Ware Bildung“in BensheimDr. Jochen Krautz (Universität Wuppertal) stellt am Dienstag, dem 29. April,um 17 Uhr bei einer Veranstaltung desGEW-Kreisverbands Bergstraße in derGeschwister-Scholl-Schule Bensheimsein Buch „Ware Bildung“ vor (HLZ 3/2008). Danach steigt das GEW-Jahresfest mit dem Jazz-Trio „Blue Bossa“ undSpeisen vom Grill.30. April: GEW Gießen feiertin den 1. MaiDer GEW-Kreisverband Gießen-Landfeiert am 30. April mit einem buntenProgramm in den 1. Mai. Die Fete beginnt um 20 Uhr im Hessischen Hof inFernwald-Steinbach. Zu sehen und zuhören sind das mittelhessische Kabarett„FaberhaftGuth“ und die Busecker Lehrerband „Once-A-Month“.Die Arbeitsbelastung wächstNeue Aufgaben, die in immer schnellererAbfolge top-down auf die Schulen undKollegien hereinprasseln, verstärken denUnmut über die wachsenden Arbeitsbelastungen an den Schulen. Zwei Briefe an dieHLZ-Redaktion dokumentieren dies mitvielen Details. Zur Diskussion in den Kollegien und um sich den Forderungen anzuschließen, können die Briefe bei der HLZRedaktion angefordert werden (E-Mail:[email protected]).Das Kollegium der Grundschule Trebur(Kreis Groß-Gerau) konstatiert mitgroßer Verärgerung, dass die Grundschullehrerinnen „trotz ihres in hohemMaße stressauslösenden, verantwortungsvollen sowie arbeits- und zeitintensiven Berufsbildes nach wie vordas niedrigste Gehalt bei gleichzeitighöchster Pflichtstundenzahl im Vergleich mit Kolleginnen und Kollegender anderen Schulformen haben. Dabeikann die Grundschule als erste undeinzige tatsächliche Gesamtschule bezeichnet werden, in der sich alle gesellschaftlichen Probleme und sozialenHintergründe widerspiegeln.“ Kritisiert wird auch die Arbeitsbelastungder Grundschulleiterinnen und –leiter,die häufig „aus schulorganisatorischenGründen Klassenführungen übernehmen müssen: Dass dies in Anbetrachtdes stetig anwachsenden Arbeitspensums in der Verwaltung bzw. des vollmundig postulierten Schul- und Qualitätsmanagements völlig unzumutbarund im Grunde genommen ohne Einbuße der Gesundheit nicht leistbar ist,wissen zumindest alle, die eine Ahnungvon Schulleitungsarbeit und Klassenführung in der Grundschule haben.“In einem umfangreichen Katalogbeschreiben die Kolleginnen derGrundschule Trebur ihre Arbeit, unteranderem auch als Beauftragte für Gesundheit, Prävention, Lesen und Englisch, bei der Erstellung von Förderplänen bei Teilleistungsstörungen unddetaillierten Verhaltensbeschreibungenfür Kinderpsychiater bei AD(H)S undden Schulberichten für sonderpädagogische Überprüfungen.Nicht kürzer ist die Auflistung desKollegiums der Schillerschule in Viernheim (Kreis Bergstraße), das vor allemauf die Arbeitsbelastungen durch dieErfassung der Lernausgangslagen, durchLesetests und Orientierungsarbeitenhinweist. Dort kennt man außer denvon der Grundschule Trebur genanntenBeauftragungen noch die Beauftragtenfür Arbeitssicherheit, für Suchtprävention, für Medien, für die Mitarbeit imKrisenteam, für IT und Datenschutz, fürFörderkonzepte und Fortbildung, fürQualitätsentwicklung und Ganztagsentwicklung. Viel Zeit und Energiekoste auch die Kooperation mit Eltern,Schulelternbeirat, BFZ-Lehrkräften, Kitas, weiterführenden Schulen und anderen kommunalen Institutionen. Abschließend heißt es in dem Brief an dasKultusministerium:„Viele dieser Aufgaben werden vonuns als sinnvoll erachtet und kommen derSchule sowie den Schülerinnen und Schülern zugute, doch müssen sie von denLehrkräften zusätzlich erarbeitet, vorbereitet und in Teamsitzungen und Konferenzen diskutiert und beschlossen werden.“Das Kollegium fordert „eine spürbare Verminderung der wöchentlichen Arbeitszeit“, mehr Stunden für AGs undFörderunterricht, die Reduzierung derKlassengrößen und eine 110-prozentigeUnterrichtsversorgung.6
7TITELTHEMA: PERSONALRATSWAHLENHLZ 4/2008Für bessere ArbeitsbedingungenAus der Arbeit des Hauptpersonalrats der Lehrerinnen und LehrerArbeitszeit der Ausbilderinnen und Ausbilder, LUSD, Aufsichtsverordnung, Medikamentenvergabe durch Lehrkräfte,Zuweisungsfaktor für die Grundschulen, G8 und noch malG8, Schulschließungen, Arbeitszeit der sozialpädagogischenFachkräfte, Kennziffern für Schulsysteme, Mehrarbeit vonTeilzeitbeschäftigten, SV-plus, U-plus, 50-plus undsoweiterundsofort. Nur mit der Aufzählung der Stichworte aus derArbeit des Hauptpersonalrats der Lehrerinnen und Lehrer(HPRLL) der letzten vier Jahre ließen sich Seiten füllen. EinRechenschaftsbericht dieser Art ist aber wohl entbehrlich, dadie GEW-Fraktion regelmäßig auf verschiedenen Wegenüber ihre Arbeit berichtet hat.Eine Wahlperiode geht zu Ende.Bekanntlich waren die letzten vier Jahre keine guten Jahrefür die Schulen und ihr Personal. Das hat auch die Arbeit imHPRLL deutlich geprägt. Die vom Hessischen Personalvertretungsgesetz (HPVG) vorgeschriebene „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ wurde allzu oft auf eine harte Probe gestellt:Wenn es in den Medien schon zum Standard gehörte, diescheidende Kultusministerin als beratungsresistent zu charakterisieren, dann kann das der HPRLL aus seiner Alltagsarbeit nur bestätigen. Zwar war es auch in der ablaufendenWahlperiode immer möglich, in Einzelfragen Erfolge undKompromisse im Interesse der Beschäftigten zu erzielen –worüber wir natürlich auch gerne berichtet haben –, doch inder Gesamtbilanz dominieren zunächst einmal die Misserfolge. Grund zur Resignation?Gegenüber einer kompromisslos-sturen Politik hat einHPRLL rein rechtlich gesehen schlechte Karten. Das HPVGschreibt Dienststelle und Personalrat den „ernsten Willen zurEinigung“ vor. Nur lässt sich der nicht einklagen! Dazukommt, dass die CDU-geführten Regierungen in mehrerenwichtigen Bereichen Mitbestimmungsrechte in schwächereMitwirkungs- oder gar nur Anhörungsrechte verwandelthaben. Bei Gesetzen und daraus resultierende Verordnungen und bezüglich des Landeshaushaltes (!) hatder HPRLL ohnehin nur ein Anhörungsrecht. Wohindas eine beratungsresistente Regierung führenkann, lässt sich exemplarisch an der Etablierungder berüchtigten „Unterrichtsgarantieplus“ aufzeigen. Als dieses Vorhabenan dem breiten Widerstand unteranderem von Personalräten zuscheitern drohte, produzierte dieCDU dazu im Eiltempo ein Gesetzim Landtag. Das führte zu derbizarren Konsequenz, dass Hessenwohl weltweit das einzige Land ist,in dem Vertretungsregelungen unddazu gehörige Beteiligungsrechte vonPersonalräten detailliert in gesetzlicherForm daher kommen. Selbst die Beseitigunggrober handwerklicher Fehler zum Beispielbei den rechtlichen Vorgaben für die Lehrerausbildungscheiterte nicht selten an Sturheit und absurdem „Gesichtswahrungsverhalten“.Der Sisyphos-Mythos lebtAngesichts dieser schwierigen Lage haben die GEW-Mitglieder im HPRLL nicht nur von Zeit zu Zeit über die aktuelleBedeutung des Sisyphos-Mythos nachgedacht, sondern auchfür die Personalratsarbeit Konsequenzen gezogen. Ab und zuhat sich der Gang zu den Verwaltungsgerichten als hilfreicherwiesen, wenn selbst bestehende Beteiligungsrechte durchdas HKM missachtet wurden.Kerntätigkeit des HPRLL ist und bleibt die Vorbereitungund Durchführung der Personalratssitzungen, die den Erwerb und die Anwendung von Expertenwissen voraussetzen.Dazu trägt vor allem die innergewerkschaftliche Mitarbeit inExpertengremien bei, aber auch die Auseinandersetzung mitden Fachbeamten des Ministeriums. Umgekehrt fließt diesesExpertenwissen aber auch in die Arbeit der GEW ein, in ihrePublizistik, ihre Öffentlichkeitsarbeit und ihre Kampagnen.Auf diese Weise nützt die Personalratsarbeit, die in denVerhandlungen mit dem HKM allzu oft an ihre Grenzen stößt,der gewerkschaftlichen Meinungsbildung und Durchsetzungsfähigkeit und verbessert die kollektive Handlungsfähigkeit der Beschäftigten an den Schulen und Studienseminaren. Dazu trägt auch die Einrichtung einer organisierten Kommunikation zwischen Personalräten in allen
TITELTHEMABereichen bei. Eine weitere Konsequenz aus der schwierigenLage war die aus unserer Sicht sehr wichtige Initiierung einesmittlerweile schon stabilen Bündnisses des HPRLL mit Landeselternbeirat und Landesschülervertretung, das nun schonöfter für die gemeinsamen Interessen in die Öffentlichkeitgegangen ist. Das alles hat letztendlich Früchte getragen, wiedas Landtagswahlergebnis gezeigt hat, wenn auch nochunklar ist, wie sie geerntet werden können.Man muss kein begnadeter Prophet sein, um wesentlicheArbeitsfelder des im Mai neu zu wählenden HPRLL schonjetzt zu benennen. (Zu-)viele Probleme sind von der altenLandesregierung, hier speziell vom Hessischen Kultusministerium (HKM), nicht oder unbefriedigend gelöst oder garignoriert worden. Völlig Verkochtes muss neu zubereitetwerden, halb Gegartes auf Verwendbarkeit nach Bearbeitungmit neuen Zutaten überprüft werden. Selbstverständlich kannhier nur von Initiativen und Positionen der GEW-Fraktion imHPRLL die Rede sein. Während dieser Text Mitte Märzgeschrieben wurde, war nach dem vorläufigen RückzugYpsilantis von ihrer Kandidatur als Ministerpräsidentin nochvöllig unklar, mit wem der HPRLL verhandeln wird.Desaster der gymnasialen SchulzeitverkürzungEines der drängendsten Probleme der hessischen Schulpolitik ist das Desaster der gymnasialen Schulzeitverkürzung(G8). Der Handlungsbedarf wird inzwischen von niemandemmehr bestritten. Aber wie kommt man aus dem Desasterwieder heraus? Diese Frage betrifft bekanntlich nicht nur dieGymnasien. Die Lösungsvorschläge, die die Kultusministerkonferenz (KMK) am 6. März 2008 vorlegte, sind nicht einmaldie Reisekosten der Ministerinnen und Minister wert. Sieähneln dem Versuch, eine klaffende Wunde mit einemwinzigen Heftpflaster zu behandeln. Die GEW wird sich dafürstark machen, dass es keine „Lösung“ durch weitere Kürzungen in der Stundentafel gibt. Sie wird einen wichtigenGrundgedanken der aufklärerischen Bildungstradition verteidig
S. 34 Generation Praktikum Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hessen Zimmerweg 12 60325 Frankfurt/Main Telefon (069) 9712930 Fax (0 69) 97 12 93 93 E-Mail: [email protected] Homepage: www.gew-hessen.de Verantwortlicher Redakteur: Harald Freiling Klin